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Die Stunde des Schakals (German Edition)

Die Stunde des Schakals (German Edition)

Titel: Die Stunde des Schakals (German Edition)
Autoren: Bernhard Jaumann
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in Auftrag gegeben hatte. Sie hatten keinen Zeugen, sie hatten rein gar nichts, was vor Gericht Bestand haben könnte.
    «Vielleicht hat er einen Fehler begangen», sagte Tjikundu, «vielleicht gibt es eine schriftliche Abmachung, mit der sich Elago für die Zeit nach seinem Tod abgesichert hat. Es wäre ja denkbar, dass Fourie von seinem Versprechen in einem halben Jahr nichts mehr wissen will.»
    «Vielleicht», sagte Clemencia. Sie glaubte nicht daran.
    «Oder wir finden Fouries Fingerabdrücke auf der Eisenkette, mit der die Frau des Chefs gefesselt war», sagte van Wyk.
    «Wir könnten Elagos Witwe in die Mangel nehmen», sagte Tjikundu.
    «Und Herrn Fourie natürlich auch», sagte van Wyk. «Zumindest, solange uns sein Anwalt lässt.»
    «Möglicherweise erreicht Fourie ihn ja gar nicht.» Robinson grinste. «Sein Telefon könnte zum Beispiel bei der Festnahme zu Bruch gehen.»
    «Wir halten uns ans Gesetz!», sagte Oshivelo.
    «Aber wir versuchen es?», fragte Clemencia. Sie sah auf die Uhr. Es war 21 Uhr 11.
    «Wir starten morgen früh», sagte Oshivelo. «Ich gebe euch vierundzwanzig Stunden. Länger werde ich euch bei Fouries exzellenten Verbindungen nicht abschirmen können. Und alle arbeiten strikt nach den Vorschriften!»
    Mit Einwilligung des Chefs rief Clemencia bei Angula an. Sie hätte ihn nun wahrlich brauchen können, doch er nahm nicht ab. Immerhin versprach ihr Oshivelo zwölf Leute aus unterschiedlichen Abteilungen, von denen sich am nächsten Morgen tatsächlich neun bei der Serious Crime Unit meldeten. Sie sollten helfen, Fouries Farm auseinanderzunehmen.
    Und das taten sie. Erst durchsuchten sie das Farmhaus von oben bis unten. Dann die beiden Autos. Dann die Nebengebäude, die Geräteschuppen, die Arbeiterwohnungen, die Hundehütten, die Abfalltonnen und jedes Loch im Gemüse-, Stein- oder Zitrusbaumgarten, das als Versteck für was auch immer in Frage kommen konnte. Um 15 Uhr stießen die Kollegen hinzu, die an der Schutzhütte Spuren sichern sollten, eine Stunde später begann es zu regnen, und man nahm sich noch einmal das Farmhaus vor. Robinson und Tjikundu quetschten indessen Elagos Witwe und die Farmarbeiter aus. Wie vereinbart, riefen sie alle zwei Stunden im Präsidium an, um vom Fortgang der Ermittlungen zu berichten. Beziehungsweise vom Stillstand, denn es gab keine Ergebnisse, die auch nur einen Schritt weitergeführt hätten. Gegen 20 Uhr wurde es dunkel, gegen 21 Uhr 30 meldete Robinson sich zum letzten Mal. Sie würden abbrechen und die Kollegen nach Hause schicken.
    Zu dem Zeitpunkt saß Clemencia bereits seit dreizehn Stunden im Verhörzimmer, während van Wyk mal an der Wand lehnte, mal eine halbe Stunde lang in Fouries Rücken auf und ab marschierte, mal durch die Tür verschwand, um kurz darauf wieder hereinzustürmen und Clemencia etwas ins Ohr zu flüstern. Doch der Ex-Richter war nicht zu verunsichern. Wenn er sich wunderte, dass ihn Anwalt von Fleckenstein immer noch nicht herausgeboxt hatte, ließ er es sich nicht anmerken. Elago zu irgendwelchen Verbrechen angestiftet zu haben, leugnete er beharrlich, ansonsten gab er über alles bereitwillig Auskunft. Über die Ungereimtheiten des Lubowski-Falls, über seine eigene berufliche Karriere, seine Farm, seine Arbeiter, über Gott und die Welt, und jetzt hielt er gerade eine Rede über Großherzigkeit. Er spende ab und zu für einen guten Zweck, sei aber eigentlich nicht übermäßig sozial eingestellt. Spiele sich ein tragisches Ereignis jedoch in unmittelbarer Nähe ab, gehe ihm das zu Herzen. Ganz wie der großen Mehrzahl seiner Mitbürger. Jeder wisse natürlich, dass es in Katutura Dutzende von Aids-Waisen-Projekten mit Hunderten, wenn nicht Tausenden von Betroffenen gebe, aber es sei doch etwas anderes, wenn man zwei Kinder jeden Tag um sich sehe. Noch dazu Kinder mit solch vielversprechenden Anlagen wie Nangolo und Taleni. Wieso solle er da seine Farm irgendwelchen entfernten Verwandten vererben, deren Namen er kaum kenne?
    «Gut, dann eben noch einmal zurück!», sagte Clemencia. «Wie war das mit Ihrem Besuch bei Ferdi Barnard?»
    «Was haben Sie gemacht, als Sie das Gefängnis verließen?», fragte van Wyk.
    «Wir würden gern jeden Ihrer Schritte nachvollziehen.»
    «Wen Sie getroffen, mit wem Sie gesprochen haben.»
    «Bis Sie wieder im Flugzeug nach Windhoek saßen.»
    Fourie berichtete, Clemencia und van Wyk fragten, und er antwortete, und die Nacht wurde immer kürzer. Von 3 Uhr bis 4 Uhr 30 machte van
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