Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die stumme Bruderschaft

Die stumme Bruderschaft

Titel: Die stumme Bruderschaft
Autoren: Julia Navarro
Vom Netzwerk:
Ihnen in den Kram passen, und die anderen … Es ist seltsam, es hat mich immer beeindruckt, dass die Männer der Kirche, und in gewisser Weise zählen Sie ja auch dazu, glauben, dass sie lügen, stehlen und töten können, und dass das lässliche Sünden im Vergleich zu der großen Todsünde sind: vögeln. Bin ich Ihnen jetzt zu nahe getreten?«
    »Ich bedaure, was vorgefallen ist, und den Verlust Ihrer Freundin Minerva, das mit Ihrem Chef, mit Ihrem … Pietro …«
    »Und der Tod der lebendig eingemauerten Ana Jiménez? Tut Ihnen der auch Leid? Hoffentlich finden Sie den Rest Ihres Lebens keine Ruhe mehr. Ich weiß, dass ich es mit Ihnen und Ihrer Organisation nicht aufnehmen kann. Das hat man mir gerade deutlich gemacht. Man wollte mich kaufen, indem man mir die Leitung des Dezernats für Kunstdelikte übertragen wollte. Wie wenig Menschenkenntnis Sie haben!«
    »Was soll ich tun? Sagen Sie es mir …«
    »Was Sie tun können? Nichts, Sie können die Toten nicht wieder lebendig machen. Schön, Sie können mir sagen, ob ich immer noch auf der Abschussliste stehe, ob ich wieder einen Unfall haben werde oder ob bei mir der Aufzug abstürzt. Ich würde es gerne wissen, damit niemand bei mir ist und sein Leben lassen muss wie Minerva.«
    »Es wird Ihnen nichts geschehen, ich gebe Ihnen mein Wort.«
    »Und was werden Sie tun? So weitermachen, als wäre das alles nur ein Unfall gewesen?«
    »Wenn Sie es unbedingt wissen wollen: Ich werde mich zurückziehen. Ich gebe die Leitung meiner Firmen in andere Hände und regele meine Angelegenheiten, damit sie auch ohne mich funktionieren.«
    Sofia erschauderte. Sie liebte und sie hasste diesen Mann zu gleichen Teilen.
    »Heißt das, Sie verlassen den Templerorden? Unmöglich, Sie sind einer der sieben Meister, Sie wissen zu viel, und Männer wie Sie laufen nicht einfach davon.«
    »Ich habe nicht vor wegzulaufen. Ich wüsste nicht, vor was oder wem. Ich habe lediglich Ihre Frage beantwortet. Ich will mich zurückziehen, mich dem Studium widmen und die Gesellschaft in anderer Weise unterstützen als bisher.«
    »Und das Zölibat?«
    D’Alaqua schwieg erneut. Er merkte, dass sie tief verletzt war, und er hatte ihr nichts zu bieten, er wusste nicht, ob er fähig wäre, weiter zu gehen, als er gegangen war, und ob er sein vergangenes Leben würde abschütteln können.
    »Sofia, auch ich habe Wunden davongetragen. Sie können sie nicht sehen, aber sie sind da und schmerzen. Ich schwöre Ihnen, mir tut Leid, was geschehen ist, was Sie erlitten haben, all das Unglück, die Toten. Wenn es in meiner Macht gestanden hätte, das zu verhindern, hätte ich es getan. Die Umstände kann ich nicht beeinflussen, aber wir alle haben entschieden, welche Rolle wir in dem Drama spielen wollten, auch Ana.«
    »Nein, das ist nicht wahr, sie wollte nicht sterben, weder Minerva noch Pietro noch die Carabinieri noch die Männer der Gemeinschaft noch Ihre Männer wollten das. Wer waren Ihre Soldaten? Das geheime Heer der Templer? Ich weiß, dass sie mir die Frage nicht beantworten werden, Sie dürfen nicht oder besser gesagt, Sie wollen nicht: Sie sind ein Templer, solange Sie leben, auch wenn Sie sagen, Sie ziehen sich zurück.«
    »Und was werden Sie tun?«
    »Wollen Sie das wirklich wissen?«
    »Ja, das wissen Sie doch. Ich will wissen, wo ich Sie finden kann.«
    »Ich weiß, dass Sie mich im Krankenhaus besucht und dass Sie einige Nächte an meinem Bett gewacht haben …«
    »Antworten Sie mir. Was werden Sie tun?«
    »Lisa, die Schwester von Mary Stuart, hat mir die Tür zur Universität geöffnet. Ich werde ab September dort unterrichten.«
    »Das freut mich.«
    »Warum?«
    »Weil Ihnen das gut tun wird.«
    Sie sahen sich lange an, ohne ein Wort zu sagen. Es gab nichts mehr zu sagen. Sofia stand auf. Umberto D’Alaqua brachte sie zur Tür. Sie verabschiedeten sich mit einem Händedruck. Umberto D’Alaqua hielt ihre Hand einen Moment in den seinigen. Dann ging sie die Treppe herunter, ohne sich umzudrehen. Sie spürte D’Alaquas Blick. Und sie wusste, niemand hat Macht über die Vergangenheit, man kann die Vergangenheit nicht ändern. Die Gegenwart ist bloß der Widerschein dessen, was wir waren, sonst nichts, und es gibt nur eine Zukunft, wenn man nicht einen einzigen Schritt zurück macht.

Danksagung
     
    Ich danke Fernando Escribano, weil ich durch ihn die Tunnel von Turin entdeckte und er immer »Gewehr bei Fuß« steht, wenn wir Freunde ihn brauchen.
    Ich bin auch Gian Maria Nicastro zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher