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Die Prophezeiung

Die Prophezeiung

Titel: Die Prophezeiung
Autoren: Krystyna Kuhn
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Papier zu tun.
    In ihrem Magen bildete sich ein Bleiklumpen.
    Okay, Benjamin hatte sich ganz offensichtlich mit einer Dosis Drogen einfach so weggebeamt. Das war nicht das erste Mal. Es hatte nichts zu bedeuten.
    Aber sie wagte nicht, den Blick zu heben, wollte ihn nicht sehen. Er hatte sie in die Sache hineingezogen, indem er ihren Namen ausgesprochen und sie um Hilfe angefleht hatte.
    Sie starrte auf den Boden, genau zu der Stelle, wo sie geglaubt hatte, eine Ameise zu sehen. Genau wie sie war Katie ein Einzelwesen, ein isolierter Stern unter den anderen. Und in diesem Moment wurde ihr bewusst, wie unendlich einsam sie war.
    Sie hörten den Hubschrauber, bevor sie ihn sahen. Die Rotoren dröhnten und dann tauchte er vor den hohen Fensterscheiben auf. Der Großteil der Studenten rannte zu der Fensterseite.
    Es schien Katie, als würde das ohrenbetäubende Geräusch den Tag entzweireißen. Der erste sonnige Tag, so perfekt in seiner Ahnung vom Frühling, und nun das.
    Miranda García lief hinüber zum Fenster. »Jaja, ich weiß«, rief sie und klatschte in die Hände. »Das ist jetzt ganz großes Kino. Aber geht einfach davon aus, dass es ein Happy End geben wird. Wenn ihr allerdings hier noch länger herumsteht, statt in eure nächste Vorlesung zu gehen, die in genau …« Sie schaute auf ihre Armbanduhr, »acht Minuten beginnt, gibt es vielleicht bei den bevorstehenden Prüfungen kein Happy End, sondern ein schreckliches Erwachen.«
    Niemand achtete auf sie.
    Die meisten Studenten waren damit beschäftigt, die Landung des Hubschraubers mit ihren Handys zu filmen. Und die anderen hämmerten auf die Tasten ihres Laptops ein und verschickten auf Facebook die Nachricht hinaus in die Welt, dass Benjamin Fox auf einem Horrortrip war und mit Sicherheit nicht wieder so schnell zurückkommen würde.
    Oh, Mann, dachte Katie, Ben wird sich in den Hintern beißen, wenn er erfährt, was er verpasst hat.
    Benjamin war stets der Erste mit seiner Kamera, wenn am Grace etwas passierte. Er war der Chronist, der Regisseur und nicht diese Idioten mit ihren Handys. Aber jetzt war Benjamin der Held seines eigenen Films.
    Der Pilot hielt den Hubschrauber ein bis zwei Meter über der Rasenfläche. Dort schwebte er wie eine Riesenlibelle mehrere Minuten. Es schien Katie eine Ewigkeit zu dauern, bis die Tür sich öffnete und drei Männer in grünen Anzügen heraussprangen.
    Einer davon war der Notarzt. Er schien ihr nicht viel älter als sie selbst. Katie reckte den Kopf, doch dann wurde ihre Aufmerksamkeit von einem Aufschrei abgelenkt, der von irgendwo weiter oben kam.
    »Bennie! Oh, Bennie! Was ist mit dir? Was machst du für Sachen?«
    Katies Blick glitt zur Tür hinüber und fiel auf einen der Senior-Studenten. Das war doch Tom, Benjamins neuer Lover, oder?
    Katie kannte ihn nur flüchtig und das genügte. Die Male, wo sie ihn in einer Theateraufführung erlebt hatte, reichten. Er war ein miserabler Schauspieler. Jeder wusste es, vermutlich sogar Ben, der offenbar jetzt Bennie hieß, aber niemand sagte es Tom. Sein Charme bestand ihrer Meinung nach in seinem Aussehen Marke Hollywood. Sein Hang zur Dramatik jedenfalls hätte besser nach Beverly Hills als ins Tal gepasst.
    »Benjamin, Bennie!« Mit einem neuen Aufschrei beugte sich Tom über Ben. »Was ist passiert, Darling? Ich habe dich so vermisst.« Unterdrückte Tränen hingen in seiner Stimme. Und der Auftritt verfehlte seine Wirkung nicht auf die Collegemädchen aus Katies Jahrgang, die immer wieder mit Selbstmord drohten, wenn ihnen klar wurde, dass Mr Womanizer eindeutig das andere Geschlecht bevorzugte.
    David legte die Hand auf Toms Schulter. »Er ist zusammengebrochen. Komm, du musst Platz machen, der Notarzt ist da.« Er zog den widerstrebenden Tom beiseite in die nächste Stuhlreihe, von wo aus Rose, Julia und Chris die Szene beobachteten. Katie folgte ihnen.
    Der größte Teil der Studenten hatte den Saal bereits verlassen und stand nun im Flur herum. Robert konnte sie nirgendwo entdecken.
    Katie hörte, wie Jay Bauer mithilfe von Mrs Briggs versuchte, sie zum Gehen zu bewegen. Vielleicht wäre Katie sogar der Aufforderung gefolgt, hätte sie nicht in diesem Moment den Arzt gehört: »Kammerflimmern.«
    Benjamin war bereits an einen Herzmonitor und Sauerstoff angeschlossen. Zu seinem Hals führte ein zentraler Venenkatheter, den der Arzt gelegt hatte.
    »Defibrillator!«
    Danach ging alles ganz schnell. Und es spielte sich genauso ab wie die Szenen in Emergency Room und
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