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Die Nanny und der Traummann

Die Nanny und der Traummann

Titel: Die Nanny und der Traummann
Autoren: Michelle Celmer
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im Augenblick interessiere ich mich mehr für Sie. Erzählen Sie mir doch ein bisschen über sich.“
    „Ich dachte, Sie wollten über die Mädchen sprechen? Außerdem kennen Sie doch meinen Lebenslauf.“
    „Klar, aber der enthält doch nur oberflächliche Informationen. Ich wüsste einfach gerne, wer Sie wirklich sind. Beispielsweise, warum Sie Krankenschwester wurden.“
    „Wegen meiner Mom.“
    „Sie war auch Krankenschwester?“
    „Nein, Hausfrau. Aber als ich klein war, erkrankte sie an Brustkrebs. Die Krankenschwestern sind sehr gut mit ihr umgegangen und waren wahnsinnig nett zu meinem Vater, meiner Schwester und mir. Besonders im Sterbehospiz. Sie haben uns wirklich dabei geholfen, diese schwere Zeit durchzustehen. Und da hatte ich meinen Traumberuf gefunden.“
    „Sie ist gestorben?“
    Sierra nickte. „Ja, als ich vierzehn war.“
    „Ein schweres Alter, um einen Elternteil zu verlieren.“
    „Für meine Schwester war es noch härter. Sie war erst zehn.“
    Er kam um den Tresen herum und setzte sich neben sie auf den Barhocker. „Wahrscheinlich gibt es gar kein gutes Alter, um seine Eltern sterben zu sehen. Ich war zwölf, als meine Mutter und mein Vater ums Leben kamen. Es war ziemlich schlimm.“
    „Meine Schwester war immer so ein fröhliches, aufgeschlossenes Kind. Aber nach Moms Tod wurde sie launisch und ziemlich aggressiv.“
    „Ich war damals auch wütend“, erzählte Coop. „Es hat nur ein paar Wochen gedauert, und aus einem ziemlich netten Jungen wurde der Klassenfiesling.“
    „Ich habe gehört, dass das in solchen Situationen ziemlich häufig vorkommt: Man sucht sich kleine, schwache Opfer, um sich von der eigenen Machtlosigkeit abzulenken.“
    „Stimmt. Nur dass ich meine Wut an Jungs ausgelassen habe, die größer waren als ich. Ein paar Mal habe ich ganz schön einstecken müssen, aber meistens habe ich gewonnen. Und ja, das gab mir wirklich das Gefühl, ausnahmsweise mal die Kontrolle über mein Leben zu haben.“
    „Meine Schwester ist nie gewalttätig geworden, aber sie hatte eine Zeit lang Drogenprobleme. Mittlerweile ist sie zum Glück clean, aber als unser Dad krank wurde, ist ihr alles über den Kopf gewachsen. Sie war gerade mal achtzehn, da ist sie nach Los Angeles abgehauen. Mittlerweile ist sie Schauspielerin, mehr oder wenigstens jedenfalls. Vor allem kellnert sie.“
    „Was hat Ihr Vater denn?“, fragte er in der Hoffnung, nicht zu neugierig zu wirken.
    „Alzheimer im Endstadium.“
    „Wie alt ist er?“
    „Fünfzig.“
    Verdammt. „Das ist ziemlich jung für Alzheimer, oder?“
    Sie nickte. „Solche Fälle sind selten. Mit sechsundvierzig ging es los, und die Krankheit ist wahnsinnig schnell vorangeschritten. Keins der Medikamente hat angeschlagen, und es ist eher unwahrscheinlich, dass er das Jahr überlebt.“
    „Tut mir leid für Sie. Und ihn natürlich.“
    Sie zuckte mit den Schultern und senkte den Blick. „In Wahrheit ist er schon vor Monaten gestorben. Mittlerweile ist nur noch eine leere Hülle von ihm übrig.“
    Sie sah unfassbar traurig aus. Am liebsten hätte Coop sie umarmt und getröstet, aber sie anzufassen erschien ihm absolut unangebracht. Ihm blieben nur Worte und die Tatsache, dass er genau wusste, wie schrecklich es sich anfühlte, seine Eltern zu verlieren.
    „Mein Dad ist gleich nach dem Autounfall gestorben. Meine Mutter lag danach noch eine Weile im Koma. Mein Bruder Ash musste mit gerade mal achtzehn Jahren die Entscheidung treffen, die lebenserhaltenden Maßnahmen abzuschalten.“
    „Wie schrecklich! Diese Entscheidung sollte wirklich niemand treffen müssen, egal wie alt. Auf der Säuglingsintensivstation habe ich so oft miterlebt, wie Eltern mit dieser Situation zu kämpfen hatten. Es war fürchterlich, das mitanzusehen. Aber natürlich durfte ich mir in der Arbeit nichts anmerken lassen.“
    „Verständlich, dass Sie irgendwann nicht mehr in diesem Beruf arbeiten konnten.“
    „Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, ich habe es geliebt, Krankenschwester zu sein. Aber es hat mich auch ausgelaugt.“
    „Denken Sie, dass Sie Ihren Job vermissen werden?“
    Sie lächelte. „Solange ich mich um die Zwillinge kümmere, werde ich dafür wohl kaum Zeit haben.“
    Hoffentlich laugte das Leben als Nanny sie mit der Zeit nicht genauso aus. Vielleicht hätte er ihr mehr Freizeit zusichern sollen! Er wusste ja aus eigener Erfahrung, wie anstrengend es war, sich rund um die Uhr um die Zwillinge zu kümmern. Ein paar Stunden am
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