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Die Mitternachtsprinzessin

Titel: Die Mitternachtsprinzessin
Autoren: Gaelen Foley
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durch indische Wüsten geführt, um zu wissen, dass Wasser Leben bedeutete.
    Während er die Pumpe bewegte, bemerkte er, dass er keinen Schmerz mehr im Bauchbereich spürte. Er war beinahe geheilt, hatte beinahe seine frühere Kraft zurückgewonnen. Die Frage war nur, wie würde er sie in Zukunft einsetzen? Darauf hatte er bisher noch keine Antwort gefunden. Hab Geduld, sagte er sich wohl zum tausendsten Mal. Die Antworten würden kommen.
    Als Nächstes holte er eine Portion Hafer für sein Pferd, dabei atmete er den schweren Duft des süßen Futters ein. Er trug es hinaus zu der Krippe, und das Klappern des Eimers genügte, damit Thunder mit einem hungrigen Wiehern herantrabte. Gabriel stellte das Behältnis vor seinem königlichen Hengst ab, dann bemerkte er, dass der Hirsch sich wieder an der Salzlecke gütlich getan hatte.
    Nun, dem Pferd machte es nichts aus, zu teilen. Er klopfte ihm den Hals und überließ das treue Tier dem Hafer, den es gierig fraß. Anschließend suchte er den Hühnerstall auf. Während die Hennen sich um die Handvoll Saat hermachten, die er in diesen hineingeworfen hatte, suchte er im Stroh nach ein paar Eiern. Er mochte es, wenn sie sich so glatt in seiner Hand anfühlten. Seine Ausbeute brachte er ins Haus zu Mrs. Moss, seiner grauhaarigen, stets schlecht gelaunten Haushälterin, die sich in der Küche zu schaffen machte, so wie jeden Morgen.
    „Haben Sie schon die Milch geholt, Sir?“
    „Das werde ich jetzt tun“, sagte er und nahm die Kanne an sich. Zweifellos musste er der Frau sehr seltsam erscheinen, ein Herr, der seine Arbeit selbst erledigte, anstatt eine Schar von Dienstboten mitzubringen. Das Leben in der Armee machte einen Mann jedoch genügsam, aber das war noch längst nicht alles: Gabriel hatte einfach nur allein sein wollen, allein sein müssen.
    Wieder ging er hinaus und sah die beiden braven Kühe des Bauernhofs unter dem großen Eichbaum grasen. Als er sie gemelkt hatte, brachte er die Kanne wieder hinein. Doch ehe er sie Mrs. Moss reichte, goss er einen Teil von der sahnigen Oberschicht in eine Schale. Die alte Frau runzelte missbilligend die Stirn, aber Gabriel achtete nicht auf sie, sondern trug die Milch hinaus, um die Kätzchen zu füttern.
    Ein Fuchs hatte ihre Mutter getötet, daher hatte er die kleinen Waisen auf den Heuboden gebracht, um ihnen dasselbe Schicksal zu ersparen. Gern hätte er sie ins Haus geholt, doch das erlaubte Mrs. Moss nicht. Sie sagte, sie würden ihr nur Flöhe in die Teppiche setzen.
    Als er die stille, nach Heu riechende Scheune betrat, ging es Gabriel durch den Kopf, wie sehr seine alten Kameraden vom Regiment wohl gelacht hätten, wenn sie ihren Eisernen Major so sehen würden, als Kindermädchen für ein paar wilde Kätzchen. Das ist jetzt egal, dachte er, als er die Leiter hochstieg und dabei die Schale mit der Milch in einer Hand balancierte. Er konnte neuerdings auch mehr über sich selbst lachen.
    Außerdem waren die Kätzchen, auch wenn er das um nichts in der Welt zugegeben hätte, eine weitaus angenehmere Gesellschaft als die knurrige Mrs. Moss. Tatsächlich war dies die einzige Klage, die er über sein Leben in dem gepachteten Bauernhaus Vorbringen konnte: Manchmal, nach all den Wochen selbst auferlegter Einsamkeit, fiel ihm das Alleinsein schwer, vor allem jetzt, da der Winter nahte.
    Wenn er ein Gespräch wünschte, so konnte er das Haus seines Bruders nach einem Ritt von nur wenigen Stunden erreichen, und London lag nicht viel weiter entfernt. Aber Gabriel kannte niemanden, mit dem er wirklich zusammen sein wollte. Er hatte ein paar Wochen zuvor versucht, in London Ablenkung zu finden, aber selbst in einem Ballsaal voller schöner Frauen und sympathischer Männer, selbst in Anwesenheit seiner liebenswerten Familie, hatte er sich einsamer gefühlt denn je.
    Also zog er sich wieder in sein ländliches Refugium zurück. Vielleicht brauchte die Seele längere Zeit zum Heilen als der Körper.
    Als er das Ende der Leiter erreicht hatte und auf den Heuboden stieg, kamen zwei seiner pelzigen Schützlinge auf ihn zu und miauten bereits herzzerreißend nach ihrer Milch. Doch Gabriel runzelte die Stirn. Die rote fehlte.
    Hm. Er hoffte, das kleine Wesen war nicht irgendwo gefangen worden oder hatte sich verletzt. „Kätzchen? Wo bist du?“, fragte er leise und ging langsam über den Heuboden auf der Suche nach dem roten Felltier.
    Plötzlich blieb er wie angewurzelt stehen. Er hatte das rote Kätzchen entdeckt. Es schlief fest an
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