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Die Mission

Die Mission

Titel: Die Mission
Autoren: Rod Rees
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bekamen Panikattacken. Nicht mal in Phantasiewelten, die so real waren wie die Demi-Monde.
    Computerspiele waren nicht gruselig, man bekam keine Angst, jedenfalls nicht eine solche Panik, bei der sich einem der Magen umdrehte und die Knie schlotterten. Irgendwas stimmte hier einfach nicht. Irgendwas war absolut falsch. Als wäre das, was sie – sie? – mit ihr anstellten, ein gewolltes, sadistisches Spiel.
    Arschlöcher .
    Sie sah sich um. Es war stockdunkel. Nur ein schwacher Lichtschein drang durch eine halb offene Haustür am Ende der gepflasterten Gasse und fiel auf die mit Graffiti beschmierte Ziegelsteinmauer gegenüber.
    Nur ein toter nuJu ist ein guter nuJu
    Willkommen in der Demi-Monde.
    Sie versuchte, sich zu beruhigen. Diese dunkle Gasse war ein idealer Ort, um sich zu verstecken. Abgesehen … abgesehen davon, dass es eine Sackgasse war. Jetzt saß sie in der Falle. Sie spürte einen bitteren Geschmack im Hals, als ihr die Galle hochstieg. Alles drehte sich um sie herum, und sie glaubte, vor Kälte, Erschöpfung und blankem Entsetzen in Ohnmacht zu fallen. Vielleicht war sie krank. Wie hatte der Professor es noch genannt … illumnizieren?
    Illumnizieren .
    Ein seelischer Zustand, der sich darin äußerte, dass man die Realitäten durcheinanderbrachte. Vor allem unerfahrene Spieler von hyperrealistischen Computersimulationen wie Demi-Monde wurden davon befallen. Der Professor würde einige Fragen beantworten müssen.
    Dreckskerl .
    Wenn sie ihrem Vater erzählte, was sie hatte durchmachen müssen, wäre die Hölle los. Er würde in die Luft gehen. Dass seine Tochter einer Cyber-Tortur unterzogen wurde, würde dem Präsidenten der Vereinigten Staaten gar nicht schmecken. Sobald sie wieder zu Hause war, würde sie ihm alles erzählen.
    Falls sie jemals nach Hause kam.
    Plötzlich hörte sie das Knirschen von Stiefelabsätzen auf den Pflastersteinen. Sie drückte sich noch enger an die dunkle Wand und traute sich nicht einmal, Atem zu holen. Sie spürte nur, wie ihr kalte Schauer über den Rücken liefen. Dann biss sie die Zähne fest zusammen, damit man das Klappern nicht hörte.
    Ein Schrei. Eine harte, schonungslose Stimme, die aber gleichzeitig kindlich klang … Clements Stimme. Sie hätte sich denken können, dass er die Hetzjagd anführen würde. Er war zwar wahnsinnig, aber immer noch schlauer als alle anderen zusammen. Wahrscheinlich waren es seine Bluthunde, die ihr Blut gewittert hatten und ihr im Schnee gefolgt waren.
    Bluthunde. Grässliche, ganz grässliche Dinger.
    Sie hörte, wie jemand Befehle schrie und Clements SS -Männer knapp darauf antworteten. Sie hasste die SS . In der SS waren die fanatischsten Fanatiker überhaupt. Sie stellten einen Befehl niemals in Frage. Sie waren überzeugte Anhänger. Man hatte sie mit dem Schutz der Schwarzen Seele des ForthRights und mit der Durchsetzung der perversen Ideologie des UnFunDaMentalismus beauftragt. Sie waren für den Schutz der Demi-Monde vor Dämonen verantwortlich … Dämonen wie Norma.
    Sie hörte eine aufgeregte und hitzige Diskussion, gleich um die Ecke der kleinen Gasse. Ob sie ihre Spur verloren hatten? Vielleicht war der Schnee gerade noch rechtzeitig gekommen. Vorsichtig reckte sie den Kopf aus dem Türeingang. Vielleicht konnte sie verstehen, was sie sagten. Plötzlich verstummten die Stimmen, und sie hörte nur noch das Fiepen eines Hundes. Clements Jagdgesellschaft befand sich immer noch in unmittelbarer Nähe. Die Stille war erdrückend … bedrohlich. Ihr Körper war angespannt, bereit, jeden Augenblick wieder loszurennen. Um ihr Leben zu rennen.
    Nur wohin?
    Als der Knüppel mit voller Wucht ihr Knie traf, war der Schmerz unsäglich; er durchfuhr ihren Körper, und der Schock lähmte sie.
    Niemals hätte Norma sich vorstellen können, dass man einem menschlichen Körper solche Schmerzen zufügen konnte. Ihr zerschmettertes Knie gab nach, und sie sank auf das Kopfsteinpflaster.
    Sie musste das Bewusstsein verloren haben, denn als sie wieder zu sich kam, lag sie in einer eisigen Wasserpfütze. Um sie herum standen etwa ein Dutzend Männer, die sie mit finsteren Gesichtern anstarrten. Sie spürte, wie alle Hoffnung sie verließ. Die beiden Männer, die die Meute anführten, waren in der Demi-Monde als die härtesten und grausamsten von allen bekannt.
    Singularitäten .
    Es waren Männer ohne Mitleid, ohne Gewissen, ohne Skrupel. Männer, die lachten, während sie die unschuldigsten und wehrlosesten Menschen abschlachteten. Echte
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