Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Mafia kommt zur Geisterstunde

Die Mafia kommt zur Geisterstunde

Titel: Die Mafia kommt zur Geisterstunde
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
Posten. Aber nur für zwei Minuten, denn plötzlich kam Pölke aus dem Haus.
Einen prallgefüllten Rucksack hielt er in den Armen. Sein Schmalschädel drehte
sich nach links und nach rechts, als wittere er. Das schwarze Haar glänzte in
der Sonne, und er trug ein gelbes Hemd zu schwarzen Hosen.
    Pölke überquerte die Straße und
verschwand durch das Tor einer Schrotthandlung. Dort war heute — und vermutlich
auch an anderen Tagen — total tote Hose, nämlich niemand da.
    Augenblicke später linste Tarzan um die
Ecke eines verfallenen Schuppens und beobachtete, wie Pölke seinen Rücksack
auslerrte, indem er den Inhalt hinter einen Abfallhaufen kippte. Glas klirrte,
Metall schepperte. Dann stelzte Pölke zurück. In einer Entfernung von weniger
als fünf Metern kam er an Tarzan vorbei — freilich ohne ihn zu bemerken.
    Pölke verschwand im Haus. Tarzan
kauerte sich hinter den Abfallhaufen.
    Mich rammt der Zeisig! dachte er. Wenn
das nicht die dickste Lok von der Schiene haut...
    Es war durchaus kein Abfall, was Pölke
weggeworfen hatte. Es waren Porzellanfiguren — Nippes, Bilder im Kleinformat — und
kein großen Meister — , außerdem die Nachbildungen dreier alter Pistolen.
    Dieser Verbrecher! dachte Tarzan. Nicht
nur, daß er uns um achtzehn-Mark-fünfzig betrügt — nein, er bricht auch bei
seinem Onkel ins Ferienhaus ein und stiehlt, was er kriegen kann. Weshalb?
Natürlich aus purer Gemeinheit. Denn an der Beute liegt ihm nichts, wie ich
sehe.
    Nur noch elf Minuten ließ Kommissar Glockner
auf sich warten.
    Als sein BMW vor dem Haus hielt,
tauchte Tarzan auf wie aus dem Nichts.
    „Guten Morgen, Herr Glockner“, strahlte
er. Und mit gedämpfter Stimme: „Ich dachte mir, vielleicht kratzt Pölke die
Kurve. Deshalb kam ich her, um aufzupassen. Und richtig! Abhauen wollte er zwar
nicht, aber ich konnte heimlich beobachten, wie er gewisse Dinge beseitigte,
nämlich dort drüben in der Schrotthandlung, wo es nicht auffällt, wenn Schund
zu Schund kommt. Jedenfalls hat er eine Rucksackfüllung Diebesbeute abgeladen:
Nippes, kleine Bilder und drei Nachbildungen von Reiterpistolen. Ist ‘n Ding,
hah?“
    Glockner schloß den Mund. „Du meinst,
er ist der Ferienhaus-Einbrecher?“
    „So sehe ich’s.“
    „Sehen wir uns den Vogel mal an. Ich
tue so, als hättest du mir die Beute schon gezeigt.“
    Sie klingelten.
    Offenbar hatte Pölke hinter der Gardine
gelauert. Er kam sofort an die Tür. Seine Miene spie Gift. Wahrscheinlich
glaubte er, Tarzan käme mit seinem Vater, um das Eintrittsgeld zurückzufordern.
    „Kriminalpolizei. Ich bin Kommissar Glockner.“
Er zeigte seine Marke.
    Pölke wurde blaß wie der Tod. „Po...
Polizei? Wieso?“
    „Sie stehen im Verdacht“, sagte Glockner,
„der Einbrecher zu sein, der vor einer Woche das Ferienhaus Ihres Onkel Oswald Reebmann
heimsuchte. Der Beweis liegt drüben in der Schrotthandlung. Außerdem liegt ein
Geständnis vor von Dieter Manowsky. Sie beide sind ins Studio Strong
eingebrochen, um Zerstörung anzurichten, was zum Glück durch Tarzan und seine
Freunde vereitelt wurde. Jetzt muß ich Sie bitten, uns zum Präsidium zu
begleiten. Holen Sie Ihre Jacke!“
    Himmel! dachte Tarzan. Wie der
aussieht, der Kerl. Als fällt er gleich um und ist tot. Zwei Einbrüche — schlimm,
schlimm! Aber den Kopf kostet das nicht — auch nicht 15 Jahre Gefängnis.
Weshalb ist der so fertig?
    Pölke taumelte ins Haus. Er konnte sich
kaum auf den Beinen halten.
    Der Kommissar und Tarzan folgten ihm.
    Als sie in den Wohnraum kamen,
klingelte das Telefon.
    „Das... das... ist wohl für mich“,
stammelte Pölke.
    Für wen sollte es sonst sein?
    Er meldete sich.
    „Gunter!“ Katjas Stimme jubelte am
anderen Ende der Leitung, klang allerdings etwas heiser, als wäre sie erkältet.
„Ich habe eine Überraschung für dich. Sitzt du? Setz dich! Sonst wirft es dich
um. Wir können heiraten. Sofort, Gunter. Ich meine, wir haben jetzt die
wirtschaftliche Voraussetzung. Das Geld. Du brauchst auch nicht länger in
diesem häßlichen Haus zu wohnen.“
    „Wa... was... was meinst du?“
    „Du hast doch gemerkt, daß mich dein
Onkel mag.“ Sie nieste.
    „Ja, habe ich.“ Er versuchte, die
lähmende Angst niederzukämpfen. „Schöne Frauen waren schon immer seine
Schwäche.“
    „Gunter!“ sagte sie vorwurfsvoll. „In
mir sieht dein Onkel eine Tochter. Er bedauert zwar, daß du keine Eignung zum
Firmenleiter hast. Aber die Welt brauche auch andere Menschen. Vielleicht —
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher