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Die Kompanie der Oger

Die Kompanie der Oger

Titel: Die Kompanie der Oger
Autoren: A. Lee Martinez
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konnte, verdiente einen gewissen Respekt. Da Oger weder daran gewöhnt waren, Menschen zu respektieren noch zu fürchten, wussten sie jetzt nicht genau, wie sie sich fühlen sollten. Schließlich entschieden sie sich für peinliches Unbehagen.
    Das Schwarze Verhängnis stärkte Neds Mut und schwächte seine Vernunft. Er hatte keine Angst vor dem Tod, lediglich eine allgemeine Abneigung dagegen. In diesem Augenblick war er zu allem fähig, und er war nicht einmal selbst ganz sicher, was das war.
    »Mein Geld.«
    Ralpf ließ Neds Beutel auf den Tisch fallen. »Wir dachten nicht, dass Sie es noch brauchen würden, Sir.«
    Ned rülpste so laut, dass es ihm beinahe selbst die gummiartigen Knie unter dem Körper weggezogen hätte. »Mein Messer. Mein Schwert.«
    Das Messer wurde übergeben.
    »Das Schwert hat jemand vor uns erwischt«, erklärte Ward.
    Ned stützte sich auf den Tisch, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.
    »Wir haben nur die Anweisungen befolgt«, meinte Ralph. »Sir.« Er grunzte das letzte Wort mit offensichtlichem Ekel.
    Neds böser Arm schwang hart und schnell herum und kollidierte mit Ralphs dickem Kiefer. Ein furchtbares Knacken war zu hören. Ob es Neds Hand war, die brach oder die Zähne des Ogers, die zusammenschlugen, konnte Ned nicht sagen. Aber er warf Ralph von seinem Stuhl und auf den Boden. Durch den Schwung drehte sich Ned herum und wäre beinahe neben dem Oger zu Boden gegangen, wenn da nicht Aces Arm gewesen wäre, der ihn aufhielt.
    Das Publikum johlte. Jeder einzelne dieser Soldaten wusste einen guten, soliden Schlag als eine Kunstform zu schätzen. Ned würde es am Morgen bereuen. Seine Knöchel waren zwar geschwollen und rot, doch er spürte den Schmerz nicht. Das Starkbier hielt ihn schön warm.
    Ralph stand auf. Er rieb sich den Kiefer. Ein Rinnsal Blut erschien auf seiner Lippe. Nicht viel, aber mehr Schaden, als ein Mensch jemals angerichtet hatte. Genau genommen war er noch nie von einem Menschen geschlagen worden. Die Eigentümlichkeit der Situation wischte seinen Ärger weg und ließ nur tiefe Verwirrung zurück.
    »Hier ist eine neue Anweisung.« Ned rammte seinen Finger in Wards Brust. »Begrabt mich nie wieder.«
    Er drehte sich und stolperte zur Bar zurück. Als er sich wieder gesetzt hatte, füllte sich der Pub erneut mit Lärm. Der Knochenhornspieler stürzte sich auf eine stürmische Darbietung des »Knochenbruch-Blues«, ein Lied, das aus denselben Tönen - sogar in derselben Reihenfolge - bestand wie der »Schädelbrecher-Boogie«, nur ein bisschen langsamer gespielt wurde.
    »Sie haben Mumm, Sir.« Ace klopfte Ned auf den Rücken.
    Neds böser Arm griff den Kobold am Ohr und schleuderte ihn auf den Knochenhornspieler. Er hatte das nicht gewollt, aber sein Arm wurde immer besonders garstig, wenn der Körper trank. Die Stammgäste kicherten höchst amüsiert. Ace staubte sich ab und suchte sich einen Platz am Tisch der Totengräber.
    Ned nahm noch einen Schluck und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Je höher das Fieber, desto besser das Bier. Er bestellte ein Steak, blutig-roh. Nichts passte so gut zu einem großen Becher Schwarzen Verhängnisses.
    Eine Frau glitt auf den Hocker neben Ned. »Sie sind also unser neuer Kommandeur.«
    Er warf ihr einen Blick zu. Sie war hübsch, nicht schön, mit kurzem blondem Haar. Und sie kam ihm vage bekannt vor. Etwas an ihr rührte an seine animalischen Instinkte. Es war nicht normal, dass irgendetwas so kurz nach der Auferstehung von den Toten an seine animalischen Instinkte rührte. Und ein ordentliches Bier war auch nie besonders hilfreich.
    »Kennen wir uns?«, fragte er.
    »Nein, Sir.« Sie lächelte. Ein Grübchen erschien auf ihrer linken Wange. Er kannte sie. Er wusste nur nicht, woher.
    »Ich heiße Miriam, Sir.« Mit den Fingern fuhr sie seinen bösen Arm auf und ab. Unter ihrer Berührung wurde er warm. »Darf Ihnen eine Lady einen Drink spendieren?«
    Am anderen Ende des Raumes betupfte Ralph das Blut an seinem Kinn. »Hab dir doch gesagt, dass der ein Arschloch ist.«
    »Jau.« Mit einem Grinsen blies Ace den Rauch seiner Pfeife aus. »Ich mag ihn.«
     
    DREI
     
    Die Rote Frau hatte mit den Jahren eine große Anzahl von Verpflichtungen angesammelt. Während Menschen sechs oder sieben erbärmliche Jahrzehnte existierten, lebte sie einfach weiter und sammelte Aufgaben, wie eine watschelnde Schlammbestie Fliegen sammelte, bis die arme Kreatur schließlich unter dem Gewicht einer Milliarde Insekten
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