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Die Kaufmannstochter von Lübeck

Die Kaufmannstochter von Lübeck

Titel: Die Kaufmannstochter von Lübeck
Autoren: Conny Walden
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ganz Holstein und Mecklenburg und wahrscheinlich noch weit darüber hinaus so eifrig geworben wird, und zwar mit einem Lohn, der sich sehen lassen kann und der es uns Händlern schwer macht, noch Männer für unsere Schiffe zu finden?«
    »Alles zu seiner Zeit«, antwortete Brun Warendorp mit einem Tonfall, der ruhig und gelassen wirkte. Wer den Bürgermeister jedoch besser kannte – und auf Moritz traf das zu –, der wusste, dass es in ihm ganz anders aussah. Denn Brun Warendorp war alles andere als der geborene Anführer, der sich gern an die Spitze stellte und eine Menge mit großen Reden mitzureißen vermochte. Er war vielmehr ein zurückhaltender, emsig in der Stille wirkender Mann, der seine Pflichten als Bürgermeister sehr genau nahm und mit großer Geduld und Beharrlichkeit die Interessen der Stadt zu vertreten versuchte.
    »Was soll das heißen?«, ereiferte sich Magnus. »Die Koggen lübischer Händler werden mit ungerechten Zöllen belegt und in der Durchfahrt des Öresunds auf eine Weise behindert, die jedem Rechtsverständnis spottet, und gleichzeitig wird mit unserem Geld eine Flotte ausgestattet, die aber nicht einmal die Travemündung verlässt, geschweige denn dafür sorgt, dass Helsingborg zurückerobert wird und die dortigen Besitztümer den hanseatischen Händlern wieder zurückgegeben werden!«
    Lauter Beifall brandete jetzt auf. Moritz begriff, dass dies nicht nur gegen den Bürgermeister gerichtet war, sondern auch gegen ihn. Mit diesen Worten hatte sich Magnus Bredels als der bessere Ältermann darzustellen gewusst. Als einer, der die Interessen der arg gebeutelten Schonenfahrer energischer zu vertreten wusste als der vergleichsweise zurückhaltende und stets zur Mäßigung neigende Moritz von Dören.
    »So lasst den Bürgermeister sich doch erklären!«, rief Moritz und versuchte erneut, für Ruhe zu sorgen.
    »Seid Ihr der Büttel des Bürgermeisters oder der Ältermann unserer Bruderschaft?«, rief Magnus daraufhin und brachte damit wohl die Ansicht einer erheblichen Anzahl von Mitgliedern in diesem ehrenwerten Kreis von Kaufleuten auf den Punkt.
    So dauerte es noch einige quälend lange Augenblicke, bis Brun Warendorp schließlich wieder zu Wort kam, um seine Sicht der Dinge erklären zu können.
    »Wir brauchen noch Zeit«, sagte er. »Zeit, um genügend Schiffe und Männer unter Waffen aufzubieten, die Waldemar entgegentreten können. Und allein werden wir das nicht schaffen. Wie ich schon einmal gesagt habe, wir brauchen Verbündete. Sonst ist jegliche Aktion gegen Waldemar von vornherein zum Scheitern verurteilt.«
    »Soweit ich gehört habe, habt Ihr kein Schiff, das gegenwärtig bei Helsingborg festsitzt«, sagte Magnus und stemmte dabei die Hände in die Hüften. Sein abschätziger Blick maß Brun Warendorp von Kopf bis Fuß. »Da wartet es sich wohl etwas leichter, nehme ich an.«
    Gelächter brach aus.
    »Ruhe!«, schimpfte Moritz energisch dazwischen und fand zu seiner eigenen Überraschung damit sogar Gehör. »Solange ich Ältermann dieser Bruderschaft bin, wird hier ein freies Wort gesprochen. Und das gilt für jeden – ganz besonders aber für den Bürgermeister von Lübeck. Die Gastfreundschaft und der Anstand eines ehrbaren Kaufmanns gebieten das, und ich kann mir nicht vorstellen, dass Ihr allen Ernstes der Erste sein wollt, der diese Grundsätze verletzen will, Magnus!«
    Einige Augenblicke sagte niemand ein Wort. Magnus war sich wohl auch nicht ganz sicher, wie groß sein Rückhalt unter den Anwesenden tatsächlich war. Um offen den Aufstand gegen den amtierenden Ältermann zu wagen, schien ihm noch nicht der richtige Zeitpunkt gekommen zu sein, zumal es die anderen Schonenfahrer wahrscheinlich als äußerst unfein angesehen hätten, wenn Magnus in dieser äußerst schwierigen Situation einen Wechsel verlangt hätte. So biss er sich auf die Lippe und schwieg.
    »Bezahlt einstweilen die Zölle, kann ich euch nur raten«, ergriff wieder Brun Warendorp das Wort. »Glaubt mir, ich weiß, wie weh euch jeder Taler tut und dass dadurch eure ganzen Unternehmungen in Gefahr geraten können. Und mir ist durchaus auch klar, was die Entwicklung der letzten Zeit für diejenigen bedeutet, die sogar Lagerhäuser und Kontore in Helsingborg betrieben haben, deren Warenlager vielleicht sogar noch prall gefüllt waren.«
    »Fürwahr! Die Dänen können über das Geschäft nicht klagen, das sie durch die Eroberung von Helsingborg gemacht haben!«, rief einer der Anwesenden laut
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