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Die Hure von Rom - Walz, E: Hure von Rom

Titel: Die Hure von Rom - Walz, E: Hure von Rom
Autoren: Eric Walz
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das du mir geschenkt hast. Dir stand es besser als mir. Ich wollte es dir eigentlich zurückgeben, aber jetzt behalte ich es natürlich für – bis zum Schluss.« Sie rang mit sich, suchte nach letzten Gedanken. »Wir haben zu wenig gesprochen, die Zeit nicht genutzt … Ich frage mich, was du – was du mir wohl als Letztes sagen würdest, wenn du könntest. Einen Rat geben? Ein letztes Wort der Liebe? Eine Erklärung, wieso du …? Hattest du Sehnsucht nach Hieronymus? Oder hat Sandro recht?«
    Sie fiel auf die Knie, auf die hellbraune, schlammige Erde,
und weinte. »Ich – ich will dich wiederhaben, Carlotta. Irgendeine Leere verschlingt dich, und ich … Niemand hat deine letzten Worte gehört, keiner war da. Du warst allein, als du … Das ist das Schlimmste, das macht mir zu schaffen. Du warst allein. Wenn ich dich noch einmal hätte im Arm halten dürfen und ein paar Worte gehört hätte, dann würde ich wenigstens etwas haben, dann wäre etwas geblieben, mehr als ein Kleid, dann hätte ich nicht das Gefühl, dich im Stich gelassen zu haben. Ich liebe dich, Carlotta. Bitte – verzeih mir alles, was ich, wenn ich …«
    Ihre Stimme versagte, und sie blickte zum Himmel hinauf, als erwarte sie etwas. Doch da war nur Regen. Der Regen kam in Millionen Tropfen aus dem grauen Nichts, traf auf die Erde und versickerte darin.
    Sein immergleiches Rauschen erfüllte die Welt.

Epilog
    Der Geldsäckel fiel in seine Hand.
     
    Wir sind wie üblich zufrieden mit dir und der Erledigung des Auftrags«, sagte Massa.
    »Danke.«
    »Etwas überrascht waren wir von deiner Anwesenheit auf der gestrigen Sitzung von Bruder Carissimi.«
    »Dafür konnte ich nichts. Meine Mutter und ich haben Hinweise zur Aufklärung des Falles geliefert. Vielleicht hatte Carissimi uns sogar zeitweise in Verdacht. War das alles für heute? Ich habe eine weinende Frau zu Hause, die ich trösten muss.«
    Das schien Massa zu amüsieren. »Antonia Bender, nicht wahr? Eine Freundin Carlottas – und auch deine. Verursacht dir das keine Gewissenskonflikte?«
    »Nein.«
    »Also liebst du sie nicht?«
    »Ich wüsste nicht, was Euch das angeht – aber doch, ich liebe sie.«
    »Du wischst ihr die Tränen weg, die du selbst verursacht hast. Ein merkwürdiger Mensch bist du.«
    »Ich bin ein Mörder, Massa. Und Ihr seid mein Auftraggeber. Und hinter Euch steht ein weiterer, viel bedeutenderer Auftraggeber. So ist die Welt. Ein Haufen von Auftraggebern und Millionen von Opfern. Funktioniert nicht alles so, jeder Staat, jede Religion?«
    »Dein Tiefsinn langweilt mich jedes Mal aufs Neue. Reden
wir noch rasch über das nächste Geschäft. Diesmal ist es eine andere Art von Auftrag.«
    »Kein Mord?«
    »Doch, ein Mord. Aber ohne Auftraggeber.«
    »Ihr meint …«
    »Nur du und ich – und das Opfer. Ein privater Mord.« Massa lachte über seine eigene Formulierung. »Aber es muss wie ein Unfall oder eine tödliche Krankheit aussehen. Oder wie ein Selbstmord, so wie bei Carlotta da Rimini. Lass dir etwas einfallen. Einhundert Dukaten, wie üblich. Die Hälfte sofort.«
    »Nein, dreihundert Dukaten.«
    »Bist du übergeschnappt?«
    »Bei einem solchen Auftrag arbeite ich ohne schützende Hand von ganz oben.«
    »Ich bin ganz oben.«
    »Ihr seid zweite Reihe. Dreihundert Dukaten.«
    »So viel habe ich nicht.«
    Milo grinste. »Das weiß ich, seit Ihr Euch damals noch nicht einmal mehr eine Hure des Teatro leisten konntet.«
    »Da haben wir uns kennengelernt. Ohne mich wärst du um zweitausend Dukaten ärmer.«
    »Und um zwanzig Morde.«
    »Der Papst hat Antonia Bender einen Auftrag für Glasfenster erteilt, weißt du davon?«
    »Ja, aber was hat das mit unserem Gespräch zu tun?«
    »Sehr viel sogar. Denn dieser Auftrag wurde auf Bitte von Sandro Carissimi vergeben, dem neuen Sekretär Seiner Heiligkeit. Es heißt, dass Carissimi und deine Geliebte sich prächtig verstehen.«
    »Ich begreife noch immer nicht, was …«
    »Der Mann, den du für mich umbringen sollst, ist Sandro Carissimi. Du siehst, wir sind natürliche Verbündete, denn
auch wenn ich du wäre, hätte ich ein großes Interesse an seinem Tod.«
    Milo schwieg fünf, sechs Atemzüge lang. Dann sagte er: »Hundert Dukaten, wie üblich.«
    Ein zweiter Geldsäckel fiel in Milos hohle Hand.
    »Gute Nacht«, sagte Massa.

Ich danke dem mittlerweile eingespielten Team
aus Verlagsmitarbeitern und privaten »Lektoren«,
das meine Romane betreut: Christian, Maria Dürig,
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