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Die Homoeopathie-Luege

Die Homoeopathie-Luege

Titel: Die Homoeopathie-Luege
Autoren: Nicole Heissmann , Christian Weymayr
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die allermeisten Wirkstoffkandidaten auf der Strecke. Selbst in Phase 3, wenn eine Pharmafirma bereits viele Millionen Euro investiert hat, scheitern noch etliche. Hahnemann und die heutige homöopathische Wirkstoffprüfung haben mit diesem aufwendigen Verfahren allerdings nichts gemein: In der Welt der Homöopathie gilt auch heute noch ein Mittel als »wirksam«, wenn der Prüfling irgendwelche Veränderungen an sich zu bemerken glaubt. Aufwendige klinische Studien werden nicht für nötig erachtet.
Störung durch allopathische Mittel: Mediziner waren Hahnemanns Feindbild Nummer eins, was angesichts der brachialen Methoden seiner akademischen Kollegen auch nicht verwundert. Er verstieg sich zu der Vorstellung, dass ein allopathisch misshandelter Organismus für homöopathische Wohltaten weniger empfänglich sei. Auch heute noch neigen viele Homöopathen zu einer feindlichen Haltung gegenüber der wissenschaftsbasierten Medizin und zu der Vorstellung, dass ein solches Medikament die wohltätige Wirkung des Homöopathikums schwächt oder gar blockiert.
Dokumentation: Eines der großen Verdienste Hahnemanns war, dass er aufschrieb, was ihm Patienten erzählten und was er beobachtete. So konnte er später nachlesen, was mit den Kranken passierte, wenn er ihnen ein bestimmtes Mittel gab. Diese Niederschriften sind für die klassischen Homöopathen nach wie vor eine Schatzkammer ihrer Erfahrungen. Erst mit diesen penibel angehäuften Notizen soll ein Homöopath über das nötige Wissen verfügen, um aus den vielen Einzelinformationen über die Lebenskraft und das Wesen eines Patienten das einzig passende Mittel herauszufinden. Eine Dokumentation des Krankheitsverlaufs, eine Krankenakte, ist heute auch in der evidenzbasierten Medizin unentbehrlich.
    Nachdem wir nun die Umstände, unter denen die Homöopathie entstanden ist, sowie die Regeln in Hahnemanns Gedankengebäude besprochen haben, stellt sich die Gretchenfrage der Medizin: Was ist dran an der Homöopathie? Hat da ein genialer Mann eine unantastbare Heilslehre entwickelt, die so revolutionär ist, dass sich die Medizin auch heute noch schwer mit ihr tut? Oder hat Hahnemann wesentliche Dinge richtig erkannt, sich in manchem aber auch geirrt? Oder ist die Homöopathie von vorn bis hinten esoterischer Hokuspokus?
    Um sich der Frage nach einer möglichen Wirkung der Homöopathie zu nähern, halten wir es für hilfreich, drei grundsätzlich verschiedene Ansätze zu unterscheiden und auch getrennt zu diskutieren:
Der klassische Ansatz: Hahnemann führte die Wirkung seiner Arzneien auf geistartige Heilkräfte zurück, die durch Rühren und Schütteln frei werden.
Der pharmakologische Ansatz: Die eigentliche Arzneisubstanz wirkt auch in hoher Verdünnung.
Der ganzheitliche Ansatz: Eine homöopathische Arznei ist nicht mehr als ein Scheinpräparat. Die heilende Wirkung entsteht durch das »Gesamtpaket« Homöopathie.
Erklärungsmodell 1: Der klassische Ansatz
    Hahnemanns Annahme, man könne – wie weiland Aladin mit der Wunderlampe – durch Reiben und Schütteln eine geistartige Kraft freisetzen, die im Weingeist erhalten bleibt und sich auf Zuckerkügelchen überträgt, lässt selbst Homöopathen ratlos zurück. So schreibt der damalige Zweite Vorsitzende des DZVhÄ Curt Kösters in den Homöopathischen Nachrichten vom November 2007: »Die spannendste Frage in der Homöopathieforschung ist die nach dem Wirkmechanismus.«
    So spannend ist die Frage allerdings gar nicht, denn bei Licht betrachtet ist Hahnemanns Annahme schlicht unmöglich. Der simple Grund: Sie widerspricht geltenden Naturgesetzen. So schreibt etwa der Pharmakologe Wolfgang H. Hopff in seinem Buch Homöopathie kritisch betrachtet (Thieme, 1991): »Es ist in der Tat nur möglich, an eine Wirkung der homöopathischen Präparate zu glauben, wenn sämtliche Naturgesetze, deren Erkenntnis sich die Menschheit erworben hat, über Bord geworfen werden.« Naturgesetze sind jedoch nicht verhandelbar, sie bilden vielmehr das immer und überall gültige Fundament unseres Lebens: Sie bestimmen, dass ein Apfel immer nach unten fällt und ein Auto in der Kurve immer nach außen getragen wird, sie lassen Ingenieure berechnen, ob ein Flugzeug fliegen wird, und sie erklären, wieso ein Mensch nicht an zwei Orten gleichzeitig sein kann. Naturgesetze sind
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