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Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition)

Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition)

Titel: Die Gabe der Patricia Vanhelsing - 5 Patricia Vanhelsing-Romane (Sonderband) (German Edition)
Autoren: Alfred Bekker
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war mein Job, in dieser Hinsicht etwas zu tun. Den Segen vom Chefredakteur hatte ich ja.
    Als ich in den Katakomben die entsprechenden Jahrgangsbände der NEWS suchte, erwartete mich eine Überraschung. Sie fehlten! Und auch unter den zahllosen Dossiers, die in Tausenden von Hängemappen untergebracht waren, schien etwas zu fehlen. So suchte ich vergebens Informationen über Harold Carrington, den Anwalt, der bei dem Attentat - vorausgesetzt es war eins - ums Leben gekommen war. Laut Computerregister hätte eine Mappe über ihn dagewesen sein müssen. Carringtons Kanzlei war zumindest unserem Gerichtsreporter Allan Lester sofort ein Begriff gewesen. Eine Kanzlei, deren Anwälte zu den Stars des britischen Strafprozeßwesens zählten und in einigen spektakulären Mordfällen als Verteidiger gewirkt hatten.
    Ein Fluch scheint über meinen Recherchen zu liegen! ging es mir ärgerlich durch den Kopf.
    Ich war nahe daran, aufzugeben, als ich mir schließlich aus einem Getränke-Automaten einen Kaffee ziehen wollte. Der Automat war in einem kleinen Leseraum angebracht, in dem ansonsten nur ein paar Tische mit ziemlich unbequemen Stühlen standen. Gerüchten zu Folge handelte es sich um ausrangiertes Mobiliar, das in grauer Vorzeit mal in unserem Redaktionsbüro dafür gesorgt hatte, daß unverhältnismäßig viele Reporter mit Rückenproblemen in den vorzeitigen Ruhestand gingen. Aber das alles war lange vor meiner Zeit. Gerüchte eben.
    In diesem Leseraum erlebte ich eine Überraschung.
    "Tom!" entfuhr es mir unwillkürlich.
    Niemand anderes als Tom Hamilton hatte dort platzgenommen, intensiv in die Lektüre vertieft.
    Er blickte auf.
    Ein Lächeln umspielte für einen kurzen Moment seine Lippen. Er schaute mich an. "Hallo, Patti! Die Stühle hier unten sind eine wahre Folter! Wahrscheinlich will der Verlag verhindern, daß wir zu gründlich recherchieren und unsere wertvolle Arbeitszeit damit vertun..."
    Ich holte mir einen Kaffee.
    Die zweite Überraschung folgte dann im nächsten Moment auf dem Fuß. Ich näherte mich dem Tisch, an dem Tom saß und sah auf die riesigen Folianten, in denen Tom gelesen hatte. Jeder dieser übergroßen Wälzer enthielt genau einen Jahrgang der LONDON EXPRESS NEWS. Daneben lag eine Hängemappe. Auf einem kleinen Schild stand Carrington, Nevins und Brolin!
    "Komisch", sagte ich.
    Er blickte auf.
    "Was?"
    Ich deutete auf seine Lektüre. "Genau die Sachen habe ich auch gesucht..."
    "So ein Zufall."
    Ich umrundete den Tisch und wollte sehen, für welche Ausgabe und welchen Artikel er sich interessierte. Vorher schlug er den Band zu.
    "Bitte!" sagte er. "Sie können die Sachen haben." Ich deutete auf die Mappe mit der Aufschrift Carrington, Nevins und Brolin.
    "Sagen Sie bloß, die haben Jürgen Klinsmann bei seinen Vertragsverhandlungen beraten... Ich dachte immer, die würden sich nur mit Strafrecht befassen."
    "Auch wenn jemand, der unsere Zeitung aufschlägt es kaum glauben mag - es gibt noch ein paar andere Dinge als Fußball!"
    "Zum Beispiel?"
    Er erhob sich. Wir standen genau gegenüber. So dicht, daß
    ich sein After Shave riechen konnte. Ich blickte ihm in die Augen. Und er erwiderte diesen Blick auf seine ruhige, Gelassenheit ausstrahlende Art und Weise.
    "Langsam begreife ich, weshalb Sie bei Mr. Swann so ein Stein im Brett haben..."
    "Ach, ja?"
    "Sie sind eine wirklich gute Reporterin."
    "Sie schmeicheln!"
    "Aber nein! Wer so fragen kann wie Sie! Ich wette, wer von Ihnen in einem Interview in Ihre charmante Zange genommen wird, hat schon alles verraten, ehe er es selbst gemerkt hat!" Ich schenkte ihm ein Lächeln. Er erwiderte es. Dann sagte ich: "Und bei Ihnen könnte man denken, daß Sie mal auf der anderen Seite tätig waren..."
    "Was für eine andere Seite?"
    Ich zuckte die Schultern. "Politiker, Prominente, Sportler, all die Leute, denen wir Fragen stellen. Sie scheinen perfekt darin zu sein, solchen Fragen auszuweichen!"
    Tom hob die Hände.
    "Aber wie ich sehe, hätte ich bei Ihrem Scharfsinn keine Chance... Nur gut, daß Sie mich nicht interviewen!"
    "Vielleicht sollte ich das mal..."
    Er sah auf die Uhr. "Tut mir leid, ich habe jetzt noch einen dringenden Termin.
    "Oh, jetzt enttäuschen Sie mich aber!"
    "Tut mir leid..."
    Er faßte mich bei den Schulten und schob mich sanft zur Seite.
    "Tom?"
    Er war schon bei der Tür und drehte sich nun noch einmal herum.
    "Ja?"
    "Diese Art, einer Frage auszuweichen ist doch eigentlich unter Ihrem Niveau!"
    Er lachte.
    "Bis dann,
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