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Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter

Titel: Die Feuerkämpferin 01 - Im Bann der Wächter
Autoren: Licia Troisi
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streifte, spürte er, dass sie nass war. Es waren Tränen, und plötzlich krampfte sich ihm das Herz zusammen.
    Doch schnell rief er sich wieder die Worte des Sehers in Erinnerung: »Die Kreaturen sind nicht mehr als bloße Gegenstände, Werkzeuge, die uns zur Rettung dienen, und nur als solche betrachtet sie. Seht in ihnen keine fühlenden Wesen, denn das sind sie nicht. Vertreibt Mitleid oder Zuneigung, die ihr empfinden könntet, aus euren Herzen. Sie würden euch hindern, eure Mission zu erfüllen.«

    Adrass riss sich aus seinen Gedanken. »Hör zu, du wartest hier auf mich. Und sei ganz leise. Es dauert nicht lange. Ich werde dich holen kommen.«
    Die Kreatur nickte schwach.
    »So ist es gut.« Ein Lächeln stahl sich in Adrass’ Gesicht. »Und bleib hier! Egal, was passiert!«
    Nachdem er die Öffnung in der Wand wieder hinter sich geschlossen hatte, verharrte er noch einen Moment und lauschte. Es war alles still. Vielleicht hatte die Kreatur ihn tatsächlich verstanden. So hockte er da, atmete tief durch und versuchte sich zu sammeln. Jetzt würde er in Frieden sterben. Und dieses armselige Geschöpf, das gefangen dort in der Kammer saß, würde vielleicht die ganze Welt retten. Möglich war es. Doch egal wie, er jedenfalls hatte seine Pflicht getan. Er gab sich einen Ruck und kroch den Weg zurück, den sie gekommen waren.
     
    Der Mann in Schwarz kannte keine Gnade. Jahre war es her, dass er zum letzten Mal derart gewütet hatte. Genauer, seit dem Tag, da man ihn ergriffen und er Kryss’ Bekanntschaft gemacht hatte. Die harmonischen, wohlbemessenen Bewegungen seines Körpers, das leichte Reißen, wenn sich seine Muskeln bis zum Äußersten anspannten, der Geruch von Blut – all das berauschte ihn, und er fühlte sich prächtig.
    Alle metzelte er sie nieder, ohne Unterschied. Anführer und Mitläufer, Junge und Alte, Frauen und Mädchen, ja vor allem die Mädchen. Letztendlich war er ihretwegen gekommen. Arme Geschöpfe in den Händen dieser wahnsinnigen Hexer. Einen Moment war er selbst überzeugt, sie müssten ihm dankbar sein.
    Dies ist die Welt, die zu errichten du mithalfst, Meister. Vielleicht tatest du damals gut daran, dich von ihr abzuwenden und sie zu verlassen.
    Wieder ein Tritt, und auch die letzte Tür barst. Dort stand er, mit abgegriffenen Büchern und Pergamentrollen in den Armen, während jetzt seine Hände zu zittern begannen. Der Seher , das Oberhaupt dieser Gemeinschaft von Wahnsinnigen.
    Langsam trat der Mann in Schwarz auf ihn zu, während das Blut, das von seinem Schwert tropfte, eine Spur auf dem Boden hinterließ.

    »Ein Mann allein?«, murmelte der Seher fassungslos.
    »Ja, ein Mann allein«, wiederholte er mit einem grimmigen Lächeln.
    Der Seher wich gegen die Wand zurück. »Wer hat dich gesandt?«
    »Niemand. Aber auch wenn ich dir verriete, wer mein Herr ist, wüsstest du gar nicht, von wem ich spreche.«
    Der Seher schwieg einen Moment, bevor er erklärte: »Unser Ziel ist es, die Aufgetauchte Welt zu retten! Ist das so schwer zu verstehen? Warum schenkt ihr immer noch den Illusionen dieser verblendeten Alten Glauben? Ohne uns wird nichts als Chaos und Verderben herrschen.«
    »Diese Alte ist mir herzlich gleich. Und Chaos und Verderben oder diese Welt zu retten noch viel mehr.«
    Trotz der Maske, die das Antlitz des Sehers verbarg, meinte der Mann in Schwarz, die ganze Bestürzung in dessen Miene zu erkennen.
    »Du bist wahnsinnig.«
    »Vielleicht.«
    Ein einziger Schwerthieb, und der Seher sank zu Boden.
    Die Gemeinschaft der Erweckten war ausgelöscht.

ERSTER TEIL

    DAS MÄDCHEN AUF DER WIESE

1
    Das Erwachen
    H itze. Etwas Hartes, Spitzes unter dem Rücken und etwas Feuchtes. Eine rot gefärbte Welt, die alles einnahm, und Schmerzen, überall. Wie ein inneres Feuer, das sie verund Schmerzen, überall. Wie ein inneres Feuer, das sie verzehrte, so als stöhne jede einzelne Körperfaser auf vor Schmerz.
    Irgendwo neben sich spürte sie eine Hand, und als sie die Finger bewegte, flutete eine beruhigende Wärme in sie hinein. Langsam schlug sie die Augen auf, und das Rot wurde abgelöst von einem blendenden Weiß. Ihr war, als kehrten plötzlich alle ihre Sinne gleichzeitig zurück, ein Chaos, das bedrängend auf sie einstürzte: mit einem anhaltenden Rauschen, durchsetzt von einem schrillen Kreischen in den Ohren, dem Geruch von Erde und Gras und dieser Feuchtigkeit, wie von Tau, unter dem Rücken. Eine Fülle von Eindrücken überwältigte sie.
    Sie stemmte sich hoch und
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