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Die Entzauberung Asiens: Europa und die asiatischen Reiche im 18. Jahrhundert (German Edition)

Die Entzauberung Asiens: Europa und die asiatischen Reiche im 18. Jahrhundert (German Edition)

Titel: Die Entzauberung Asiens: Europa und die asiatischen Reiche im 18. Jahrhundert (German Edition)
Autoren: Jürgen Osterhammel
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Seite bedeutet Entzauberung einen Rationalitätsgewinn. Wer nicht mehr daran glaubt, daß Hexen fliegen können, wird weniger bereit sein, sie zu verbrennen, und wird sich irgendwann einmal fragen, ob es überhaupt «Hexen» gibt. Die Entzauberung Asiens nahm einem Kontinent, der lange als der Ursprung aller Religion und Kultur gegolten hatte, seinen Glanz, aber auch seine Dämonie. Für eine kurze Zeit wurden Araber, Inder, Perser oder Chinesen zu entfernten Nachbarn, mit denen sich trotz offensichtlicher Kommunikationsschwierigkeiten ein durch ethnologische Rücksichten kaum verzerrter Dialog führen ließ. Spätestens der im frühen 19. Jahrhundert aufkommende Rassismus, gleichsam der finstere Zwilling einfühlsamer Romantik, machte diese Chancen zunichte.
    Dieses Buch hat Helden, und es sind jene philosophes, ob nun unterwegs auf Reisen oder am Schreibtisch über Reisebeschreibungen gebeugt, denen die Ambivalenz der Entzauberung deutlich war und die fortwährend Harmonie und Konflikt der Kulturen in ein vernünftiges Verhältnis zueinander zu setzen versuchten: John Chardin, Voltaire, Adam Ferguson, Edward Gibbon, Carsten Niebuhr, Alexander Russell, Abraham-Hyacinthe Anquetil-Duperron, Joseph von Hammer-Purgstall und manche andere. Im Hintergrund stehen Diderot, Georg Forster und Alexander von Humboldt, von denen man nur ahnen kann, was sie über Asien geschrieben hätten. Es ist mir wichtig, kaum bekannte oder gar völlig verschollene Autoren vorzustellen und damit das Personal der Aufklärungsepoche zu erweitern. Dennoch ist dieses Buch keine um Vollständigkeit bemühte Enzyklopädie der europäischen Asienliteratur des 18. Jahrhunderts. Dazu wäre ein Vielfaches an Aufwand und Umfang erforderlich gewesen, und am Ende wäre vielleicht doch nur eine Materialsammlung herausgekommen. Die konsultierte Forschungsliteratur habe ich leider nicht vollständig nennen können. Wer «Theorie» sucht, wird sie versteckt finden. Auf die Ausarbeitung der vorgesehenen Kapitel über die Wahrnehmung asiatischer Religionen, Rechtssysteme und Sprachen mußte verzichtet werden. Fremdsprachige Zitate werden in der Regel übersetzt. In manchen Fällen ist der originale Wortlaut wichtig oder attraktiv genug, um erhalten zu bleiben. Für Namen in asiatischen Sprachen werden vereinfachte Transkriptionen verwendet.
    Mein Dank gilt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Bibliotheken, auf deren Beständen die Untersuchung vornehmlich beruht: der British Library, der London Library, der Bibliothek der School of Oriental and African Studies (Marsden Collection), den Staatsbibliotheken in München und Berlin und der Universitätsbibliothek Freiburg i. Br. Freunde und Kollegen haben mir über die Jahre hinweg so viele sachliche und bibliographische Hinweise gegeben, daß ich auf eine namentliche Danksagung verzichten muß. Nur die Hilfe derjenigen, die einem Politik- und Wirtschaftshistoriker die Kulturwissenschaften nahezubringen versuchten, sei mit tiefer Anerkennung vermerkt. Im London der mittleren achtziger Jahre konnte ich mit Stig Förster, Paul Luft, Regina Schulte und Peter J. Marshall erste tastende Gespräche über das Thema führen. In Freiburg hat mich später Wilhelm Hennis gelehrt, dort Politikwissenschaft zu finden, wo man sie heute nicht vermuten würde. Ernst Schulin hat mir die Historiographiegeschichte und die Rückkehr in die Geschichtswissenschaft eröffnet. Die Zusammenarbeit mit Folker Reichert an unserer gemeinsamen Editionsreihe Fremde Kulturen in alten Berichten ist seit Jahren eine Quelle der Inspiration. Aus verstreuten Studien wäre niemals ein Buch entstanden, hätte mich nicht das Wissenschaftskolleg zu einem Gastjahr nach Berlin eingeladen; dort ist das Manuskript geschrieben worden. Mein herzlicher Dank gilt der Leitung, insbesondere Jürgen Kocka, und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dieses wundervollen Hauses. Von fast sämtlichen meiner Mit-Fellows im Jahrgang 1996/97 habe ich auf irgendeine Weise lernen können. Die Zueignung an Sabine Dabringhaus dankt nicht nur der Expertin für das frühneuzeitliche China und Zentralasien.

WEGE
DES WISSENS

ZEITGENOSSENSCHAFT
UND GESCHICHTE

Nachwort zur Neuauflage
    Die Entzauberung Asiens wurde 1997 geschrieben und erschien im Oktober 1998 in der Reihe «C.H.Beck Kulturwissenschaft». Zwölf Jahre später ermöglicht der Verlag eine Neuauflage des vergriffenen Buches. Der Text wurde unverändert gelassen. Neue Quellen zu erschließen und die Forschung
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