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Die englische Rose

Die englische Rose

Titel: Die englische Rose
Autoren: Margaret Way
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Hubschrauber zurück und holte für alle Fälle ein Gewehr. Vielleicht war es ein wilder Eber gewesen. Davon gab es hier viele. Oder ein Dingo. Das war allerdings unwahrscheinlich. “Armer alter Knabe! Armer Charly!”, sagte er.
    Francesca ging zu dem bewusstlosen Piloten und kniete sich neben ihn. “Er muss unbedingt versorgt werden. Woher hat er das bloß?” Ganz vorsichtig begann sie, sein blutgetränktes Hemd aufzuknöpfen. In dem Moment stöhnte er auf und kam wieder zu sich.
    “Lass mich mal”, drängte Grant und betrachtete ihn verwirrt. “Er hat den Hubschrauber ordnungsgemäß gelandet. Offenbar ist er krank geworden. Vielleicht hatte er einen Herzinfarkt. Aber was ist mit den Wunden? Du meine Güte!”, rief er, als sie das Hemd auseinanderzog. “Das sieht aus wie Krallenspuren von Wildkatzen.”
    “Können die einen Menschen so verletzen?”, fragte sie zweifelnd.
    “Sie können einen Menschen in Stücke reißen”, erwiderte er grimmig. “Es gibt so viele Tiere, die hier ursprünglich nicht beheimatet waren und der Flora und Fauna großen Schaden zufügen – Kamele, Wildpferde, Füchse, Wildschweine, Kaninchen. Ich habe erlebt, wie ein Mann von einem wilden Eber aufgespießt wurde. Wildkatzen sind richtig gefährlich, wie kleine Löwen.”
    “Das müssen sie sein, wenn sie Charly so verletzt haben.” Francesca wandte kurz den Kopf. “Warum holst du nicht den Erste-Hilfe-Kasten aus dem Hubschrauber? Ich komme schon zurecht. Die Wunden müssen gereinigt werden. Die meisten scheinen oberflächlich zu sein, obwohl er stark geblutet hat. Ein paar sind ziemlich tief.”
    “Sie könnten wieder anfangen zu bluten”, warnte er und betrachtete sie eingehend. Im Schatten der Kasuarine hatte sie seinen Hut abgenommen, der ihr ohnehin ins Gesicht gerutscht wäre. Sie war blass geworden, aber ihre Hände zitterten nicht.
    “Ich passe auf. Und ich werde schon nicht ohnmächtig, falls du davor Angst hast.” Tatsächlich musste sie sich zusammenreißen. “Hallo”, fuhr sie erstaunt an Charly gewandt fort, als dieser die Augen öffnete. “Bleiben Sie ruhig liegen. Es ist alles gut.”
    Sein beängstigend aschfahles Gesicht bekam wieder etwas Farbe. “Bin ich tot und im Himmel?”, brachte er hervor.
    Grant beugte sich vor, damit Charly ihn sah. “Hallo, Charly. Ich bezahle dich nicht dafür, dass du unter einem Baum liegst.”
    Diesmal versuchte Charly zu lächeln. “Hallo, Boss. Seit wann bist du hier?”
    “Versuch nicht zu sprechen, Charly. Du musst dich schonen”, sagte Grant eindringlich. Er würde sich sofort mit dem fliegenden Arzt in Verbindung setzen. Charly konnte nach Bunnerong geflogen werden, das eine eigene Start- und Landebahn hatte. Dort konnte die Cessna des fliegenden Arztes landen.
    “Diese verdammten Wildkatzen”, fluchte Charly leise. “Verfluchte Viecher. Ein ganzes Rudel ist plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht und hat mich angegriffen, als ich mich vor Schmerzen gekrümmt hab. So was hab ich noch nie erlebt. Muss ihnen irgendwie Angst gemacht haben. Schätze, ein Gallenstein hat sich gelöst, weil ich solche Schmerzen hatte. Das Funkgerät ist ausgefallen. Ich musste landen. Hab es gerade noch geschafft, bevor ich das Bewusstsein verloren hab. War die Hölle! Und jetzt mach ich die Augen auf, und mir erscheint ein Engel.”
    “Reden Sie nicht, Charly”, sagte Francesca lächelnd, weil sie wusste, dass es ihn zu viel Kraft kostete. “Sie haben viel durchgemacht. Ich versuche, Ihnen nicht wehzutun, aber Ihre Wunden müssen versorgt werden.”
    Er lächelte schwach. “Was Sie auch mit mir machen, es wird mir gefallen.”
    Sie könnte tatsächlich als himmlisches Wesen durchgehen, dachte Grant, als er zum Hubschrauber zurückkehrte, um alle über Funk zu informieren. Außerdem konnte man sich darauf verlassen, dass sie in einem Notfall einen kühlen Kopf bewahrte. Er musste zugeben, dass er ihr Verhalten bewunderte.
    Einen Tag später lag Charly im Krankenhaus. Er war seine Gallenblase los und beklagte die Tatsache, dass sich jetzt kein “Engel”, sondern ein Pfleger um ihn kümmerte.
    In der darauffolgenden Woche kehrten Fee und David Westbury zurück, die Arme voller Geschenke und sichtlich erholt nach vierzehn Tagen auf einer kleinen, exklusiven Insel am Great Barrier Reef. Beide schienen einander noch mehr zugetan und hatten eine gesunde Bräune. Fee erklärte, sie hätte keine Angst vor der Sonne, und tatsächlich hatte sie von Natur aus einen dunklen
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