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Die Catilina Verschwoerung

Die Catilina Verschwoerung

Titel: Die Catilina Verschwoerung
Autoren: John Maddox Roberts
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jedem nur denkbaren Ort und in jeder möglichen Lage entdeckt.
    Zurück an meinem Platz an dem langen Tisch sah ich, daß man eine Kreation aufgetragen hatte, die das Seeungeheuer Scylla darstellen sollte, das nach dem Schiff des Odysseus greift. Nach kurzer Beratung mit Catilina und dem Speisenden zu meiner Rechten, einem Quaestor namens Vatinius, der dafür verantwortlich war, daß keine wertvollen Metalle Italien verließen, kamen wir zu der Auffassung, daß es sich um in Octopus-Tinte gegarte Lampreten handelte. Ich beschloß, mich zurückzuhalten und den nächsten Gang abzuwarten. Ich bin nie in meinem Leben hungrig genug gewesen, Lampreten zu essen, egal ob mit Tinte oder ohne.
    Ich mußte nicht lange warten. Zu meiner großen Freude bestand der nächste Gang aus afrikanischer Gazelle, gegrillt auf Holzkohle aus dem Dornenwald ihres Heimatlandes (wie uns das Servicepersonal versicherte). Das Fleisch war köstlich.
    Catilina sprach mit großer Sachkenntnis über dieses Tier, seine Gewohnheiten und wie es am besten zuzubereiten und zu verspeisen sei, wobei er behauptete, diese Dinge vor drei Jahren als Propraetor in Afrika gehört zu haben. Wir waren angenehm beschwipst ins Gespräch über dieses Tier und die beste Methode, es zu verzehren, vertieft, als ich sah, wie Catilina trotz seiner roten Gesichtsfarbe erblaßte und seine Augen starr wurden. Ich folgte seinem entsetzten Blick und sah zwischen den Tischen, den Servierern und den Unterhaltungskünstlern niemand anderen als Publius Clodius umher torkeln.
    Er war natürlich nicht immer Clodius gewesen. Angefangen hatte er als Publius Claudius Pulcher, Sproß einer der vornehmsten Patrizierfamilien. Aber er hatte beschlossen, sein politisches Los mit den Populären zu verbinden, und deshalb die plebejische Form seines Familiennamens angenommen.
    »Er muß unglaublich betrunken sein, sich hier blicken zu lassen«, bemerkte ich. Als Legat des Lucullus in Asien hatte er unter den Truppen des eigenen Generals einen Aufstand angezettelt. Dann war er desertiert und hatte sich der Armee von Marcius Rex angeschlossen, der zusammen mit Creticus vor den Stadtmauern wartete.
    »Wer weiß?« meinte Vatinius. »Vielleicht ist er eingeladen. Er ist immerhin der Schwager des Triumphators. Und eine weitere Schwester ist mit dem Praetor Metellus Celer verheiratet. Wie man hört, nennt sich Geiers Frau jetzt Ciodia, wie ihr Bruder.«
    »Noch so eine Spielfigur«, sagte ich.
    »Wie meinst du?« fragte Vatinius.
    Ich wurde von Catilina abgelenkt, dessen Gesichtszüge von Wut entstellt waren. Seine Hand griff unter seine Tunika und schloß sich um etwas, das wie der Griff eines Dolches aussah.
    Ich fuhr herum und packte ihn am Handgelenk. »Das kannst du hier nicht machen!« zischte ich. »Jeder Priester und Beamte Roms ist heute abend hier! Es ist ein Sakrileg, Waffen innerhalb der Stadtmauern zu tragen. Laß das Ding in seinem Versteck und beruhige dich, Lucius!«
    Nach und nach entspannte sich Catilinas Gesicht, und sein Blick wurde klarer. Er packte seinen Becher, leerte ihn in einem Zug und hielt ihn zur erneuten Füllung hoch. »Ich wollte diese Gossenratte schon seit zehn Jahren umbringen. Aber seit er wieder in Rom ist, ist er noch nie ohne seine Schlägertruppe aufgetaucht.« Seine Stimme zitterte, aber er hatte sich wieder in der Gewalt. »Es ist eine Schande, daß ich diese Gelegenheit vorübergehen lassen muß, aber trotzdem vielen Dank, Decius.
    Es wäre sehr unklug gewesen.«
    »Denk dir nichts dabei«, sagte ich. »Wir alle wollten Clodius schon mal umbringen. Er hat vor Jahren sogar einmal seine Schläger auf mich angesetzt. Rein politisch.«
    Bei Catilina war es verständlicherweise eine persönlichere Angelegenheit. Vor zehn Jahren hatte Clodius ihn einer verbotenen Affäre mit der Vestalin Fabia bezichtigt. Catilina war von sämtlichen Vorwürfen freigesprochen worden, und seither herrschte zwischen ihm und Clodius ein tödlicher Haß.
    Vatinius, der von dem kleinen Drama keinerlei Notiz genommen hatte, lenkte uns jetzt dadurch ab, daß er einen Teller, der vor ihm aufgedeckt worden war, mit angewidertem Gesichtsausdruck wegstieß.
    Ich sah nach, was es war: Es handelte sich um gekochten Hasen mit dicken Bohnen. »Jeder, der den Anblick von gekochten Lampreten ertragen kann, sollte sich auch Hase mit Bohnen ansehen können«, sagte ich.
    »Bohnen sind unreine Früchte«, erklärte Vatinius. »Sie zu essen steht im Widerspruch zu den Lehren des Pythagoras.«
    »Ich
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