Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Angst im Nacken - Spindler, E: Angst im Nacken

Die Angst im Nacken - Spindler, E: Angst im Nacken

Titel: Die Angst im Nacken - Spindler, E: Angst im Nacken
Autoren: Erica Spindler
Vom Netzwerk:
Blick. „Deine Mutter, deine leibliche Mutter, hat dich sehr geliebt. Sie starb vor einigen Jahren, aber sie hat ein Leben lang um dich getrauert. Du hast ihr sehr gefehlt.“
    Adam schauderte und zuckte. Seine Wut schien zu verfliegen. Das Gesicht wurde sanft und kindlich, die Körpersprache war die eines kleinen, verlorenen Wesens. In dem Bruchteil einer Sekunde erkannte Anna den kleinen Timmy.
    So schnell er gekommen war, war er fort, und Adam behauptete sich wieder.
    Anna merkte sich, was sie soeben erlebt hatte. Die Änderung der Persönlichkeit geschah in Sekundenschnelle. Voran ging ein Zittern oder Erschauern, das jedoch natürlich wirkte, eher unauffällig, es sei denn, man achtete darauf.
    Wenn sie sich schnell genug bewegte, konnte sie ihm in diesem kurzen Moment des Übergangs vielleicht die Waffe entwenden.
    Adam schien zu ermüden. Vielleicht kostete es ihn zu viel mentale Kraft, die beiden anderen Persönlichkeiten zu unterdrücken. Denn wenn sie auf einer anderen Bewusstseinsebene existierten, worüber sie irgendwo gelesen hatte, dann wussten Ben und Minnie, was gegenwärtig geschah.
    Und wenn sie es wussten, würden sie versuchen, Adam aufzuhalten, davon war sie überzeugt.
    Er stellte den Motor ab. Doch in der Stille hörten sie ein zweites, noch entferntes Motorengeräusch. Adam sah sich kurz um und richtete die Aufmerksamkeit auf seine Gefangenen. „Das ist nichts. Ein Angler vermutlich.“
    „Wie kannst du da so sicher sein?“
    Er ignorierte ihre Frage und wedelte mit der Waffe. „Steht auf.“
    Jaye begann zu weinen, Anna spannte sich an. „Nein.“
    „Steht auf, oder ich erschieße euch, wo ihr sitzt.“
    Er meinte, was er sagte. Anna stand auf und zog Jaye mit sich hoch. Das Boot schwankte, und sie versuchte, Jaye Halt zu geben. Das zweite Motorengeräusch wurde lauter.
    „Ich habe diesen Ort gewählt, weil er ein Lieblingsplatz der Alligatoren ist. Hier sind im Frühling und Sommer jede Menge Nester.“ Kichernd wedelte er wieder mit dem Revolver. „Seht ihr den großen Burschen da drüben? Hübscher Teufel, was? Ich wette, der ist fast sieben Meter lang. Sieht hungrig aus, oder?“
    Anna spürte, dass sie am Ende ihrer Kräfte war. „Lass Jaye gehen. Mir ist gleich, was du mit mir machst, aber sie ist unschuldig …“
    „An…na!“ Die rufende Stimme wurde lauter und leiser in der feuchten Luft. „Jaye!“
    Quentin! Anna hätte fast losgeheult vor Erleichterung. „Wir sind hier!“ schrie sie. „Hier!“
    „Halt die Klappe! Halt dein …“
    „Quentin!“ schrie sie wieder. „Komm schnell! Komm …“
    Adam lachte plötzlich schrill und zielte mit der Waffe. „Nur zu, schrei dir die Lunge aus dem Hals, Harlow Grail. Du bist schon tot.“

67. KAPITEL
    Mittwoch, 7. Februar,
    14 Uhr 30.
    Von einem Punkt über und außerhalb seines Körpers sah Ben entsetzt, wie Adam die Waffe auf Anna richtete. Er kämpfte um seine Freiheit, doch Adam war zu stark. Er wollte ihn nicht gehen lassen.
    Hör auf! Lass sie in Ruhe! Hörst du mich? Lass mich raus!
    Adam konnte ihn hören, das wusste er. In den letzten Tagen hatte er einen Schnellkurs im Verhalten multipler Persönlichkeiten absolviert. Er hatte eine Ahnung, was ein Co-Bewusstsein war. Er hatte gelernt, auf die Stimmen in seinem Kopf zu hören, und er hatte gelernt, wie ein Persönlichkeitswandel einzuleiten war.
    All das verdankte er Minnie. Sie hatte durch das Tagebuch Kontakt mit ihm aufgenommen. Darin hatte sie beschrieben, wer und was er war.
    Adam Furst, Minnie, Benjamin Walker, das waren drei in einer Person. Besser gesagt, sie waren alle Teil des Jungen, der Timmy gewesen war.
    Entsetzt und verzweifelt hatte er diese Erkenntnis nicht wahrhaben wollen. Doch nach dem ersten Schock hatte er sie akzeptiert. Endlich verstand er seine Kopfschmerzen und die Lücken in seinen Erinnerungen. Er wusste, warum er wie ein Toter schlief, verstand die Verwirrung seiner Mutter und warum er oft von Fremden wieder erkannt worden war.
    Alles passte zusammen. Alles waren typische Hinweise auf eine multiple Persönlichkeit. Großer Gott, wie hatte er so blind sein können, schließlich war er Psychologe. Er hatte Patienten mit dieser Störung behandelt.
    Wäre Minnie nur früher zu ihm gekommen, diese Frauen hätten nicht sterben müssen. Er hätte es verhindert.
    Gemeinsam schaffen wir es! Minnies Stimme. Wir können sie retten.
    Er hatte mit Minnie einen Plan geschmiedet. Sie waren sich einig, dass sie Adam nur gemeinsam aufhalten konnten.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher