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Der Wunschzettelzauber

Der Wunschzettelzauber

Titel: Der Wunschzettelzauber
Autoren: Muriel Zagha
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einzigartigen Duftmix in Sallys Auto.
    Â»â€™ast du heute morgen schon die Käselieferung kontrolliert?«, fuhr Bruno geschäftsmäßig fort. »Isch kann den Vacherin Mont-d’Or und den Tomme de Savoienischt finden. Und ein paar Kunden kommen ’eute extra deswegen vorbei, weißt du.«
    Â»Ist alles angekommen«, erwiderte Chloe beruhigend.
    Bruno fuhr sich mit einer Hand durch sein weiches graumeliertes Haar und nickte. Dann eilte er zurück in den Lagerraum.
    Bruno und Chloe hatten sich von Anfang an gut verstanden, seit sie damals vor zwei Jahren zum ersten Mal den Laden betreten hatte und wegen des im Ladenfenster angebotenen Jobs nachgefragt hatte. » Mignonne , eine süße Maus«, hatte Bruno beim ersten Blick in Chloes apartes Gesicht gedacht. Ihre großen blauen Augen und die leicht zerzauste tizianrote Bob-Frisur hatten ihm sofort gefallen und auch der feminine Kleidungsstil der jungen Frau: das dunkelgrau-weiß karierte Kleid, das sich an ihren schlanken, zierlichen Körper schmiegte, die Stiefeletten und die kurze, braune Wildlederjacke.
    Â»Ich habe früher in der Modebranche gearbeitet«, hatte Chloe ihm erklärt, »aber jetzt brauche ich eine Abwechslung.« Sie erzählte ihm nicht, dass sie sich seit ihrer Rückkehr nach London zu verwirrt und zu verletzlich gefühlt hatte, um sich wieder auf die verrückte Welt der Mode einzulassen. Stattdessen ergriff sie den Stier bei den Hörnern, blickte diesem etwas furchterregenden Franzosen in die Augen und gab frank und frei zu, dass sie keinerlei Erfahrung als Verkäuferin besaß, aber Frankreich und alles Französische liebe. Während sie sprach, hatte Bruno in ihrem Blick eine gewisse Entschlossenheit entdeckt, einen Ausdruck, der besagte: »Ich lasse mich nicht unterkriegen«. Er erkannte, dass sie nicht nur hübsch war, sondern auch Charakter besaß. Diese junge Engländerin erinnerte ihn ein wenig an Jeanne d’Arc, die französische Nationalheldin.
    Dann hatte Chloe weiter erklärt: »Ich habe außerdem einen Sohn von zwei Jahren, der seit Kurzem in den Kinderhort hier um die Ecke geht. Ich komme also jeden Tag an Ihrem Laden vorbei, und ich würde wirklich gern hier arbeiten.«
    Dann bestand Bruno seinerseits einen wichtigen Test.
    Chloe hatte in den vergangenen zwei Jahren erfahren, dass es immer wieder schwierig und peinlich war, eine junge Witwe zu sein – oder vielmehr, dass die meisten Leute angesichts dieser Tatsache peinlich berührt reagierten. Wenn sie von ihrer Situation erfuhren, benahmen sie sich meistens, als hätte Chloe eine ansteckende Krankheit. Sie sprachen mit seltsam gedämpfter Stimme und zogen sich, so schnell sie konnten, von ihr zurück.
    Außerdem scheute sie selbst davor zurück, das Wort »Witwe« in den Mund zu nehmen, denn sie assoziierte damit alte Frauen, für die das Leben vorüber war, schwarze Kleidung, Witwenrente. Das alles hatte nichts mit ihr zu tun. Sie hatte so wenig Zeit gehabt, sich mit dem Gedanken vertraut zu machen, Antoines Ehefrau zu sein, und nun musste sie sich schon daran gewöhnen, dass sie seine Witwe war. In ihrer DVD -Sammlung gab es einen faszinierenden französischen Thriller mit dem Titel: Die Braut trug Schwarz . So etwa fühlte sie sich. Sie war eigentlich noch immer eine Ehefrau. Nur dass Antoine tot war, und sie zumindest bildlich gesprochen Schwarz trug.
    Als Chloe bemerkte, dass Brunos dunkle, scharf blickende Augen kurz zu ihrem Verlobungsring und ihrem Ehering wanderten, die sie an einem Finger zusammen trug, erklärte sie ohne Umschweife: »Ich habe meinen Mann vor zwei Jahren verloren.« Eigentlich hätte sie das gern anders ausgedrückt, weil es ihren Seelenzustand besser beschrieben hätte: »Ich bin mit einem toten Mann verheiratet«. Denn genau so war es. Aber das brachte sie nicht über die Lippen, weil es gar zu schrecklich klang.
    Bruno schien damals von ihrer Enthüllung nicht peinlich berührt. »Das tut mir aufrichtig leid«, hatte er mit nüchternem Ernst erwidert und ihr dabei in die Augen geblickt. Sie hatten sich einen Augenblick lang wechselseitig gemustert, und Bruno, der seinem Instinkt vertraute, hatte bei sich gedacht » Bon  – wir sprechen dieselbe Sprache.« Laut hatte er nur geknurrt: » Bon . Wir wollen es versuchen.«
    Und sie hatten es versucht und sich wirklich gut verstanden. Zwei Jahre
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