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Der Weg: Wenn Gott Dir eine zweite Chance gibt (German Edition)

Der Weg: Wenn Gott Dir eine zweite Chance gibt (German Edition)

Titel: Der Weg: Wenn Gott Dir eine zweite Chance gibt (German Edition)
Autoren: William Paul Young
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sich einen Latte und eine heiße Schokolade zu gönnen. Clarence umarmte Maggie schicklich, aber ziemlich lange, und sie wäre beinahe errötet. Hätten doch die anderen nur gewusst, was sie wussten!
    Bald darauf ging Maggie, um Tony allein auf seinem Zimmer zu besuchen. Sie erklärte es den anderen damit, dass sie für ihn beten wollte. Und weil sie dabei leicht ein wenig in Ekstase gerate, sagte sie, wolle sie die anderen nicht durch ihren Überschwang in Verlegenheit bringen.
    Clarence zwinkerte ihr verschwörerisch zu und flüsterte: »Ich werde auch beten.«
    Sie meldete sich am Empfang an. Als sie sich dann Tonys Krankenzimmer näherte, kam gerade ein Arzt heraus.
    »Maggie«, sagte Tony, »hast du den Brief aus dem Safe dabei?«
    »Den, den du an Angela geschrieben hast?«, raunte sie, ohne die Lippen zu bewegen.
    »Nein, den anderen. Das unbeschriftete weiße Kuvert. Hast du ihn dabei?«
    »Ja.«
    »Gib ihn dem Arzt, der gerade aus meinem Zimmer gekommen ist. Schnell, bevor er weg ist.«
    »Entschuldigen Sie«, rief sie dem Arzt hinterher. Er blieb stehen und drehte sich um. »Mir wurde gesagt, dass ich Ihnen das hier geben soll.« Sie kramte in ihrer Handtasche und zog das unbeschriftete weiße Kuvert hervor.
    »Für mich?« Er sah überrascht aus, nahm den Brief von Maggie entgegen und öffnete ihn.
    Er überflog das Dokument und nickte. »Gut! Darauf haben wir schon gewartet. Es ist Mr. Spencers Patientenverfügung.«
    »Was?«, rief Maggie und nahm es ihm aus der Hand. Kein Zweifel, es handelte sich um eine unterschriebene und notariell beglaubigte Patientenverfügung. Tony hatte das Formular sorgfältig ausgefüllt. Er gestattete dem Krankenhaus darin nicht nur, seine künstliche Beatmung zu beenden, sondern forderte es ausdrücklich dazu auf.
    »Entschuldigung.« Der Arzt nahm das Dokument Maggie langsam, aber nachdrücklich aus der Hand. »Das ermöglicht es uns, entsprechend den Wünschen des Patienten zu verfahren und …«
    »Das weiß ich!«, entgegnete Maggie schroff. Rasch wandte sie sich ab und ging davon, ehe sie die Beherrschung verlor. Sie betrat Tonys Zimmer und war erleichtert, dass niemand vom Krankenhauspersonal sich darin aufhielt.
    »Tony! Was soll denn das?« Sie dämpfte ihre Wut zu einem mühsam beherrschten, rauen Flüstern, um nicht wieder von einer Kollegin hinausgeworfen zu werden. »Das ist doch verrückt! Hast du ihnen die Verfügung gegeben, weil du glaubst, dass es keine Rolle mehr spielt und du das Beatmungsgerät nicht mehr brauchst, weil du sowieso geheilt wirst? Ist es das, was du denkst?«
    Als er nicht antwortete, ging Maggie an sein Bett und legte die Hände auf seinen Körper. »Bete, Tony!« Dann fing sie an zu zittern, als die Gewissheit dessen, was hier geschah, sich herabsenkte wie der letzte Vorhang. »Verdammt, Tony, bitte … bete, dass du geheilt wirst!«
    Er weinte. »Ich kann nicht!«, schluchzte er. »Maggie, mein ganzes Leben habe ich nur für einen einzigen Menschen gelebt: mich. Und endlich bin ich bereit, das nicht mehr zu tun.«
    Maggie war entsetzt. »Aber, Tony, das ist Selbstmord! Du hast ein Geschenk erhalten. Du kannst dich selbst heilen. Danach kannst du Menschen helfen, die noch nicht wissen, was du weißt. Du nimmst dein Leben selbst in die Hand.«
    »Nein, Maggie, das werde ich nicht tun! Ich nehme mein Leben nicht selbst in die Hand. Wenn es Gottes Wille für mich ist, dass ich leben soll, dann kann Gott mich heilen, aber ich selbst kann es nicht.«
    Maggie fühlte, wie eine Welle der Traurigkeit sie erfasste. »Aber, Tony, wenn du es nicht tust, wirst du sterben. Verstehst du nicht? Ich will nicht, dass du stirbst!«
    »Maggie, liebe Maggie, ja, das verstehe ich. Und du kannst dir gar nicht vorstellen, was es mir bedeutet, dass du so etwas zu mir sagst! Aber ich war längst schon tot. Den größten Teil meines Lebens war ich tot, ohne mir dessen bewusst zu sein. Ich lief herum und dachte, ich sei lebendig, doch mit meinem Totsein habe ich allen Leuten in meiner Welt Schaden zugefügt. Aber jetzt ist es anders! Ich bin lebendig. Zum ersten Mal in meinem Leben bin ich lebendig und frei und in der Lage, eine wirklich freie Entscheidung zu treffen. Und ich habe mich entschieden. Ich wähle das Leben … für mich … und für Lindsay.«
    Maggie konnte nicht mehr. Schluchzend sank sie zu Boden. In diesem Moment wäre sie am liebsten vor allem geflohen und wünschte sich, sie hätte Gott nicht darum gebeten, ihm bei der Verwirklichung seiner
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