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Der tibetische Agent: Shan ermitteltRoman (German Edition)

Der tibetische Agent: Shan ermitteltRoman (German Edition)

Titel: Der tibetische Agent: Shan ermitteltRoman (German Edition)
Autoren: Eliot Pattison
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Meng wegfuhr, trat Lung Tso seine Zigarette aus. »Das Mädchen will keinen Schritt mehr gehen. Sie sagt, ohne dich kommt kein Mönch in ihre Nähe.«
    Shan folgte Lungs Blick zum Eingang des Hauses, wo Cora Michener mit Ani Ama stand und ihn mit ängstlicher Miene beobachtete. Er wusste nicht, wie er sie beruhigen sollte. Ihre einzige Fluchtmöglichkeit bestand darin, sich von Shan zu dem einen Mann bringen zu lassen, der hier im Bezirk noch ihren Tod wollte.

KAPITEL NEUNZEHN
    Lung Tso hielt mit dem Lastwagen hinter der langen Gesteinsformation, die sich neben der Schnellstraße erstreckte, am Fuß eines Hügels, der wie eine natürliche Festung auf allen Seiten von Felsblöcken umgeben war. Auf dem Grund des Tals bildete sich ein seltsamer Nebel, dessen erste Ausläufer sich bis hoch zwischen die Felsen erstreckten. Oben erschien ein Mönch und winkte sie zu sich. Als Cora den Mann in dem Gewand sah, zuckte sie zusammen und packte Shans Arm. Er führte sie weiter.
    Dakpo bewegte sich nur langsam. Obwohl er eindeutig immer noch an Schmerzen litt, war seine heitere Miene zurückgekehrt. Er trat ins Licht vor, so dass Cora sein Gesicht erkennen konnte.
    Die Amerikanerin musterte ihn vorsichtig und lockerte dann ihren Griff, als Dakpo beiseite trat und auf einen kurzen Durchgang zwischen den Felsen zeigte. Auf der Freifläche, die sie betraten, stand Trinle, doch Cora ließ Shan los und eilte sogleich zu Chenmo, die an der Seite des Mönches stand und ihm gerade dabei half, die Klappe eines großen Rucksacks zu verschnüren. Als Cora und die Novizin sich umarmten, kam ein dritter Mönch hinter einem der Felsen hervor.
    Cora blickte von der Schulter ihrer Freundin hoch und keuchte entsetzt auf. Sie wich zurück und wurde bleich.
    »Cora, nein!«, sagte Chenmo. »Norbu, Norbu. Der Abt!«
    Der Lama wies die Mönche an, zum gompa zurückzukehren. Als sie in den Schatten verschwanden, wandte er sich Shan zu und seufzte. »Sie sollte eigentlich allein kommen«, sagte er auf Chinesisch. »Dakpo sollte sie abfangen und allein zu mir bringen, damit ich sie trösten könnte.«
    Die Amerikanerin wich mit angstverzerrtem Gesicht bis an eine der Felswände zurück, die den Ort umgaben.
    Shan antwortete auf Tibetisch. »Sie hat den Mönch gesehen, der die drei anderen bei den Ruinen getötet hat. Aber sie konnte ihn nicht genau beschreiben. Sie hat gesagt, sie würde ihn wiedererkennen, falls er ihr noch mal begegnen sollte.« Chenmo erschrak und eilte an Coras Seite.
    Norbu seufzte. »Eine solche Aussage hätte vor Gericht kaum Bestand.«
    »Ich bin nie davon ausgegangen, dass der Fall in einem Gerichtssaal endet«, sagte Shan. Er kam langsam näher und versuchte, zwischen Cora und den Abt zu gelangen.
    »Das könnte eine unangenehme Reise werden«, sagte Norbu im Plauderton.
    Er blickte zu Jamyangs Pistole, die nun in Shans Hosenbund steckte, und dann wieder zu Cora. Shan sah, wie Norbus Hände sich dem eigenen Gürtel näherten. Dort hingen ein Federkasten und eines der bronzenen Feuereisen, wie sie an Absolventen des Friedensinstituts ausgegeben wurden. Nicht irgendein Feuereisen, wusste Shan, sondern das Exemplar, mit dem Lung Tsos Neffe getötet worden war.
    »Major Liang hatte Sie in Gewahrsam«, sagte der Abt mit verdrießlicher Miene. »Das macht aus Ihnen einen flüchtigen Straftäter.«
    »Das können Sie nur von dem Major persönlich erfahren haben«, stellte Shan fest. »Ich war dabei, als er eine Nachricht abgeschickt hat. Die geheime Nachricht eines Agentenführers an einen seiner Schützlinge.«
    Shans Worte ließen Chenmo verzweifelt aufstöhnen. Sie versuchte, Cora mit ihrem Körper zu schützen.
    Plötzlich gab es Bewegung am anderen Ende der kleinen Freifläche. Meng trat ins Licht vor, begleitet von den beiden tibetischen Polizisten. Sie sah adrett und tadellos aus. Ihre Mütze war blitzsauber, die Uniform frisch gebügelt, das Haar zu einem strengen Knoten zusammengebunden. Sie war zu der Kriecherin geworden, die Shan an jenem ersten Tag im Kloster getroffen hatte.
    Shan starrte sie ungläubig an. Sie würde alles zunichte machen. Die purbas waren nicht mehr weit, näherten sich vermutlich in diesem Moment, um ihren Passagier nach Indien abzuholen. Bei Mengs Anblick würden sie sofort den Rückzug antreten und Coras einzige Fluchtmöglichkeit vereiteln. Und der Zorn des ebenfalls gestrandeten Killers würde sich gegen die Anwesenden richten. Shan versuchte, Meng irgendwie zu warnen, aber sie nahm keine Notiz
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