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Der Thron der roten Königin

Der Thron der roten Königin

Titel: Der Thron der roten Königin
Autoren: Philippa Gregory
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Sommertag.
    «Ich reite voraus», beschließt Jasper, «um zu schauen, ob wir dich unbemerkt ins Lager schmuggeln können.»
    Henry lenkt sein Pferd zur Seite und wartet, während Jasper ins Lager trabt. Augenblicklich bricht hektische Aktivität aus, offensichtlich haben sie Henry schon vermisst und sind in Panik, er könnte fortgelaufen sein. Henry sieht, wie Jasper vom Pferd steigt und wild gestikuliert, als erklärte er, dass er herumgeritten sei. Der Earl of Oxford kommt aus seinem Zelt, um sich der Versammlung anzuschließen. Henry gibt seinem Pferd die Sporen und reitet ins Lager.
    Jasper dreht sich um. «Gott sei Dank, da bist du ja, Euer Gnaden! Wir haben uns Sorgen gemacht. Dein Knappe sagt, dein Bett sei unberührt. Ich habe Ausschau nach dir gehalten. Aber ich habe gerade meinem Lord de Vere gesagt, dass du dich sicher mit deinen Unterstützern triffst, die sich unserer Sache anschließen.»
    Ein scharfer Blick aus Jaspers blauen Augen warnt Henry, die Geschichte weiterzuspinnen. «Das habe ich in der Tat», sagt Henry. «Ich kann ihre Namen noch nicht nennen, aber sei versichert, dass immer mehr sich unserer Sache anschließen. Und dieser neue Unterstützer bringt viele Männer mit.»
    «Hunderte?», fragt der Earl of Oxford und lässt einen finsteren Blick über die kleine Armee schweifen.
    «Tausende, gelobt sei Gott», sagt der junge Henry Tudor mit einem zuversichtlichen Lächeln.

[zur Inhaltsübersicht]
    20 . August 1485
    S päter an diesem Tag, als die Armee wieder auf dem Marsch ist und vor Hitze klagend über die staubigen Landstraßen schlurft, bringt Jasper sein Schlachtross an Henrys Seite. «Euer Gnaden, gib mir Dispens», sagt er.
    «Was?», schreckt Henry aus seinen Gedanken auf. Er ist blass und hat die Zügel fest um die Hände geschlungen. Jasper sieht die Anspannung in dem jungen Gesicht und fragt sich nicht zum ersten Mal, ob dieser Junge stark genug ist, um die Bestimmung zu erfüllen, an der seine Mutter so eisern festhält.
    «Ich möchte den Weg, den wir gekommen sind, zurückreiten und unterwegs sichere Häuser ausmachen, die in ihren Ställen einige Pferde für uns bereithalten sollen. Vielleicht reite ich sogar bis zur Küste zurück und heure ein Schiff an, das auf uns warten soll …»
    Henry wendet sich seinem Mentor zu. «Du verlässt mich doch nicht?»
    «Sohn, dann könnte ich meine eigene Seele verlassen. Aber ich will einen Fluchtweg für dich offenhalten.»
    «Wenn wir verlieren.»
    «Falls wir verlieren.»
    Es ist ein bitterer Augenblick für den jungen Mann. «Traust du Stanley nicht?»
    «Nicht so weit, wie ich einen Stein werfen kann.»
    «Und wenn er sich nicht auf unsere Seite schlägt, dann verlieren wir?»
    «Ein reines Rechenexempel», sagt Jasper ruhig. «König Richards Armee ist womöglich doppelt so groß wie unsere, und wir haben jetzt rund zweitausend Mann. Falls Stanley sich auf unsere Seite schlägt, haben wir eine Armee von sechstausend Mann. Dann gewinnen wir wahrscheinlich. Aber falls Stanley für den König kämpft – und sein Bruder mit ihm –, dann haben wir zweitausend Mann und der König siebentausend. Du könntest der tapferste Ritter des ganzen Rittertums sein und der wahrste König, der je geboren wurde, aber wenn du mit zweitausend Mann gegen eine Armee von siebentausend in die Schlacht ziehst, wirst du wahrscheinlich verlieren.»
    Henry nickt. «Ich weiß. Ich bin mir sicher, dass Stanley sich mir am Ende als treu erweist. Meine Mutter schwört darauf, und sie hat sich noch nie geirrt.»
    «Ganz deiner Meinung. Aber es ginge mir besser, wenn ich wüsste, dass wir davonkommen, falls es schiefläuft.»
    Henry nickt. «Aber du kommst zurück, sobald du kannst?»
    «Ich möchte die Schlacht um nichts in der Welt versäumen», sagt Jasper mit einem angedeuteten Lächeln. «Gott befohlen, Euer Gnaden.»
    Henry nickt. Er versucht die Trennung von dem Mann, der in den achtundzwanzig Jahren seines jungen Lebens kaum von seiner Seite gewichen ist und der jetzt sein Pferd wendet und langsam davongaloppiert, nach Westen in Richtung Wales, nicht zu schwer zu nehmen.
    ***
    Als Henrys Armee am nächsten Tag losmarschiert, reitet Henry an ihrer Spitze. Er lächelt nach links und rechts und erklärt, Jasper sei fort, um neue Verbündete zu treffen – eine ganze Armee neuer Rekruten –, und bringe sie nach Atherstone. Die Waliser und die Engländer, die sich freiwillig gemeldet haben, freut dies, sie glauben dem jungen Herrn, dem zu folgen sie
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