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Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4

Titel: Der silberne Traum - Die Chroniken der Nebelkriege ; 4
Autoren: Ravensburger
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Finsterkrähe brüllte vor Schmerz und richtete einen mächtigen Flammenstrahl auf die Gargyle. Wie eine lebende Fackel wurde Dystariel zurück ins Meer geschleudert und riss den Dreizack mit sich. Fis Augen weiteten sich, als sie den blutenden Armstumpf des Hexenmeisters sah. Dystariel hatte ihm die Hand abgebissen.
    Finsterkrähe wimmerte. Er hob die Linke mit dem Zauberstab, fuhr herum und ließ das Geisterschiff in Flammen aufgehen. Tandarins Narrenstab zischte wie ein Speer auf ihn zu, doch der Hexenmeister hüllte auch ihn in Feuer und stieß ihn über die Bordwand. »Und jetzt seid Ihr dran, Eulertin!«, schrie er. »Ich werde Euch wie eine elendige Hexe verbrennen!«
    »Oh nein, das war bloß eine kleine Ablenkung!«, tönte die Stimme des Däumlings irgendwo zu seinen Füßen. »Ich verurteile dich hiermit im Namen der Universität Hallas zur Erzenen Verdammnis!«
    Ein scharfes Knacken war zu hören und der Hexenmeister richtete sich mit einem ungläubigen Blick auf. Im selben Moment nahmen Haut, Kleider und Stab eine dunkle Färbung an. Finsterkrähes Züge erstarrten und er verwandelte sich bis hinauf zum Spitzbart in eine Statue aus dunklem Basalt.
    Eulertin glitt zu einem Edelsteinsplitter, der zu Füßen Finsterkrähes lag. Der Splitter schimmerte grünlich im Licht des Feuers. Er tippte ihn mit seinem Zauberstab an und der Splitter schrumpfte, bis Eulertin ihn sich auf seinen Zauberstab stecken konnte. Dann stieg er über den lodernden Flammen zum bewölkten Himmel auf. »Nordwind«, rief er mit lauter Stimme. »Zieh deiner Wege und sei frei!«
    Kaum hatte er geendet, sauste er zu Fi hinüber und nickte ihr anerkennend zu. »Und jetzt weg von hier!«
    Das Feuer auf dem Geisterschiff war längst bis zu den Masten vorgedrungen. Mithilfe von Luftelementaren stieß der Däumling Nikk ins Meer, der immer noch im Netz verheddert war, und glitt mit Finsterkrähes versteinertem Leib in die Höhe. Auch Kriwa stieg vom Geisterschiff auf. Fi setzte zu einem beherzten Strecksprung an und stürzte sich in die Fluten. Es dauerte nicht lange, bis Koogs’ Männer sie wieder aus dem Meer gefischt hatten.
    »Das war ein guter Schuss eben, was?« Koggs trat grinsend auf Fi zu. »Das musst du erst mal mit deinem Bogen nachmachen!«
    Fi lächelte und verzichtete darauf, etwas zu erwidern. Gemeinsam mit den Seeleuten sahen sie dabei zu, wie die Flammen den Fliegenden Albioner verschlangen. Schließlich hallte ein grässliches Quietschen über das Meer und das Geisterschiff versank gurgelnd in den Fluten.
    Die Matrosen johlten, doch für diesen Sieg hatten sie einen hohen Preis gezahlt. Beide Klabauterschiffe waren schrecklich zugerichtet und es gab viele Tote und Verletzte. Bilger Seestrand ruderte mit ein paar seiner Männer zu Koggs’ Schiff. An Deck fielen sich die beiden Klabauter in die Arme. Die drei Wettermagier stürmten unterdessen aufgeregt zum Bugkastell, wo die Luftelementare Finsterkrähes Statue abgestellt hatten. Kriwa flog ihnen hinterher.
    Fi trat erschöpft an die Reling und starrte ins Meer, auf dem noch immer brennende Holzteile schwammen. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass die Nacht hereingebrochen war. Dystariel hätte ihnen sonst nicht helfen können. Für einen Moment glaubte sie, die geflügelte Silhouette der Gargyle am Himmel zu sehen. Doch wo war Nikk?
    Als hätte das Meervolk ihre Frage gehört, reckten jetzt zahlreiche Nixen die Köpfe aus dem Wasser. In ihrer Mitte befand sich der Prinz. Er schwamm an die Bordwand heran und Fi warf ihm erleichtert eine Strickleiter zu. Wie viele Male zuvor nahm er wieder seine Elfengestalt an und kletterte mit dem Dreizack der Wogen in der Hand zu ihr hinauf. Nikk sah blass aus, doch er strahlte sie an. »Ich danke dir, Fi! Unsere Legendenweber werden noch in hundert Jahren von dir erzählen. Was du heute für uns getan hast …«
    »Lass gut sein, Nikk«, fiel Fi ihm ins Wort. Sie lächelte, doch es war ein Lächeln voller Wehmut. »Wenn man es genau nimmt, hat dich Dystariel gerettet. Nicht ich.«
    »Dieses Eingeständnis aus deinem Mund?« Nikk zwinkerte ihr zu und griff nach ihrer Hand.
    »Dann heißt es jetzt, Abschied nehmen?«, fragte Fi.
    »Ja, so ist es. Der Zyklus endet heute Nacht. Ich kann dich nicht länger begleiten. Doch ich wünsche dir, dass es dir gelingt, dein Volk zu befreien. Und du weißt doch: Wünsche haben eine große Kraft.« In Nikks Miene spiegelte sich neben dem Abschiedsschmerz noch ein anderer Ausdruck: Sorge.
    »Sorgst du
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