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Der schwarze Fürst der Liebe

Der schwarze Fürst der Liebe

Titel: Der schwarze Fürst der Liebe
Autoren: Pat McCraw
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von seinem Sessel und trat auf sie zu. Er musterte sie mit Wohlgefallen und lächelte dann.
    »Darf ich Euch untersuchen, Majestät?«
    »Ich bitte darum«, schmunzelte der König, und machte Anstalten, seinen Oberkörper zu entblößen.
    »Nein, Friedrich«, bremste ihn die Königin und half ihm aus der stickereiverzierten Jacke und dem weißen Hemd. Engellin nickte dankbar. Das wäre eigentlich ihre Aufgabe gewesen, aber sie war einfach noch zu befangen in der pompösen, fremden Umgebung. Deshalb war seine einfühlsame Gemahlin für sie eingesprungen.
    Sie begann mit der Untersuchung. Geübt klopfte sie seinen Körper ab, legte die Hände auf. Ohne darüber nachzudenken, streifte sie ihm die Hose ein Stück tiefer und untersuchte die untere Wirbelsäule. Ja, starkes Rheuma – unheilbar. Da war nur Linderung möglich, indem man ständig behandelte. Der König verspürte offensichtlich heftige Schmerzen in den Schultern, als sie ihm den Arm drehte. Auch schien seine Bewegung im Lendenbereich eingeschränkt.
    Engellin nahm ihre Medikamententasche vom Boden auf und suchte ihre beste schmerzstillende Tinktur heraus. Sie griff das Glas, das zusammen mit einer Karaffe Wasser auf des Königs Schreibtisch stand, und träufelte einige Tropfen hinein. Die Königin war ein Stückchen zurückgetreten und beobachtete ihr Tun interessiert.
    »Bitte trinkt das, dann wird es euch sofort besser gehen.« Engellin reichte dem Mann das Glas, der es gehorsam leerte.
    Sie nahm ihre selbst hergestellte Rheumasalbe und begann, dem König gewissenhaft die schmerzenden Gliedmaßen einzureiben. Der stöhnte und stürzte sich auf die Platte seines Schreibtischs, während sie seine Lendenwirbelsäule massierte.
    Nach erfolgter Behandlung zog er das Hemd an, schritt zu seinem Stuhl und nahm Platz. Er stutzte, stand auf, und setzte sich nochmals. Es war offensichtlich bereits eine Besserung eingetreten. Er strahlte hellauf begeistert über das ganze, bärtige Gesicht.
    »Mir geht es wirklich schon besser! Die Heilerin ist in Dienst gestellt«, teilte er seiner Frau wohlgelaunt mit.
    »Eingestellt?« Engellin war verwirrt.
    »Selbstverständlich«, antwortete der Monarch heiter. »Ihr glaubt doch nicht, dass ich Euch noch einmal abreisen lasse! Ihr seid natürlich ab sofort meine königliche Baderin. Und zwar mit einhundert Golddukaten jährlich.«
    Engellin schluckte. So hatte sie sich das nicht gedacht. Sie beabsichtigte, auf den Hof zu ihren Patienten zurückzukehren. Geld war wichtig, aber konnte sie nicht erstrangig beeindrucken.
    Die Königin deutete ihre Abwehrhaltung richtig und schaltete sich ein.
    »Ihr wollt wirklich zurück in Eure Armut?«, fragte sie gerade heraus.
    »Nein, zu meinen Patienten.«
    »Aber ihr habt doch jetzt mich!«, rief der König leicht empört.
    »Moment bitte, Friedrich.« Die Königin legte ihm beruhigend die Hand auf den Arm.
    »Ich glaube, ich verstehe Engellin. Sie möchte vielen Leuten Gutes tun – besonders den Bedürftigen.«
    Engellin nickte zustimmend.
    »Aber Arme und Kranke haben wir in Goldstein auch genug! Dann soll sie eben hier Behandlungsräume einrichten, und ich bin ihr bester und erster Patient«, ereiferte sich der König. Er wollte sie haben, und blickte trotzig wie ein kleiner Junge.
    Engellin überlegte. Sie hatte nicht geplant, in die Stadt zu ziehen, aber warum nicht? Die Kranken waren überall gleich. In Goldstein hatte sie mehr Möglichkeiten an seltene Arzneien zu kommen – besonders mit Rückendeckung durch den König. Was hielt sie noch auf dem Hof außer der Erinnerung?
    »Darf ich das eine Weile überdenken, Majestäten? Seid Ihr im Besitz von weiterführender Fachliteratur über Rheuma?«
    »Natürlich!« Die Königin nickte und läutete nach einem Lakaien.
    »Bitte führt unseren Gast in die Bibliothek.«
    Engellin verneigte sich und folgte dem Diener. Sie brauchte eine Pause. Die Untersuchung war anstrengender gewesen als gedacht. Sie fühlte sich erneut schwach und stützte sich gelegentlich mit der Hand an den Wänden ab, während sie dem Diener durch die Flure folgte. Dieser öffnete die Flügeltüren zur Bibliothek um sie einzulassen.
    Am Fenster stand ein Mann in einer blauen Uniform, die Hände auf dem Rücken und schaute auf den kahlen Baum, der seine schwarzen Äste fast bis an die Glasscheiben drückte. Sein goldbraunes Haar wallte offen über seine Schultern. Bei ihrem Eintritt drehte er sich um. Rudger!
    Er riss die Augen auf – offensichtlich genau so überrascht
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