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Der Partner

Der Partner

Titel: Der Partner
Autoren: John Grisham
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fein säuberlich in Ordnern abgeheftet, die ihn direkt zu dem Geld führen würden.
    Aber er wusste es besser. Wenn Danny Boy ihretwegen die Flucht ergriff, dann würde er auf keinen Fall irgendwelches Beweismaterial zurücklassen. Und wenn er tatsächlich ihr Mann war, dann war sein Haus bestimmt sorgfältig gesichert. Danny Boy würde, wo immer er war, vermutlich sofort Bescheid wissen, wenn sie seine Haustür oder ein Fenster öffneten.
    Sie warteten. Sie fluchten und stritten und litten noch stärker unter dem Zwang zum Erfolg. Guy rief täglich in Washington an, eine unerfreuliche Aufgabe. Sie beobachteten den roten Käfer. Jedes eintreffende Flugzeug ließ sie die Ferngläser und Handys zücken. Sechs Flüge am ersten Tag. Fünf am zweiten. In der heruntergekommenen kleinen Hütte wurde es heiß und stickig. Die Männer flüchteten ins Freie - die Amerikaner dösten im mickrigen Schatten eines Baumes auf dem Hinterhof vor sich hin. Die Brasilianer spielten, am Zaun im Vorgarten sitzend, Karten.
    Guy und Osmar unternahmen eine ausgedehnte Fahrt und schworen sich, dass sie sofort zuschlagen würden, sollte er jemals zurückkehren. Osmar äußerte sich zuversichtlich, dass er wieder auftauchen würde. Vermutlich war er nur kurz geschäftlich unterwegs, was immer das auch heißen mochte. Sie würden ihn schnappen, ihn identifizieren, und sollte sich herausstellen, dass er der Falsche war, würden sie ihn einfach in irgendeinem Straßengraben abladen und verschwinden. Wie beim letzten Mal.
    Am fünften Tag kam er zurück. Sie folgten ihm in die Rua Tiradentes, und alle waren glücklich.
    Am achten Tag leerte sich die heruntergekommene kleine Hütte; alle Brasilianer und alle Amerikaner gingen auf Position. Die Laufstrecke war sechs Meilen lang. Er hatte sie seit seiner Rückkehr jeden Tag zurückgelegt, war fast immer zur gleichen Zeit gestartet, trug die gleichen blau- orangenen Laufshorts, abgetragenen Nikes, Socken, kein Hemd.
    Die ideale Stelle für den Zugriff lag zweieinhalb Meilen von seinem Haus entfernt, hinter einer kleinen Anhöhe auf einem Schotterweg, nicht weit vom Wendepunkt seiner Laufstrecke entfernt.
    Danilo kam nach zwanzigminütigem Lauf über die Anhöhe, ein paar Sekunden früher als erwartet.
    Aus irgendeinem unerfindlichen Grund war er schneller als gewöhnlich. Vielleicht wegen der Wolken.
    Auf der anderen Seite der Anhöhe stand ein Kleinwagen mit einem scheinbar platten Reifen und blockierte, hinten aufgebockt, die Straße. Sein Fahrer, ein kräftiger, untersetzter junger Mann, tat so, als wäre er vom Anblick des asketisch wirkenden Mannes überrascht, der schwitzend und keuchend auf der Anhöhe erschien. Danilo verlangsamte für eine Sekunde sein Tempo. Rechts war mehr Platz.
    »Born dia«, sagte der stämmige junge Mann und tat einen Schritt auf Danilo zu.
    »Born dia«, sagte Danilo, sich dem Wagen nähernd.
    Der Fahrer holte plötzlich eine großkalibrige Pistole aus dem Kofferraum und hielt sie Danilo zwischen die Augen. Dieser erstarrte; seine Augen fixierten die Pistole, er atmete schwer mit offenem Mund. Der Fahrer hatte massige Hände und lange, kräftige Arme. Er packte Danilo am Genick, riss ihn mit einem Ruck zum Wagen hin und drückte ihn dort neben der Stoßstange auf den Boden. Die Pistole verschwand in einem Halfter, und ehe Danilo sich versah, fand er sich in den Kofferraum des Wagens verfrachtet. Danny Boy wehrte sich und trat um sich, aber er hatte nicht den Hauch einer Chance.
    Der Fahrer schlug den Kofferraumdeckel zu, ließ den Wagen herunter, warf den Wagenheber in den Straßengraben und fuhr davon. Nach etwa einer Meile bog er in einen schmalen Feldweg ein, wo man bereits unruhig auf ihn wartete.
    Sie schlangen Nylonseile um Danny Boys Handgelenke und verbanden ihm mit einem schwarzen Tuch die Augen, dann wuchteten sie ihn auf die Rückbank eines Vans. Osmar saß zu seiner Rechten, ein weiterer Brasilianer zu seiner Linken. Jemand griff sich seine Schlüssel aus der mit Klettband befestigten Velcros-Bauchtasche, die er um die Taille trug. Danilo sagte nichts, als der Van startete und Fahrt aufnahm. Er schwitzte noch immer und atmete sehr schwer.
    Als der Van auf einer staubigen Straße neben einer landwirtschaftlich genutzten Fläche abrupt anhielt, brachte Danilo seine ersten Worte hervor. »Was wollt ihr?« fragte er auf portugiesisch.
    »Kein Wort!« kam die Antwort von Osmar, auf englisch. Der Brasilianer links neben Danilo holte eine Spritze aus einem kleinen
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