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Der Kuss des Greifen

Der Kuss des Greifen

Titel: Der Kuss des Greifen
Autoren: Sharon Morgan
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später. Sie blieben hinter ihrem Volk zurück, um ihren Vater und den Bruder zu bestatten. In dieser Zeit lernte Celtillos die Zauberin Creusa kennen, wies ihre Annäherungsversuche jedoch zurück, woraufhin sie aus gekränkter Eitelkeit den Zauber wob, der ihre Leben zerstörte.
    »Wir sollten sie wirklich vom Hang werfen, Cel«, sagte Sirona. »Denn hättest du das damals mit dem anderen hellenischen Weib getan, hätten wir jetzt keinen solchen Ärger.«
    »Sie sieht nicht unbedingt aus wie eine böse Zauberin, sondern eher wie ein Knabe.«
    Sirona knurrte leise. »Was weiß ich, warum sie unbedingt in der Verkleidung eines Knaben sterben will. Außerdem sah man dieser Creusa die Bösartigkeit auch nicht an. Sie war sogar recht schön.«
    Die eifersüchtige Creusa, die Cel in unerwiderter Liebe zugetan gewesen war, hatte Sirona für seine Geliebte gehalten. Sie belegte daraufhin beide mit einem Fluch, der Cel vom Sonnenaufgang bis zur Dämmerung in die Gestalt eines Greifen und Sirona für immer in die einer weißen Katze bannte.
    Cels und Sironas Vertrauen in die Hellenen war dies nicht unbedingt zuträglich gewesen, was auf Gegenseitigkeit beruhte. Vor zwei Jahren hatte ein Volk der Keltoi − wie diese von den Hellenen genannt wurden − den makedonischen König Ptolemaios Keraunos getötet, was nach dem Dahinscheiden dessen Nachfolgers, des Strategos Sosthenes, in die Anarchie geführt hatte, die unverändert anhielt. Die Bewohner von Hellas, das derzeit zu Makedonien gehörte, hatten keinen Grund, die Keltoi zu mögen.
    Die Bewusstlose stöhnte leise.
    »Wir werden sie nicht töten«, sagte Cel. »Ich will wissen, was die Hellenen vorhaben und warum sie ein Mädchen schicken.« Natürlich konnte er Sirona schlecht sagen, dass er die Fremde interessant fand. Ihr Mut war eines Boiers würdig.
    »Sie schicken Mädchen, weil sie selbst zu feige sind.« Sirona schnaubte.
    Die Bewusstlose seufzte. Sie würde bald erwachen.
    Cel blickte in die untergehende Sonne. »Wir müssen sie nicht töten. Gewiss hat sie selbst einiges zu verbergen, sonst würde sie sich nicht als Mann ausgeben. Vielleicht können wir die Frau für unsere Pläne benutzen.«
    Sirona hob angewidert die Nase. »Du glaubst wirklich, eine Hellenin würde uns helfen? Hast du dir beim Sturz den Kopf verletzt?«
     
     

Kapitel 2
     

     
     
    Als Lysandra erwachte, befand sie sich auf einem Lager aus Fellen. Zuerst wagte sie es nicht, sich zu bewegen, da sie sich beobachtet fühlte. Sie öffnete ihre Augen einen winzigen Spaltbreit. Jemand saß neben ihr, doch durch die Wimpern konnte sie nur Umrisse erkennen.
    »Ich weiß, dass du wach bist«, erklang eine melodiöse Männerstimme.
    Lysandra öffnete die Augen und erblickte einen attraktiven Mann mit einem schmalen Gesicht und langem silberblonden Haar, das ihm offen über die Brust reichte. Er war größer als die meisten hellenischen Männer, die sie kannte. Ein seltsames Kleidungsstück bedeckte seinen Unterleib und seine Beine einzeln, während seine muskulöse Brust nackt blieb bis auf einen Verband. An seinem Hals funkelte ein vorne offener Reifen aus Gold. Das Faszinierendste waren jedoch seine Augen, die von einem strahlenden Graublau waren. Doch auch seine vollen Lippen waren nicht zu verachten, denn waren sie von unterschwelliger Sinnlichkeit.
    Schnell wandte Lysandra ihren Blick ab. Um sie herum sah sie Geröll, Felsen und Hügel. Sie war in einer großen Höhle, die einzig von einer Fackel erleuchtet wurde. An ihrem Arm fand sie eine Schürfwunde und eine Beule an ihrem Kopf. Sie erinnerte sich an ihren Sturz. Es war ein Wunder, dass sie noch lebte.
    »Wo ist der Greif?«, fragte sie.
    »Weg.«
    »Ist er geflohen? Oder tot?«
    »Letzteres will ich nicht hoffen.«
    »Wie bitte?« Lysandra starrte den überaus attraktiven, doch leider wahnsinnigen Mann an. »Ihr hofft, dass er nicht tot ist? Das Untier bedroht Delphoí!«
    Er hob die Achseln. »Auch Untiere brauchen Nahrung. Was macht es schon aus, wenn er sich hier und da eine Ziege nimmt?«
    »Die Menschen fürchten ihn. Er hat schon einige Krieger getötet und Ihr versucht, seine Taten zu rechtfertigen? Wer seid Ihr überhaupt? Ihr seht aus wie ein Barbar, außer dass ihr keinen dieser langen Oberlippenbärte habt.«
    Er hob mokant eine Augenbraue. »Das mag ursächlich daran liegen, dass ich ein Barbar bin, der sich den Bart wegrasiert hat.«
    Lysandra erschrak. »Dann seid Ihr einer der Keltoi! Ihr seid zurückgekehrt! Von einem wie
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