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Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller

Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller

Titel: Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller
Autoren: Michael Slade
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war es da … im nächsten wieder verschwunden … und wallte dann erneut auf. Manchmal bildete er sich ein, er könne durch die Schneewand in weiter Ferne das Heulen von Polizeisirenen hören, auf und ab, auf und ab. Es ist unsinnig, darauf auch nur die geringste Hoffnung zu setzen, sagte ihm sein Verstand. Du weißt viel, viel besser als die meisten, dass dies eine vom Verbrechen verseuchte Stadt ist. Die sind nicht einmal in diese Richtung unterwegs.
    Al Flood war auf dem Bauch zusammengebrochen und sah, den Rücken nach draußen gewandt, in die Nische. Er hatte nicht mehr die Energie, sich umzudrehen, um wenigstens in die Richtung sehen zu können, aus der ein Angriff kommen würde. Stattdessen ließ er jetzt den Kopf sinken und sein Gesicht in den Schnee fallen.
    Al Flood ließ zu, dass seine Gedanken locker davontrieben.
    Die Visionen begannen mit einem Mann, einem alten Mann mit verrunzeltem Gesicht und einer Stahlbrille, einem Mann mit schütterem, zurückgekämmten Haar, das an den Schläfen grau wurde, einem Mann, der unter einem dünnen Schnurrbart eine Zigarette rauchte. Der alte Mann saß, in eine warme Felldecke gehüllt, hinten auf einem Schlitten und las Zeitung. Die Zeitung war gelb und hatte Eselsohren und war mit Schnee bedeckt. Al Flood erkannte den Mann: Er hatte einmal eines seiner Bücher gelesen.
    Der Mann auf dem Schlitten drehte sich zu ihm herum und hielt ihm die vergilbte Zeitung hin. Mit vom vielen Rauchen belegter Stimme sagte er: »Da steht, dass es jetzt in der ganzen Provinz schneit. Auch weiter draußen, über dem Pazifischen Ozean. Der Schnee fällt über sämtlichen Gipfeln in den Rocky Mountains. Und er fällt auch auf jenes einsame Grab in den Bergen … einsame Grab in den Bergen … einsame, einsame Grab …«
    Und dann war der Mann plötzlich verschwunden, ganz hinter einem Vorhang wirbelnder Schneeflocken verborgen, verschwand hinter einem weißen Vorhang, der sich ein paar Sekunden später auseinandertat und einen steilen Hang mit Schneewechten erkennen ließ, die sich dick um das zertrümmerte Leitwerk und das Cockpit eines Flugzeugs aufgetürmt hatten. Flood wusste, dass diese Vision das Grab seines Vaters war.
    In der Ferne, hinter dem Berghang, konnte er sehen, wie die zornigen, schwarzen Wellen eines Ozeans gegen ein Ufer anrannten, Gischt in die Höhe schleuderten, die sich mit dem Schnee vermischte, der sich auf einem verlassenen Friedhof auf krumm stehende Kreuze und Grabsteine herabsenkte.
    »Was du da siehst …«, das war wieder die Stimme des alten Mannes, »ist ein christlicher Indianerfriedhof an der Westküste von Vancouver Island. Eines der Gräber hat man aufgegraben, dein Bruder liegt dort.«
    Dann konnte Flood wieder nur den Schlitten in dem blendenden Schneesturm ausmachen, nur dass diesmal eine andere Gestalt hinter dem alten in die Decke gehüllten Mann stand. Diese zweite Gestalt war ein viel größeres Individuum, ein Mann mit einem vollen Gesicht, einem buschigen Bart, und sie hatte eine Hand auf die Schulter des älteren Mannes gelegt. Sie sind Freunde, dachte Flood und verglich die beiden. Eigenartig.
    »Kannst du den Schnee hören«, fragte der alte Mann, »hören, wie er lautlos durch das Universum fällt? Mein Sohn, der Schnee fällt auf alle, er fällt auf all die Lebenden und die Toten.«
    »Sie ist tot«, sagte der große Mann, »aber du lebst noch. Wenn du schon nichts für dich selbst tun kannst, dann tu etwas für sie. Jeder tut, was er kann. Sieh noch einmal nach.«
    Dann sah Al Flood die Straße unter der Schneedecke, sie war jetzt ganz weiß. Er konnte sich selbst in der Nische sehen, das Gesicht nach unten, konnte sehen, wie Flocke um Flocke seine hingestreckte Gestalt einhüllte und ihn wie ein Leichentuch unter sich begrub, und er konnte zusehen, wie derselbe Schnee in die Tiefgarage blies, in die Blutpfütze, die sich um Genevieve ausgebreitet hatte
    »Dein Sterben muss einen Sinn haben«, hatte Hemingway gesagt. »Wirf dein Leben nicht weg.«
    »Stirb für eine gute Sache«, hatte Joyce hinzugefügt. »Lass uns einen letzten Kampf für die Toten kämpfen.«
    Und dann waren sie weg, beide waren sie weg, nur der Schnee blieb zurück. Al Flood hörte seinen keuchenden Atem, als sich der Schleim in seiner Kehle verfing. Das Rasseln des Todes, dachte der Mann. Ich glaube, meine Zeit ist bald gekommen. »Einen Kampf noch«, sagte er, und dann stellte er fest, dass er sich langsam umdrehte und bewegte.
    Jetzt schlug er einen Bogen, einen
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