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Der Kardinal im Kreml

Der Kardinal im Kreml

Titel: Der Kardinal im Kreml
Autoren: Clancy Tom
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nur bewußtlos waren. Der Major sah einen russischen Offizier mit Generalssternen. Der
Mann blutete aus Nase und Ohren und versuchte eine Pistole zu heben, als der Major ihn niederschoß. Nach einer Minute waren alle tot. Das Gebäude füllte sich rasch mit dickem, beißendem Rauch. Er beorderte seine Männer nach draußen.
    Â»Wir sind hier fertig«, sagte er in sein Funkgerät. Keine Antwort. »Sind Sie noch da?«
    Â 
    Der Bogenschütze stand neben einer halboffenen Tür an der Wand. Sein Funkgerät war ausgeschaltet. Direkt vor dem Zimmer, in dem er sich befand, stand ein Soldat und schaute den Korridor entlang. Es war soweit. Der Guerilla stieß mit dem Gewehrlauf die Tür auf und erschoß den Russen, ehe der sich umdrehen konnte. Dann brüllte er einen Befehl, und fünf Mann stürmten aus Zimmern hervor, aber zwei fielen, ehe sie einen Schuß abgeben konnten. Links und rechts im Korridor sah er nur Mündungsblitze und halbverborgene Silhouetten.
    Fünfzig Meter weiter reagierte Bondarenko auf die neue Bedrohung. Er befahl seinen Männern, in Deckung zu bleiben, und identifizierte und beschoß dann im Schein der Notbeleuchtung mit mörderischer Präzision die Eindringlinge. Der Korridor glich nun einem Schießstand; mit zwei Feuerstößen erwischte er zwei Männer. Ein weiterer kam auf ihn zugestürzt, brüllte etwas Unverständliches und feuerte unablässig. Bondarenkos Schüsse gingen zu seinem Erstaunen daneben, aber jemand anderer zielte besser. Weiter Schüsse; der von den Wänden widerhallende Lärm machte alle taub. Dann war da nur noch ein Feind. Der Oberst sah noch zwei seiner Soldaten fallen, und ein Geschoß des letzten Afghanen traf nur Zentimeter von seinem Gesicht entfernt den Beton. Splitter fuhren Bondarenko ins Auge und gegen die Wange; der jähe Schmerz ließ ihn zurückzucken. Der Oberst wich aus der Feuerlinie zurück, holte tief Atem und sprang in den Korridor. Der Mann war keine zehn Meter entfernt.
    Der Augenblick dehnte sich zu einer Ewigkeit, als beide Männer zielten. Bondarenko sah die Augen des Mannes.
Ein junges Gesicht, aber der Haß in den Augen ließ dem Oberst fast das Herz stillstehen. Doch Bondarenko war zuerst Soldat. Der erste Schuß des Afghanen ging daneben. Seiner saß.
    Der Bogenschütze spürte beim Fallen einen Schlag in der Brust, aber keinen Schmerz. Er wollte noch die Waffe nach links reißen, aber seine Hände versagten den Dienst und ließen sie fallen. Er brach langsam zusammen, fiel erst auf die Knie, dann rückwärts zu Boden. Es war vorbei, endlich. Dann stand der Mann neben ihm. Eigentlich kein grausames Gesicht, dachte der Bogenschütze. Ein Ungläubiger und ein Feind, aber doch immerhin auch ein Mensch. Er sah Neugier. Der will wissen, wer ich bin. Mit seinem letzten Atemzug stieß der Bogenschütze hervor: »Allahu akbar!« Allah ist groß.
    Â»Stimmt wohl«, sagte Bondarenko zu der Leiche. Den Ausruf kannte er gut genug. Er sah, daß der Mann ein Funkgerät hatte. Nun machte es ein Geräusch; der Oberst bückte sich und griff danach.
    Â»Sind Sie das?« drang es gleich darauf aus dem Gerät. Gefragt wurde in Paschtu, aber die Antwort kam auf Russisch.
    Â»Alles erledigt hier«, sagte Bondarenko.
    Der Major starrte einen Augenblick lang das Funkgerät an und pfiff dann den Rest seiner Männer zusammen. Die Gruppe des Bogenschützen kannte den Weg zum Sammelpunkt; nun galt es nur, heil heimzukommen. Er zählte seine Männer. Elf gefallen, sechs verwundet. Mit etwas Glück konnte er die Grenze erreichen, ehe es zu schneien aufhörte. Fünf Minuten später marschierten seine Männer den Berg hinunter.
    Â 
    Â»Sichern!« befahl Bondarenko seinen verbliebenen sechs Mann. »Waffen einsammeln und verteilen.« Wahrscheinlich ist es vorbei, sagte er sich, aber ›sicher‹ konnten sie sich erst nach Eintreffen des Mot-Schützenregiments fühlen.
    Â»Morosow!« rief er dann. Einen Augenblick später erschien der Ingenieur.

    Â»Jawohl, Oberst?«
    Â»Gibt es oben einen Arzt?«
    Â»Jawohl, mehrere – ich gehe einen holen.«
    Der Oberst stellte fest, daß er schwitzte. Er setzte das Funkgerät ab und stellte verdutzt fest, daß es von zwei Kugeln getroffen worden war. Sehr erstaunt war er, als er an einem Trageriemen Blut entdeckte. Er war verwundet worden,
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