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Der große deutsche Märchenschatz

Der große deutsche Märchenschatz

Titel: Der große deutsche Märchenschatz
Autoren: Anaconda
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bringt er zu dem Hühnchen,
    Aber Hühnchen war erstickt,
    Hat den Nusskern nicht verschlickt.
    Da war das Hähnchen sehr traurig und hat ein Wägelchen von Weiden geflochten, hat sechs Mäuschen davorgespannt und das Hühnchen daraufgelegt, um es zu Grabe zu fahren, und wie es so fortfuhr, kam ein Fuchs.
    Â»Wohin, Hähnchen?«
    Â»Mein Hühnchen begraben.«
    Â»Darf ich aufsitzen?«
    Â»Sitz hinten auf den Wagen,
    Vorne können’s meine Pferdchen nicht vertragen.«
    Da hat sich der Fuchs aufgesetzt, kam ein Wolf.
    Â»Wohin, Hähnchen?« usw.
    Kam ein Löwe, kam ein Bär usw., alle hinten drauf, endlich kam noch ein Floh,
    Â»Wohin, Hähnchen?« usw.
    Aber der war zu schwer, der hat grade noch gefehlt, das ganze Wägelchen mit aller Bagage, mit Mann und Maus ist im Sumpfe versunken, da braucht es auch kein Grab. Das Hähnchen ist allein davongekommen, ist auf den Kirchturm geflogen, da steht es noch und dreht sich überall herum und passt auf schön Wetter, dass der Sumpf austrocknet; da will es wieder hin und will sehen, wie er seinen Leichenzug weiterbringt, wird aber wohl zu spät kommen, denn es ist allerlei Kraut und Gras drüber gewachsen, Hühnerdarm und Hahnenfuß und Löwenzahn und Fuchsia, und lauter solche Geschichten; wer sie nicht weiß, der muss sie erdichten.

Hans Dudeldee
    Es ist nun schon lang her, wohl viel hundert Jahr. Da lebte ein Fischer mit seiner Frau, der hieß Dudeldee. Sie waren aber so arm, dass sie kein recht Haus hatten, und wohnten in einer bretternen Hütte und hatten kein Fenster daran; sie schauten durch die Astlöcher hinaus. Dudeldee war doch zufrieden; seine Frau aber war nicht zufrieden. Sie wünschte sich bald das, bald jenes und quälte immer ihren Mann, weil er ihr’s nicht geben konnte.
    Da schwieg aber Dudeldee gewöhnlich und dachte nur bei sich: »Wär ich nur reich« oder »wär nur alles gleich da, wie ich’s wünsche.«
    Einmal abends stand er mit seiner Frau vor der Haustüre, und sie sahen umher in der Nachbarschaft. Da standen etliche schöne Bauershäuser. Da sagte seine Frau zu ihm: »Ja, wenn wir nur so eine Hütte hätten wie die schlechteste unter diesen Nachbarshäusern. Wir könnten sie wohl noch kriegen, aber du bist zu faul, du kannst nicht arbeiten, wie andere Leute arbeiten.«
    Aber Dudeldee fragte: »Wie? Arbeite ich nicht wie andere Leute? Steh ich nicht den ganzen Tag und fische?«
    Â»Nein!«, antwortete seine Frau ihm wieder. »Du könntest früher aufstehen und vor Tag schon so viele Fische fangen, als du sonst den ganzen Tag bekommst. Du bist aber zu faul; du magst nicht schaffen.« Und so zankte sie ihn fort.
    Darum stand er des andern Morgens früh auf und ging hinaus an den See, um zu fischen. Und er sah die Leute kommen aufs Feld und schaffen, und er hatte noch nichts gefangen. Und es war Mittag worden, und die Schnitter saßen im Baumschatten und aßen ihr Mittagsbrot, und er hatte noch nichts gefangen und setzte sich traurig hin und zog sein schimmelig Brot aus seiner Tasche und aß es. Dann fischte er wieder. Und die Sonne neigte sich, und die Schnitter gingen heim, und der Schäfer trieb die Herde in den Pferch, und die Kuhherde zog heim, und stiller ward’s auf dem Felde. Aber Dudeldee stand noch immer und noch hatte er kein Fischlein.
    Da war es dämmrig geworden, und er dachte ans Heimgehen. Ein einziges Mal wollte er noch sein Netz eintauchen, ob er nicht jetzt noch was fange. Er tauchte es ein, und als wollte er die Fische locken, rief er:
    Â»Fischlein, Fischlein in dem See!«
    Â»Was willst du, lieber Hans Dudeldee?«,
    fragte ein Fischlein, das herbeigeschwommen war und den Kopf ein wenig über das Wasser hervorstreckte.
    Der arme Hans Dudeldee war zwar erstaunt über das Fischlein, aber doch besann er sich und dachte: »Hm, wenn’s da nur darauf ankommt, etwas zu wollen, da sollst du mich nicht lang fragen müssen.« Er sah umher, was er wohl gleich wünschen sollte. Drüben, jenseits des Sees stand ein schönes Lustschlösschen, aus dem eine schöne Hörner-Musik herüberklang. Auch fiel ihm der Wunsch seiner Frau ein, die ein besseres Haus haben wollte. Darum sagte er: »Ich möchte gern so ein Landhaus wie jenes da drüben; so ein Schloss möchte ich gern haben statt meines bretternen Hüttleins.«
    Â»Geh nur hin«, sagte das
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