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Der glückliche Tod

Der glückliche Tod

Titel: Der glückliche Tod
Autoren: Albert Camus
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Andre Malraux' Roman «La Condition humaine» (dt.unter dem Titel «Conditio humana» und später unter dem Titel «So lebt der Mensch) erschienen). (Anm. d. Übers.).
     
    2 Der sich aufdrängende Vergleich mit «Caligula» müßte in einer umfassenden Untersuchung behandelt werden.
     
     
     ander...» oder: ««Der glückliche Tod» ist keineswegs die Matrix für «Der Fremde»: es ist ein ganz anderes Buch.»
     
    Dennoch, trotz der offensichtlichen Verschiedenheiten im Handlungsablauf, im Aufbau und in der Intention, kann man in «Der glückliche Tod» eine Präfiguration von «Der Fremde» erkennen und, wenn man einmal von der biologischen Bedeutung des Begriffs absieht, auch seine Matrix. Um sich davon zu überzeugen, genügt es, die Struktur der beiden Werke zu vergleichen. «Der glückliche Tod» ist in der letzten Fassung auf zwei Teile reduziert. Der Übergang von der Dreiteilung zur Zweiteilung bedeutet für Camus den Verzicht auf einen klassischen Zuschnitt, bei dem es möglich gewesen wäre, die Gegensätze in eine Synthese zu überführen. Camus hat darauf verzichtet zugunsten einer stärker personell orientierten Dialektik, die eine Art Kurzschluß der Gegensätze zuläßt. Unter diesem Gesichtspunkt ist «Der Fremde» lediglich eine Reproduktion von «Der glückliche Tod»: auch er hat zwei Teile und fast dieselbe Anzahl von Kapiteln (6 und 5 gegenüber 5 und 5). Das Schema des ersten Teils ist in beiden Büchern eindeutig das gleiche: Szenen aus dem Alltagsleben, dann die Unterhaltung mit dem Hundebesitzer (Salamano oder Cardona), dann ein Mord, der an Zagreus (durch einen Kunstgriff im letzten Augenblick vorgezogen) oder der an dem Araber. Dieser Mord stürzt den Helden aus der Faktizität in die Wahrheit. Auf den ersten Blick haben die jeweiligen zweiten Teile nichts Gemeinsames mehr. Gewiß, die Reise nach Prag oder das «Haus vor der Welt», nicht assimilierbare Elemente in einer symbolischen Erzählung, tauchen in «Der Fremde» nicht wieder auf. Aber wenn man Mersault in seinem Refugium am Chenoua, und Meursault in seinem Gefängnis in Algier vergleicht, wird man im Rhythmus der Besuche, die die beiden erhalten, in den Jahreszeiten, die ihre Stimmungen beeinflussen, in der unwägbaren Zeit, die sie ihrer letzten Stunde entgegentreibt, eine Entsprechung finden. Und wenn ihr Schicksal wenig Ähnlichkeiten aufzuweisen scheint, weil der eine ein perfektes Verbrechen begangen hat, aus dem er Nutzen zieht, während der andere, Mörder ohne Talent, zur Beute der Richter wird, darf man nicht vergessen, daß beider Problem der glückliche Tod ist— «Der Fremde oder Ein glücklicher Mensch», diesen Untertitel trägt ein Manuskript—und daß sie es beide mit Erfolg lösen, im Einklang mit der Welt und befreit von den Menschen.
     
    Ich habe hier nur einen Vergleich skizziert, den eine eingehende Studie, die sich weniger am Stoff als an der Darstellungsweise der beiden Werke zu orientieren hätte, noch untermauern und vertiefen könnte. Die Überlegenheit der Erzählung «Der Fremde» würde dadurch noch deutlicher zutage treten. Fast scheint es unnötig, abschließend zu sagen, daß «Der glückliche Tod», dieser von Camus nicht veröffentlichte Roman, mehr ein Dokument als ein «Werk» ist, ein Dokument, dem allein schon zum Ruhme genügt, daß es bemerkenswerte Partien enthält, die bei der Beurteilung des Dichters nicht unbeachtet bleiben dürfen. Dem Leser bleibt das Vergnügen, sie zu entdecken.
    Jean Sarocchi
     
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