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Der frühe Vogel kann mich mal: Ein Lob der Langschläfer (German Edition)

Der frühe Vogel kann mich mal: Ein Lob der Langschläfer (German Edition)

Titel: Der frühe Vogel kann mich mal: Ein Lob der Langschläfer (German Edition)
Autoren: Bettina Hennig
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doch einfach etwas früher zu Bett gehen. Aber dies ist die Ideologie einer Gesellschaft, die in ihren Strukturen auf A-Typen ausgerichtet ist und dabei übersieht, dass es sich nicht um individuelle ›Charakterschwächen‹ handelt, sondern um biologische Prädispositionen.«
    Aber nicht nur alte Vorurteile haben sich manifestiert, man begegnet Änderungswünschen auch grundsätzlich mit Skepsis: »Viele denken, es ist etwas kindisch, dann arbeiten zu wollen, wann man am meisten leisten kann, weil sie denken: dann wird gar nicht gearbeitet. Sie glauben, es sei egoistisch. Aber ich denke, es gibt nichts Wichtigeres, als die Arbeit dem eigenen Rhythmus anzupassen. Man bleibt dadurch gesund und ist produktiver, weil man eben dann arbeitet, wenn man mental zur Höchstform aufläuft.«
    Die Ingenieurin Camilla Kring spricht gerne in Bildern, und für das Zeitmanagement des Einzelnen in einer A-Gesellschaft drängt sich ihr das Bild von »Pac-Man« auf, dem Computerspiel, bei dem es nur ums Fressen und Gefressenwerden geht. Als Gegenmodell entwirft sie die Figur des »Supernavigators«, der selbstbestimmt und zum Nutzen der Gesellschaft durch Zeit und Raum gleitet. Aber: »Dieser neue Typus kann nur in einer neuen Gesellschaft sein Potential ausschöpfen. Die Aufgabe dieser neuen Gesellschaft ist es, zu ermöglichen, dass jeder sein Leben nach dem persönlichen Bedarf gestalten kann. Als Gesellschaft können wir die Individuen dabei unterstützen, ihre eigenen Ziele und ihre eigenen Wege dahin umzusetzen. Das Individuum verfolgt die eigenen Ziele durch individuelle Gestaltung seines Zeit- und Raumbudgets. Da ihm die Gesellschaft dies ermöglicht, nutzt es dieser wiederum durch erhöhte Produktivität.«
    Der Effekt sei eine klassische Win-win-Situation – eine höhere Zufriedenheit, verminderte Krankenstände, die die Kassen entlasten, und eine höhere Produktivität kommen dem Gemeinwohl zugute. Die Lösung, die Camilla Kring anbietet, klingt einfach und zielt auf das Potential der Eigeninitiative und der Überwindung von Leidensdruck ab. Ihr Appell: »Gründen Sie eine neue B-Society im eigenen Land! Die Zeit ist reif für diese Thematik. Das habe ich am Erfolg der B-Society in Dänemark gemerkt!«
    Das dass kein einfacher Weg ist, weiß Camilla Kring aus eigener Erfahrung. Am Anfang begegnete man ihr mit Hohn und Spott: »Als ich die B-Society gegründet habe, haben viele dumme Witze über mich gemacht. Ich wurde ständig mit Bemerkungen angesprochen wie: ›Sind Sie jetzt schon wach?‹ oder: ›Sind Sie schon aufgestanden?‹ oder: ›Brauchen Sie noch einen Kaffee?‹« Aber der Widerstand bewies ihr, dass ihr Weg richtig war: »Je mehr Menschen gegen meinen Ansatz vom Strukturwandel in der Arbeitswelt kämpft, desto mehr zeigt es mir, wie viel Potential die Idee birgt. Ich kann darauf nur mit Geduld, Gelassenheit und einem weisen Wort von Arthur Schopenhauer reagieren: ›Wenn man eine neue Idee hat, wird man zuerst ausgelacht, dann bekämpft und dann dieser Idee beraubt‹. So geht es mir auch: Man muss durch alle drei Stadien durch.«
    Respekt hat sich Kring dennoch schnell verschaffen können – mit Konsequenz und dem richtigem Background: »Der Grund dafür, warum ich letztlich doch auf zunehmende Akzeptanz stoße, ist, dass ich a) einen Doktortitel habe und b) Ingenieurin bin – so etwas wird ernstgenommen. Hätte ich ein vermeintliches Exotenfach studiert, wäre man mir mit noch mehr Skepsis begegnet. Aber so haben die Leute wohl gedacht, dass an dieser verrückten Idee etwas dran sein muss. Mein Anliegen war dennoch erst einmal ein heiteres lustiges Thema für den Boulevard. Immer wenn ich für einen Artikel fotografiert werden musste, sollte ich mich auf eine Couch legen und so tun, als ob ich gerade schlafe. Das habe ich abgelehnt, denn ich bin ja eine sehr aktive und produktive Person. Ich würde mich auch nie mit geschlossenen Augen fotografieren lassen. Denn mein Credo ist: Wenn du einen Traum hast, schlafe nicht, sondern mache den Traum wahr.«
    Krings Traum von einer neuen Gesellschaft nahm am 27. Dezember 2006 mit der Gründung der B-Society Gestalt an. Bereits knapp drei Wochen später, am 15. Januar 2007, erschien eine Titelgeschichte in der dänischen Tageszeitung Jyllands-Posten . Seitdem steht ihr Telefon nicht mehr still. Das Medieninteresse wuchs exponentiell und steigerte sich schnell zu einem globalen Interesse. »Mein erster Erfolg hat sich über meine massive Medienarbeit eingestellt.
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