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Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten
Autoren: Janny Wurts
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Arithon auf das Deck legten, kehrte der Mann mit der Lampe zurück. Das Licht der Flamme ließ das Blut auf seiner Wange und seiner Schulter kupferfarben aufleuchten. Sein Hemd war über und über mit dunklen, feuchten Flecken besudelt.
    »Sir, ich habe Euch gewarnt. Der Kartenraum ist nicht sicher«, beharrte der Maat mit leiser Stimme. »Bringt den Zauberer an einen sichereren Ort.«
    »Wenn ich deinen Rat wünsche, dann werde ich dich fragen«, entgegnete der erste Offizier zornig. »Du wirst hier Wache stehen, bis der Heiler kommt. Das wird wohl nicht mehr lange dauern.«
    Aber der Schiffsheiler war soeben damit beschäftigt, die breite Spitze eines Pfeiles aus dem Unterleib des Kapitäns zu entfernen. Da er nun für einige Zeit an seine Pflicht gebunden war, klappte der Maat den Mund zu, ohne sich dem Offensichtlichen bewußt zu werden: daß Arithon s’Ffalenns Anwesenheit für das Schiff auf mehr als nur eine Weise gefährlich werden konnte, denn die Furcht vor einem Zauber war imstande, selbst die standhafteste Mannschaft zur Meuterei zu treiben.
    Plötzlich zuckte einer der Seeleute keuchend. Der erste Offizier wirbelte gerade schnell genug um die eigene Achse, um zu sehen, wie sich der Gefangene rührte und langsam wieder zu sich kam. Augen von der Farbe jungen Grases öffneten sich und fixierten die Männer, die sich in dem Kartenraum versammelt hatten. Die klaren s’Ffalenn-Züge zeigten keine Regung. Sicher verhinderte nur der Schmerz einen zweiten Angriff der Schatten. Brianes erster Offizier suchte Zeichen für menschliche Gefühle im Gesicht seines Feindes, doch er konnte nichts entdecken.
    »Es war dumm von dir, das zu versuchen«, sagte er, da ihm nichts anderes einfiel. Daß diese Kreatur und der allseits beliebte Kronprinz von Amroth dem Schoß derselben Mutter entstammten, spottete jeglicher Vernunft.
    Wo seine Hoheit Lysaer die Sympathien seines Feindes mit seiner Zungenfertigkeit und unterhaltsamer Satire für sich gewonnen hätte, da verweigerte Arithon von Karthan die Antwort. Sein Blick war vollkommen ruhig und sein Gesicht absolut ausdruckslos wie das einer Statue. Nur das Knarren des Holzes und der Tagelage durchbrach die unbehagliche Stille. Die Männer traten unruhig von einem Bein auf das andere, bis das Klappern von Eisen die Ankunft des Matrosen ankündigte, der ausgeschickt worden war, die Ketten zu holen.
    »Sichert seine Fußgelenke.« Der erste Offizier wandte sich zur Tür. »Und bleibt wachsam, bei der Rache des Dharkaron. Der König will diesen Gefangenen lebendig.«
    Danach verließ er den Raum und rief nach dem Zimmermann und forderte ihn auf, das Fenster zu reparieren. Kaum aber hatten die Handwerker ihre Werkzeuge eingesammelt, da senkte sich erneut tiefe Dunkelheit über die Briane. Ein donnerndes Geräusch veranlaßte den ersten Offizier zum zweiten Mal, in das Kartenhaus zu laufen.
    Dieses Mal löste sich der Schatten auf bevor er abermals mit dem Kartentisch kollidieren konnte. Als er die Kabine im Heck des Schiffes erreichte, fand er Arithon fest in Händen der schwer atmenden Wachen vor. Langsam wichen die Männer wieder auf ihre Posten zurück, wobei ihre Augen unruhig hin und her wanderten. Trotz der Anwesenheit ihres vorgesetzten Offiziers, gaben sie sich nicht gerade ehrerbietig und unterhielten sich mürrisch hinter vorgehaltener Hand.
    »Ruhe!« Der erste Offizier neigte unduldsam den Kopf in Erwartung ihres Berichtes.
    »Glas«, berichtete der Maat. »Hat versucht, sich die Pulsadern aufzuschneiden. Dharkaron soll dem Bastard die Haut abziehen.«
    »Dann fesselt seine Hände mit Drahtseilen.« Äußerst wütend schickte der erste Offizier einen der Männer fort, um eine Rolle aus dem Magazin zu holen.
    Schon bald darauf kam Arithon wieder zu sich. Aufrecht hing er in den Armen seiner Bewacher, doch er brauchte nur eine Minute, um sich zu orientieren. Als sich die Erkenntnis in seinen grünen Augen spiegelte, mußte sich der erste Offizier zusammenreißen, um nicht zurückzuweichen. Nur einmal in seinem Leben hatte er einen solchen Ausdruck im Gesicht eines Mannes gesehen. Damals war er Zeuge geworden, wie ein Verbrecher für die Vergewaltigung seiner eigenen Tochter gehängt worden war.
    »Du hättest im Kampf sterben sollen«, sagte er leise.
    Arithon antwortete nicht. Das Licht der Flammen beleuchtete die verschlossenen, unversöhnlichen Züge, die jeglicher Logik zu widersprechen schienen. Von seinen Händen tropfte Blut auf das Deck. Der erste Offizier
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