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Der Fluch Des Bierzauberers

Der Fluch Des Bierzauberers

Titel: Der Fluch Des Bierzauberers
Autoren: Guenther Thoemmes
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Wascharbeiten verrichtet und versucht, sich ihrer Haut zu erwehren, so gut es ging. Bis sie Johannes aufgefallen war. Der war ein fescher, tapferer Söldner, er hatte sie zu sich genommen und bald geheiratet. Vier Kinder hatte sie ihm bereits geboren. Zwei Mädchen, zwei Jungen. Keines hatte das erste halbe Jahr überlebt. Zu anstrengend war das Leben im Heerestross, zu unsauber und voller Krankheiten für Neugeborene. Über fünf Jahre lang waren sie, vom Frühjahr bis zum Herbst, nun bereits von Schlacht zu Schlacht gezogen und nur mit viel Glück am Leben geblieben. Jetzt lagerten sie seit über zwei Monaten vor Magdeburg und hofften, dass die reiche Stadt bald gestürmt werden würde. Und das alles nur, weil die Magdeburger sich, rätselhafterweise, geweigert hatten, den geforderten Tribut von lächerlichen einhundertfünfzigtausend Talern zu zahlen.

     
    Vergebens hatten die Menschen auf der anderen Seite, innerhalb des Belagerungsrings, bislang auf das Eintreffen des schwedischen Heeres gehofft. Den etwa fünfunddreißigtausend Menschen, die sich hinter den Stadtmauern versammelt hatten, wurden die Vorräte knapp. Jetzt war es langsam vorbei, die Stadt würde sich entweder ergeben müssen oder eine letzte Schlacht um ihr Überleben ausfechten. Ein Sieg über Magdeburg, das würde der Höhepunkt im Soldatenleben eines jeden Mannes sein, der hier in General Tillys Heer stand. Der andere Anführer des Heeres, der Reitergeneral Pappenheim, der als der eigentliche Antreiber des Angriffs galt, hatte die Magdeburger Bürger schon vorab einmal für vogelfrei erklärt. Da galt es, reichlich Beute zu machen. Vielleicht so viel sogar, dass man aufhören konnte mit dem Sengen, Morden und Plündern. So oder ähnlich hörten sich auf jeden Fall die großspurigen Reden an, die Abend für Abend im katholischen Lager geführt wurden.

     
    Früh am Morgen des 20. Mai loderte die aufgehende Sonne bereits über der dem Untergang geweihten Stadt. Der Regen hatte aufgehört. Das Blau des Horizonts wurde nur hier und da von kleinen, weißen Flaumwölkchen getrübt. Die Heeresführung trommelte alle Soldaten für das Gebet zusammen. Feldherr Johann t’Serclaes Graf von Tilly war bereits Anfang Siebzig – doppelt so alt wie sein Pendant Pappenheim –, von mittlerer Statur und sturem, fanatischem Charakter. Unter seinen buschigen, grauen Augenbrauen erblickte man, trotz des Alters, feurige Augen, die seine scharfen Gesichtszüge unterstrichen. Seine hagere Erscheinung zeugte von Bescheidenheit und Disziplin – nicht umsonst trug er den Spitznamen ›Der Mönch‹ –, und er erwartete die gleichen Eigenschaften von seiner Truppe. Im Normalfall …

    Der Herzog aus Brabant und Gottfried Heinrich zu Pappenheim hatten beide ihre prächtigsten Kriegsgewänder angelegt.

    Tilly trug einen schwarzen, ledernen Kürass mit einer dicken, mehrfach gefalteten, leinenen Halskrause, darüber einen silbern schimmernden Harnisch. Sein Victor-Emanuel-Bart, nach Musketier-Art, war gezwirbelt und gewichst worden wie nie zuvor. Seine polierten Stiefel glänzten. Sogar sein Pferd war geschmückt, denn schließlich war Tilly ja, seiner eigenen Einschätzung zufolge, auf dem Weg zu einer Hochzeitsfeier.

    Pappenheim trug eine silberne Rüstung und einen Lederkoller, darüber jedoch nur einen kleineren, den spanischen Kragen, der Golilla genannt wurde. Auch er hatte einen Musketier-Bart, allerdings nicht gezwirbelt, sondern auf Oberlippe und Kinn mächtig aufgekämmt, sodass sein Gesicht voller und männlicher wirkte.

    Siegessicher sahen sie beide aus, als sie die Hände ergriffen, zum Himmel hoben und zum Allmächtigen Gott und der Jungfrau Maria flehten, für Kaiser, Papst und Vaterland! Und während die Generäle mit ihren Offizieren, aber auch mit den Soldatenfrauen wie Magdalena, inbrünstig darum beteten, ihrem Gott, dem Gott der Katholiken, die Jungfrau Magdeburg zu Füßen legen zu können, glänzten die Augen der gemeinen Soldaten aufgrund der bevorstehenden Beute. Es waren ungarische, kroatische, polnische, italienische, spanische, französische und deutsche Söldner. Der Krieg war längst kein deutscher Krieg mehr, sondern ein europäischer.

     
    Die reiche Hansestadt bestand aus drei Teilen, die jeweils durch tiefe, künstlich angelegte Wasserkanäle sowie eigene Stadtmauern voneinander getrennt waren: Die Südenburg, die Altstadt und die nördlich gelegene Neustadt. Die Neustadt war im Krieg unmöglich zu halten und daher schon längst
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