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Der falsche Zeuge

Der falsche Zeuge

Titel: Der falsche Zeuge
Autoren: Stella Blómkvist
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bewusstlos, als Raggi in der Nacht zum Tatort kam. Aber kehrte am nächsten Tag wieder ins Leben zurück. Im Krankenhaus.
    Wahrscheinlich hätten die Goldjungs sich geweigert, meinen Bericht von der mordlüsternen Jódís zu glauben, wenn ich unsere Gespräche nicht auf Band aufgenommen und Raggi im Vorhinein in meine Pläne eingeweiht hätte. Bevor ich zu ihr zu Besuch gefahren bin.
    Sie haben das Aufnahmegerät und das Minimikrofon in meiner Aktentasche gefunden. Und konnten das meiste von unserem Dialog verstehen. Sowohl in der Wohnung als auch im Auto.
    Danach hatten sie keine Zweifel mehr, dass Jódís den Mord im Althing begangen hatte.
    Und versucht hat, mich zu töten.
    Die Goldjungs haben allerdings nichts in der Hand, was beweist – oder auch nicht –, dass Angantýr hinter den Gewaltverbrechen stand. Er streitet alles ab. Und Jódís nahm das Geheimnis mit ins Grab.
    Der Mangel an Beweisen ändert jedoch nichts daran, dass seine Karriere als Politiker beendet ist. Angantýr unternahm zwar verzweifelte Versuche, um weiter den Ministersessel warm halten zu können. Seine Parteifreunde forderten ihn aber unmissverständlich auf, seinen Rücktritt als Minister und Abgeordneter einzureichen. Dem musste er wohl oder übel nachgeben.
    Mein Klient wurde natürlich aus der Untersuchungshaft entlassen, als den Goldjungs klar wurde, wie Salvör über den Jordan geschickt worden war. Ófeigur wird zweifellos wegen der illegalen Demonstration angeklagt. Und wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt bei der Festnahme. Wie andere Mitglieder im Samband sannra Íslendinga, die am Aufruhr auf der Besuchertribüne teilnahmen.
    Also ist er noch mal gut davongekommen.
    Ein Video, auf dem zu sehen ist, wie Audólfur Hreinsson und einer seiner aufgeputschten Muskelmänner Ruta vergewaltigen, befindet sich unter den Unterlagen, die die Goldjungs im Ferienhaus in Thingvellir konfisziert haben.
    Ófeigur sieht man nirgendwo auf dem Video. Aber er hat Fingerabdrücke auf der Videokassette hinterlassen. Das ermöglicht den Goldjungs, ihn zu einer Zeugenaussage in diesem Fall zu drängen, wenn es zur Verhandlung kommt. Vor allem, um vor Gericht zu bestätigen, wo und wann er die Aufnahmen gefilmt hat.
    Siggi Pallis Vergewaltigungsklage ist zu den Akten gelegt worden. Aber sein Arbeitsplatz im Ministerium ist natürlich Vergangenheit. Und seine Frau sitzt in Untersuchungshaft für ihren Beitrag zum Anschlag auf mich.
    Ich setze mich vorsichtig ins Taxi. Sage dem Fahrer, dass er mich nach Hause bringen soll.
    Der große Rauschgiftfall wird auch schon bei Gericht verhandelt. Nichts kann mehr verhindern, dass Audólfur eine lange Haftstrafe aufgebrummt bekommt. Sowohl für das Rauschgift als auch für die Vergewaltigung.
    Damit ist der Gerechtigkeit Genüge getan. Obwohl es für Ruta zu spät ist.
    Die Goldjungs scheinen immer noch nicht herausgefunden zu haben, wie der Stoff ins Land geschmuggelt wurde. Oder wer dafür verantwortlich ist.
    Zu Anfang richtete sich ihr Verdacht auf Sergei. Weil doch der Fahrer des gestohlenen Transporters bei seiner Firma Lettis GmbH gearbeitet hat.
    Sergei hat sich seitdem nicht wieder in Island blicken lassen. Aber Raggi behauptet, dass er alles abgestritten hat, als die lettischen Goldjungs ihn verhört haben. Amtshilfe für ihre isländischen Kollegen. Und dabei bleibt es.
    Der Verkehr ist zähflüssig. Wie immer an Heiligabend. Dem Fest der Kinder. Und der Familien.
    Ich habe keins von beiden. Habe mir gegenüber immer behauptet, dass mir das nichts ausmacht. Das ist nicht mein Stil.
    Von Ludmilla habe ich weder etwas gesehen noch gehört. Seit wir Pläne für eine angemessene Strafe für Audólfur Hreinsson geschmiedet haben.
    Sie hat zur ähnlichen Zeit wie Sergei das Land verlassen. Und kommt vielleicht nie mehr wieder. Na und?
    Ich bin es gewohnt, allein zu sein. Selbstständig. Von niemandem abhängig. Auch an Weihnachten.
    Und dann habe ich ja noch Jackie. Der Freund, der einen niemals im Stich lässt. Was auch passiert.
    Der Taxifahrer fährt langsam die Straße entlang. Hält bei einer schneebedeckten Einfahrt zu einem roten Reihenhaus mit weiß gestrichenen Fensterrahmen an.
    Mein Zuhause ist in dieser Jahreszeit wirklich leicht zu erkennen: das einzige Haus in der Straße, wo keine bunten Lichterketten in den Fenstern hängen.
    Ich bezahle den Fahrer. Steige in den nassen Schnee auf dem Bürgersteig. Merke, wie ungelenk ich nach dem Unfall im Silberpfeil noch bin. Obwohl es mir immer
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