Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Durst nach Blut

Der Durst nach Blut

Titel: Der Durst nach Blut
Autoren: Vampira VA
Vom Netzwerk:
ihn verloren hatte, vermißte sie manche seiner Eigenschaften, denn er hatte sie - auch in der Verwandlung - überall hin begleitet.
    Nackt wie sie einst geboren worden war, stand sie noch sekundenlang im Regen und lauschte dem Gefühl, das die Wassertropfen und Rinnsale auf ihrer Haut verursachten.
    Es war ein hoffnungweckendes Gefühl von Sein.
    Dann löste sie den Impuls aus, der sie zu dem geflügelten Tier werden ließ, dessen ledrigen Schwingen mühelos den hohen Zaun überwanden.
    Entschlossen näherte sie sich der Wirkungsstätte ihrer Feinde.
    Wenn Gott eingeschritten war, wenn er überhaupt irgend etwas in Gang gesetzt und verändert hatte, dann mußte es hier Niederschlag gefunden haben.
    Hier, wo ununterbrochen Verbrechen wider die Menschlichkeit begangen wurden .
    *
    Herak hatte moderne Wissenschaft und Forschung mit Magie verknüpfen wollen, um eine neue Generation von Vampiren heranzu-züchten. In der Genschmiede Salem Enterprises waren Wesen herangereift, die mit der Alten Rasse kaum mehr etwas gemein hatten.
    Außer dem Durst nach Blut ...
    Das war die Situation gewesen, bevor Lilith ihre Bestimmung gefunden hatte.
    Gefunden - und erfüllt?
    Sie wußte, daß sie von der Antwort nur noch einen Flügelschlag entfernt war.
    Lilith wählte den Weg, den sie auch damals genommen hatte.
    Sanft setzte sie auf dem kiesgefüllten Flachdach auf und verwandelte sich noch während der Landung in ihre menschliche Gestalt zurück. Unwillkürlich duckte sie sich, weil ihre Silhouette sich gegen den Mond abzeichnete wie ein Scherenschnitt.
    Doch es schien, als wäre jegliche Vorsicht unbegründet.
    Sie lauschte, mit angespannten Sinnen, und erspürte - nichts.
    Drei Schritte entfernt befand sich ein gewölbtes Oberlicht. Lilith schlich darauf zu, löste die Verriegelung und spähte in den kahlen Gang darunter.
    Leer. Keine Menschenseele, und auch keiner der Nicht-Menschen . ..
    Lilith forcierte ihre Anstrengungen. Bemühte Sinne, die kein Mensch besaß. Lauschte mit dem, was von ihrer Mutter in ihr war. Das sie die Nähe von Vampiren fühlen ließ.
    Sie vernahm nichts.
    Und doch . war etwas anders als zuvor. Als würden ihre vampirischen Sinne nicht einfach nur ins Leere tasten, sondern . gar nicht vorhanden sein!
    »Du bist ein bißchen angespannt, das ist alles«, bezwang Lilith ihre Zweifel und ließ sich katzengewandt durch die Öffnung hinab in den Gang.
    Von ihrem letzten Besuch her wußte Lilith, wo in etwa die Laboratorien untergebracht waren, in denen die Neue Rasse herangezüchtet wurde. Ebenso erinnerte sie sich noch an die Videokameras, die jeden Teil des Komplexes überwachten. Sie war nicht sicher, ob die Kameras sie >sehen< konnten oder ob ihr vampirisches Erbe sie davor schützte. Genausowenig wie sie wußte, ob am anderen Ende überhaupt noch jemand saß, der die Monitore überwachte.
    Trotzdem versuchte sie den Erfassungsbereichen so gut es ging auszuweichen, während sie durch Korridore und über Treppen schlich.
    Sie begegnete niemand.
    Was war mit den Menschen und Vampiren geschehen?
    Eine Tür.
    Und dahinter - - Geräusche?
    Laute, wie Lilith sie nie zuvor gehört hatte. Es gab nichts in ihrer Vorstellung, was sie hätte verursachen können.
    Das Elektronikschloß der Tür lief offensichtlich Amok. Über das Display huschten sinnlose Zeichenketten, in rasender Geschwindigkeit.
    Ohne auf ein Ergebnis zu hoffen, drückte Lilith eher beiläufig ge- gen die Tür, zuckte zurück, als sie aufglitt -- und schrie auf, als sie sah, was sich dahinter befand!
    *
    In der Luft hing ein Geruch von vielen kleinen, allmählich wieder verloschenen Bränden, und kalter Rauch hatte sich wie eine Patina über das Doktor-Frankenstein-Szenario gelegt.
    Manche der gläsernen Wannen, in denen Klone von quecksilbriger Nährlösung umspült worden waren, schienen noch unbeschädigt, wenn auch ohne den beunruhigenden Inhalt, den Lilith erwartet hatte. Andere lagen geborsten am Boden, und die Flüssigkeit, die die Züchtungen zu rasendem Wachstum hatte anstacheln sollen, war zum Brutherd von Bakterienstämmen und Schimmelpilzen verkommen.
    Diese geronnenen Lachen glommen phosphoreszierend in der Dunkelheit, und die Krusten, die sich auf den Sockeln zerstörter Behälter gebildet hatten, erinnerten an bizarre Korallengebilde, die ein unterseeisches Riff ummantelten.
    Jenseits der Türschwelle gab es kaum etwas, das funktionierte. Nicht nur die elektronische Sperre, auch beinahe alles andere war zerschlagen, verbogen,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher