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Der Drachenthron: Roman (German Edition)

Der Drachenthron: Roman (German Edition)

Titel: Der Drachenthron: Roman (German Edition)
Autoren: Stephen Deas
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Landung an. Kailin unterbrach seine Arbeit und beobachtete das Tier. Er kniff die Augen zusammen, um die Farbe des Drachen oder womöglich ein anderes unverkennbares Merkmal auszumachen. In der unscheinbaren Spitze des Nests würden die anderen Knappen dasselbe tun. Sie würden sich auch alle die Frage stellen: Ist es eines meiner Tiere? Ist es eines, das ich aufgezogen habe?
    Seine Gestalt ließ darauf schließen, dass es sich um einen Kriegsdrachen handelte, entschied er. Jagddrachen hatten lange Schwänze, schlanke Hälse und riesige Flügel und waren, jedenfalls was Kailins Geschmack anbelangte, sehr viel eleganter. Kriegsdrachen waren stämmig und gedrungen. Von der Schwanzspitze bis zur Schnauze und von einem Flügel zum anderen gemessen, waren sie zwar kleiner, wogen jedoch doppelt so viel und aßen für vier. Selbst ihre Farbe war meist langweilig. Jagddrachen hingegen besaßen leuchtende Schuppen. Ihr Stammbaum wurde fein säuberlich aufgezeichnet, ihre Nahrung von den Alchemisten minutiös überwacht, und bei der Zucht wurden äußerst strenge Regeln befolgt.
    Sobald ein Tier das nötige Alter erreicht hatte, gewöhnten es die Zureiter an Sattel und Zaumzeug und brachten ihm die Befehle der Reiter bei. Der Rest der Drachenaufzucht wurde von Menschen wie Kailin übernommen. Solange sie am Leben waren, fiel ihnen die Aufgabe zu, die Drachen zu füttern, ihnen Wasser zu geben, sie zu hegen und zu pflegen – ihnen, den Knappen, deren verunstaltete Haut, narbig und zerkratzt, sie fürs Leben zeichnete. Zu guter Letzt erlagen sie alle der Gefährlichen Brutkrankheit, die sie bei lebendigem Leib versteinerte. Knappen war kein langes Leben beschieden.
    Wenn es ein Kriegsdrache war, konnte es keines seiner Tiere sein. Dennoch beobachtete Kailin, wie er herabschoss, in einem steilen, unbarmherzigen Sturzflug, und bei der Landung die Erde zum Erzittern brachte. Dann legte der Drache die Flügel an und schnaubte, blies einen dünnen Feuerstrahl in die Luft. Kailin erkannte ihn nun. Mistral. Königin Sheziras zweitliebster Drache.
    Mistral schüttelte sich, machte ein paar Schritte und senkte den Kopf fast bis zum Boden. Er sieht hungrig aus, dachte Kailin. Aber da kamen auch schon mehrere Knappen herbeigerannt, um Mistral zu einem der Futterplätze zu führen. Ihre andere Aufgabe lautete, Mistral unter allen Umständen von den Weibchen fernzuhalten. Ein kleiner Fehler konnte das Ergebnis jahrhundertelangen Züchtens mit einem Schlag zerstören, und niemand auf der Welt wäre verrückt genug, sich zwischen zwei paarungswillige Drachen zu werfen.
    Ein einziger Reiter glitt von Mistrals Schultern, tauschte einige wenige Worte mit den Knappen aus und ging dann geradewegs auf Kailin zu. Während sie näher kam, sank Kailin auf die Knie und verbeugte sich. Königin Shezira war ein oft gesehener Gast im Drachennest. In letzter Zeit hatten sich ihre Wege schon des Öfteren gekreuzt.
    Sie blieb vor ihm stehen. »Erheb dich, Knappe.«
    Mit zitternden Beinen stand Kailin auf, brachte allerdings nicht den Mut auf, den Kopf zu heben.
    »Wie geht es meinem Sabre?« Sabre war der Jagddrache der Königin. Vor ein paar Wochen hatte sie ihn mit einer gebrochenen Rippe ins Nest zurückgebracht. Wenn man den Gerüchten Glauben schenken durfte, hatte die Königin Sabre irgendwo in weiter Ferne jagen lassen, und er war am Boden von einer Art gepanzertem Elefanten mit Hörnern angegriffen worden. Sabre, behauptete die Gerüchteküche, hatte dem Tier mit einem einzigen Bissen den Kopf abgerissen.
    »Wie ich höre, macht er sich gut«, sagte Kailin und versuchte dabei, das Zittern aus seiner Stimme zu verbannen. »Eure Heiligkeit weiß, dass ich nicht der zuständige Knappe bin.«
    »Ja, ja. Wann wird er deiner Meinung nach wieder auf die Jagd gehen können?«
    »Wenn er sich in meiner Obhut befände, Eure Heiligkeit, würde ich Euch untertänigst ersuchen, ihm noch drei weitere Wochen Ruhe zu schenken.«
    Von der Art, wie die Königin mit dem Fuß auf den Boden klopfte, wusste Kailin, dass dies nicht die Antwort war, die sie erhofft hatte. Sie seufzte. »Dann werde ich wohl weiter auf Mistral reiten müssen. Und wie geht es meiner makellos Weißen?«
    Schneeflocke , dachte Kailin. Sie heißt Schneeflocke .
    »Was hast du gesagt, Knappe?«
    »Ich … ich …«, stammelte Kailin. »Es tut mir leid, Eure Heiligkeit, das hätte ich nicht sagen dürfen.« Hatte er überhaupt etwas gesagt? Er war sich nicht sicher.
    »Was hast du gesagt ,
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