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Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin
Autoren: Mark Robson
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blickte über den mit Leichen übersäten Abhang.
    In der Ferne waren die Rufe der Nomadenverbände zu hören, die, von den vereinten Streitkräften Thrandors vernichtend geschlagen, über den Fluss Fallow flohen. Obwohl die Thrandorier klar in der Unterzahl gewesen waren, hatten sie einen denkwürdigen Sieg errungen. Die ohnehin nur lose Ordnung der Nomadenstämme aus der Terachim-Wüste war vollends zusammengebrochen.
    Die Entscheidung hatte das Duell zwischen Demarr, den die Nomaden den Auserwählten nannten, und Calvyn, Sohn des Joran, einem Gefreiten aus Baron Keevans Heer gebracht. Es war ein Titanenkampf gewesen, in dem übernatürliche Kräfte, entfesselt von Calvyns Zauberschwert und Demarrs Silberamulett, gegeneinander gerungen hatten. Er zog die Soldaten beider Heere völlig in seinen Bann und brachte die Schlacht vorübergehend zum Stillstand.
    Unmittelbar nach Demarrs Niederlage hatte sich das Blatt zugunsten der Thrandorier gewendet und nun kniete der Anführer der Terachiten als Gefangener vor dem König von Thrandor.
    »Übergebt ihn dem Hauptmann der Garde. Er wird entzückt sein, Demarr wieder seine alte Zelle zu zeigen.«
    »Jawohl, Eure Majestät«, erwiderte Calvyn mit einer respektvollen Verbeugung vor dem erschöpften Monarchen.
    »Und … wie heißt du, Soldat?«, fragte der König. Er hatte
die Stirn leicht in Falten gelegt, als fragte er sich, ob er den Namen schon kennen sollte.
    »Gefreiter Calvyn, Eure Majestät. Ich kämpfe für Baron Keevan«, erwiderte Calvyn.
    »Sehr gut, Gefreiter Calvyn. Dann richte doch bitte dem Baron aus, dass ich ihn morgen früh bei Hofe erwarte und wünsche, dass du ihn begleitest. Ich will mehr über diesen shandesischen Magier Selkor erfahren und welche Bedrohung er für mein Königreich darstellt. Ich danke dir und will dich für deine Tapferkeit belohnen.«
    »Jawohl, Eure Majestät. Habt Dank, Eure Majestät.«
    Calvyn und Jenna verbeugten sich. Der König, Baron Anton und die anderen Adligen saßen auf und machten sich auf den Weg zur Fallow-Brücke. Demarr kauerte noch immer teilnahmslos zwischen den Gefreiten. Der besiegte Heerführer starrte mit einem gequälten Blick ins Leere, der Calvyn zutiefst erschütterte.
    »Komm schon, Calvyn«, sagte Jenna. »Du hast doch gehört, was der König gesagt hat. Bringen wir ihn in die Stadt. Dafür werden wir schon eine Weile brauchen. Und dann müssen wir ja auch noch unseren Trupp finden und natürlich Baron Keevan. Das wird bestimmt nicht einfach bei dem Durcheinander.«
    Calvyn lächelte Jenna schelmisch an. »Wenn wir in die Stadt gehen, muss ich mich ja wohl gleich auf den nächsten Kampf gefasst machen«, sagte er schmunzelnd.
    Jenna lachte. Es war gar nicht so lange her, da hatte sie Calvyn damit aufgezogen, dass er sich vor den Frauen von Mantor nicht würde retten können. Jenna kam es vor, als wären seither nicht wenige Tage, sondern Jahre vergangen. Calvyn war nicht mehr der junge Mann, mit dem sie herumgeflachst hatte. Der alte Calvyn war naiv, ja fast noch jungenhaft gewesen. Nun stand vor ihr ein erwachsener
Mann, dazu mit magischen Fähigkeiten, über die Jenna so gut wie nichts wusste, da die Ausübung von Magie in Thrandor unter Strafe verboten war. Trotzdem, Jenna musste Calvyn einfach mögen, obwohl er sein Geheimnis zehn Monate lang geschickt vor ihr verborgen hatte.
    »Vielleicht hilft es, wenn du das Schwert wieder in Flammen aufgehen lässt«, erwiderte sie nach einer kurzen Pause und sah ihn vorwurfsvoll an. »Aber mach dir keine Sorgen«, fügte sie mit einem neckischen Lächeln hinzu, »ich bin ja da und beschütze dich, wenn die rehäugigen Schönheiten die Oberhand gewinnen. Aber bevor du die nächste Eroberung machst, liefern wir erst einmal unseren Gefangenen ab, ja?«
    »Du hast das Sagen, Jenna«, erwiderte Calvyn augenzwinkernd. Dann wandte er sich seinem Gefangenen zu. »Steh auf, Demarr, beweg dich.«
    Demarr antwortete nicht.
    »Komm schon, Demarr. Wir müssen los«, wiederholte Calvyn und rüttelte den einstigen Grafen an der Schulter.
    Demarr drehte langsam den Kopf, bis sein Blick Calvyns begegnete. Die Verzweiflung im Gesicht seines besiegten Gegners jagte dem Gefreiten einen kalten Schauer über den Rücken.
    »Ich … ich … was habe ich getan?«, stammelte Demarr. Aus seinem rechten Auge quoll eine Träne und rann ihm langsam über die Wange. Er machte keine Anstalten, sie wegzuwischen. »Ich habe das nie gewollt … und doch … wollte ich es. Mein Herz suchte Rache
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