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Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Der Pfad der Jägerin
Autoren: Mark Robson
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so gar nicht dem hoch aufragenden Bauwerk, das sich Jenna nach Gedds Beschreibung vorgestellt hatte. Doch eines war sicher: Der Gorvath
war nicht weit. Das Kribbeln an Jennas Hals ließ sich nun nicht mehr verleugnen.
    Jenna sah Gedd fragend an, woraufhin er leicht mit der Schulter zuckte. Schweigend bedeutete er ihr, hinter dem Baum rechts neben ihm zu warten. Sie lagen gut in der Zeit, denn es war erst kurz nach Mittag. Wenn sich der Gorvath zeigen sollte, waren sie bereit.
    Jenna konnte dem Kribbeln des Silberpfeils nicht mehr widerstehen. Sie senkte den Bogen und nahm den magischen Talisman zur Hand. Zu ihrer Erleichterung deutete er direkt auf den Turm und zeigte mit seinem Zittern zudem an, dass der Dämon in nächster Nähe war.
    »Jetzt heißt es warten«, dachte sie grimmig.

17
    Bis zum Nachmittag war alles ruhig. Doch dann verriet ein kratzendes Geräusch Jenna, dass im Turm Bewegung war, und als sie hinaufsah, stand die Bestie bereits im Eingang. Jenna fluchte innerlich, weil sie für einen Schuss auf die Tür nicht richtig stand. Sie hatte doch gewusst, dass der Gorvath im Turm war. Als sie nun den großen Bogen spannte und ihr Ziel anpeilte, wurde ihr klar, dass sie den tödlichen Schuss nur abgeben konnte, wenn sich der Dämon nach rechts wendete und um den Turm herum auf sie zuging.
    Der Gorvath ging nach links.
    Jenna warf Gedd einen enttäuschten Blick zu. Er machte eine Geste, die zu besagen schien, sie solle sich in Geduld
üben. »Leichter gesagt als getan«, dachte sie verärgert, wusste sie doch, dass ihr Pfeil bereits in der Brust des Gorvaths stecken könnte, wenn sie von Anfang an besser geplant hätte.
    Sie war versucht, sich nach einem anderen Standort umzusehen. Wenn der Turm dem Dämon als Zufluchtsort diente, würde er dorthin zurückkehren, und dann wollte Jenna so stehen, dass sie ihn erlegen konnte. Zu ihrer Freude und Verwunderung war das jedoch gar nicht nötig.
    Der Gorvath tauchte auf der anderen Seite des Turms wieder auf und bewegte sich stetig auf den Punkt zu, an dem er für Jenna das beste Ziel bot. Jenna konnte ihr Glück kaum fassen.
    Ganz langsam stand sie auf und spannte die Sehne des großen Akarholzbogens. Sie fasste eine Flugbahn von etwa sechzig Schritt ins Auge, atmete ruhig und gleichmäßig und schoss den Pfeil ab.
    Das Surren der Sehne ließ den Dämon den Kopf zu ihr herumwerfen, doch in diesem Moment drang ihm der Pfeil schon tief in die Brust. Er griff mit den Klauen nach dem Schaft und stieß einen gellenden Schrei aus.
    Einen Augenblick lang dachte Jenna, er würde losrennen, den Abhang herunter, auf sie zu. Er senkte noch den Kopf, doch kaum trafen sich ihre Blicke, da erlosch das bösartige Glimmen in den Augen.
    Langsam, sehr langsam sank der Dämon zu Boden und mit einem letzten Heulen hauchte er sein Leben aus.
    Jenna konnte kaum fassen, dass es so einfach gewesen war, den Dämon zu erlegen. Ihre Knie schlotterten vor Erleichterung. Ihre Aufgabe war getan. Gedd kam und legte ihr die Hand auf die Schulter.
    »Guter Schuss«, gratulierte er gelassen. »Schon als du den Bogen gespannt hast, wusste ich, dass ich meinen Pfeil nicht
brauchen würde. Komm. Sehen wir uns den Dämon an. Ich habe noch nie einen Gorvath gesehen. Von Weitem sieht er eher aus wie ein großer Krill.«
    Jenna nickte, und während sie hinter ihm zum Turm hinaufstieg, traten ihr Tränen in die Augen.
    Mit jedem Schritt verstärkte sich das Kribbeln des Talismans an ihrem Hals. Übelkeit überfiel sie.
    »Gedd, halt!«, warnte sie ihn.
    »Was ist denn, Jenna? Du brauchst keine Angst zu haben. Er ist tot, sieh nur.«
    Gedd ging zu dem Dämon hin und stupste ihn mit dem Stiefel an. Nichts geschah.
    »Siehst du, du hast ihn unschädlich gemacht. Ich ziehe nur den Pfeil heraus, und dann schauen wir, dass wir hier wegkommen. Ich finde es immer un …«
    Gedd sprach nicht weiter, denn unvermittelt stürzte sich aus den Büschen am Fuß des Turms ein riesiger grauer Dämon auf ihn. Die Wucht des Angriffs riss Gedd die Füße unter dem Körper weg. Jenna hatte den Gorvath nie von Nahem gesehen. Ihre erste Begegnung hatte in der Dunkelheit stattgefunden und bei der zweiten hatte er Calvyns Gestalt angenommen. Jetzt sah sie auf den ersten Blick den Unterschied zwischen dem Krill, den sie soeben getötet hatte, und diesem Monstrum, das noch sehr lebendig war.
    Gedd hatte bei dem Zusammenprall mit dem Gorvath das Bewusstsein verloren und Jenna hatte keinen Dämonstodpfeil mehr.
    Der Gorvath stieß
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