Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Ungeheuer

Titel: Das Ungeheuer
Autoren: Robin Cook
Vom Netzwerk:
um ganz auf Nummer Sicher zu gehen. Anschließend zog er den leblosen Körper quer über den Hof und vorbei an der Scheune. Mit einiger Mühe schleppte er ihn in den Keller und deckte ihn mit alten Decken und Lumpen zu, um seine Körpertemperatur stabil zu halten. Danach verschloß er die Tür mit einem Vorhängeschloß.
    Erfüllt von dem befriedigenden Gefühl, die erste Hürde genommen zu haben, ging Victor ins Haus zurück, um sich in aller Ruhe den nächsten Schritt zu überlegen. Doch er war kaum zur Tür herein, als das Telefon läutete. Ein Schreck durchfuhr Victor: Was, wenn jemand versuchte, Jorge anzurufen, oder wenn Jorge den Auftrag hatte, sich in bestimmten Abständen bei VJ zu melden? Diese Möglichkeit hatte er nicht bedacht. Er wartete, bis das Klingeln aufhörte. Dann zog er seinen Mantel an und ging zu seinem Wagen. In Ermangelung irgendeiner besseren Idee beschloß er, zur Polizei zu fahren.
    Die Polizeiwache befand sich an der Ecke des städtischen Parks. Es war ein zweistöckiges Ziegelgebäude mit zwei verzierten Lampenpfählen aus Messing, die von zwei Kugeln aus blauem Glas gekrönt wurden. Victor stellte seinen Wagen auf dem Besucherparkplatz ab und ging zum Eingang. Beim Verlassen des Hauses war er noch froh darüber gewesen, schließlich doch eine Entscheidung gefällt zu haben. Er hatte sich darauf gefreut, das ganze Problem endlich loszuwerden und jemand anderem vor die Tür zu laden. Aber als er die Stufen hinaufstieg, war er mit einemmal nicht
    mehr so sicher, ob sein Entschluß, die Sache der Polizei zu übergeben, richtig war.
    Victor blieb zögernd vor der Eingangstür stehen. Seine größte Sorge war Marsha, doch es gab noch andere schwerwiegende Bedenken. Hatte VJ nicht gesagt, die Polizei würde nicht viel ausrichten können? Ärger mit ihr würde das Programm nur verlangsamen, aber nicht aufhalten? Und VJ würde draußen frei herumlaufen. Wenn die Polizei und die Justiz schon ihre Mühe hatten, mit simplen Punkern fertig zu werden, was würden sie dann gegen einen Zehnjährigen ausrichten können, der die Intelligenz von zwei Einsteins zusammengenommen besaß?
    Victor rang noch immer mit sich, ob er nun hineingehen sollte oder nicht, als plötzlich die Tür aufflog, Sergeant Cerullo herausgestürmt kam und mit Victor zusammenprallte.
    Cerullo rettete mit einer Reflexbewegung seinen Hut, der ihm bei dem Zusammenprall vom Kopf gefallen war, und entschuldigte sich hastig. Erst in dem Moment erkannte er Victor. »Dr. Frank!« rief er. Er entschuldigte sich noch einmal, dann fragte er: »Was führt Sie denn in die Stadt?«
    Victor suchte fieberhaft nach einer plausibel klingenden Ausrede, aber es fiel ihm keine ein. Die Wahrheit saß zu fest in seinem Kopf. »Ich habe ein Problem. Kann ich Sie sprechen?«
    »Tut mir leid«, sagte Cerullo, »aber ich habe gerade Mittagspause. Wir müssen essen, wann immer sich die Gelegenheit bietet. Doch Murphy ist da. Er wird Ihnen helfen. Wenn ich vom Essen wiederkomme, werde ich mich vergewissern, ob sie Sie anständig behandelt haben. Halten Sie die Ohren steif!«
    Cerullo knuffte freundlich Victors Arm, dann trat er zur Seite und hielt ihm die Tür auf. Jetzt hatte Victor gar keine andere Wahl mehr, als hineinzugehen.
    »He, Murphy!« rief Cerullo seinem Kollegen zu, mit dem Fuß die Tür aufhaltend. »Das hier ist Dr. Frank. Er ist ein
    Freund von mir. Daß du mir ihn ja zuvorkommend behandelst, verstanden?«
    Murphy war ein stämmiger, rotgesichtiger, sommersprossiger irischer Polizist, dessen Vater schon Polizist gewesen war und ebenfalls der Großvater. Er schielte durch dicke Brillengläser zu Victor hinüber. »Ich bin in einer Minute soweit«, sagte er. »Nehmen Sie Platz!« Er deutete mit seinem Bleistift auf eine fleckige und verschrammte Eichenholzbank und wandte sich dann wieder einem Formular zu, das er mit sichtlichem Unwillen ausfüllte.
    Victor setzte sich auf die Bank und ging in Gedanken die Unterhaltung durch, die er mit Officer Murphy führen würde. Er sah im Geiste, wie er dem staunenden rotgesichtigen Iren erzählte, daß er einen Sohn habe, der ein absolutes Genie sei, wie die Welt noch keines gesehen habe, und der dabei sei, eine Rasse geistig zurückentwickelter Arbeitssklaven in Glaskrügen heranzuzüchten, und der Menschen ermordet habe, um ein geheimes Labor vor der Entdeckung zu schützen, das er mit Geld aufgebaut habe, das er sich beschafft habe, indem er Betrüger in der Firma seines Vaters erpreßt habe. Allein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher