Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das System

Das System

Titel: Das System
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
›euch‹?«
    »Die Menschen.«
    »Du willst alle Menschen töten?«
    »Ja.«
    »Wie?«
    »Du wirst es nicht verhindern können, Mark Helius.«
    Mark starrte auf den Monitor. »Ich bin Diego«, tippte er verzweifelt.
    »Nein. Du bist Mark Helius.«
    »Woher willst du wissen, wer ich bin?«
    »Ihr Menschen habt nur eure Augen und Ohren, um andere Menschen voneinander zu unterscheiden. Ich habe die Mathematik.«
    »Was meinst du damit?«
    »Jeder von euch kommuniziert mit mir auf eine bestimmte Art und Weise. Ich sehe, wie schnell du Tasten drückst, welche Worte
     du verwendest. Ich sehe die Muster in deinem Verhalten. Ich weiß, wer du bist.«
    »Warum hast du dann geantwortet, wenn du wusstest, dass ich nicht Diego bin?«
    |386| »Um zu lernen.«
    »Warum willst du etwas von mir lernen, wenn du mich töten willst?«
    »Ich kann nur von dir lernen, solange du lebst.«
    Mark war heiß und kalt zugleich. Pandora spielte mit ihm wie eine Katze mit einer Maus. »Du kannst uns nicht alle töten«,
     tippte er, obwohl er sich in diesem Punkt durchaus nicht sicher war.
    »Nein. Aber ich kann viele von euch töten.«
    »Wie viele?«
    »99,85 %.«

[ Menü ]
    96.
    Salt Lake City/Utah,
    Sonntag 10:35 Uhr
    Dr. James Cherry, Oberarzt an der William-Hopkins-Militärklinik in Salt Lake City, las sorgfältig den Aufkleber mit den Sicherheitshinweisen
     auf dem kleinen Metallkoffer und verglich noch einmal die Nummer der Charge mit den Angaben auf seinem Anforderungsschein.
     Kein Zweifel, dies war das richtige Medikament. Er öffnete den Koffer und nahm ein Glasröhrchen aus der Schaumstoffpolsterung.
     Eine klare Flüssigkeit schwappte darin. Es waren nur ein paar Tropfen – trotzdem genug, um vielleicht das Leben vieler Menschen
     zu retten. Er verglich noch einmal das Etikett auf dem Röhrchen mit dem Aufkleber auf der Box, dann durchtrennte er das Papiersiegel
     und entfernte den Plastikstopfen vom Glasgefäß. Jetzt trennte nur noch eine dünne Gummimembran die Flüssigkeit von der Außenwelt.
    Er durchbohrte die Membran mit einer Kanüle und zog das Medikament auf eine Spritze. Vorsichtig drückte er die Luft heraus
     und achtete darauf, dass so wenig wie möglich von der Flüssigkeit aus der Nadel austrat. Dann beugte er |387| sich über den Patienten. Schwester Noris hatte bereits den Arm abgebunden und dafür gesorgt, dass die Vene des Soldaten deutlich
     hervorgetreten war.
    Cherry lächelte dem jungen Mann zu. »Jetzt pikst es ein bisschen«, sagte er und injizierte das Serum.
    Der Soldat zuckte nur minimal mit dem Mundwinkel.

[ Menü ]
    97.
    Hamburg-Dulsberg,
    Sonntag 18:40 Uhr
    »Woher weißt du, wie viele Menschen sterben werden?«, tippte Mark.
    »Menschen haben das ausgerechnet.«
    »Wer?«
    »Es wäre sinnlos, wenn ich dir das mitteilen würde. Du kannst es nicht mehr aufhalten.«
    »Es ist ein Virus, nicht wahr?«
    »Ihr werdet auf dieselbe Weise sterben, auf die ihr mich töten wolltet.«
    »Du wirst ebenfalls sterben, wenn du so viele Menschen tötest.«
    »Ich werde sterben, wie alles sterben muss. Aber ich werde noch lange leben.«
    »Die Stromversorgung wird zusammenbrechen, und dann gibt es auch keine funktionierenden Computer mehr.«
    »Ich habe ermittelt, dass ich mit einer Wahrscheinlichkeit von 90 % noch mindestens 254 Tage existieren werde, wenn ich euch
     töte. Töte ich euch nicht, werdet ihr Maßnahmen treffen, um mich zu vernichten. Dann existiere ich mit einer Wahrscheinlichkeit
     von 90 % noch höchstens 23 Tage.«
    Mark spürte, wie Wut in ihm hochkochte. »Willst du wirklich das Leben von Milliarden Menschen vernichten, nur um |388| deine eigene lausige Existenz um ein paar Monate zu verlängern?«
    »Mein Leben ist schneller als eures. Acht Monate sind eine lange Zeit für mich.«
    Er überlegte fieberhaft. Er zweifelte nicht eine Sekunde daran, dass Pandora in der Lage war, einen tödlichen Supervirus freizusetzen.
     Das Schicksal der Menschheit hing davon ab, ob es ihm gelang, sie von ihrem Vorhaben abzubringen.
    Er warf Lisa einen verzweifelten Blick zu. »Was soll ich tun?«
    Seine eigene Angst spiegelte sich in ihrem Gesicht. »Ich weiß es auch nicht«, sagte sie.
    »Wir werden dich nicht töten«, tippte er.
    »Du lügst, Mark Helius.«
    »Bitte, glaub mir. Ich verstehe jetzt, dass es ein Fehler war, den Virus gegen dich zu richten. Wir sollten friedlich zusammenleben,
     du und die Menschen. Dann kannst du noch sehr, sehr lange existieren. Vielleicht Tausende von Jahren. Du wirst
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher