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Das stille Qi Gong nach Meister Zhi-Chang Li: Innere Übungen zur Stärkung der Lebensenergie (German Edition)

Das stille Qi Gong nach Meister Zhi-Chang Li: Innere Übungen zur Stärkung der Lebensenergie (German Edition)

Titel: Das stille Qi Gong nach Meister Zhi-Chang Li: Innere Übungen zur Stärkung der Lebensenergie (German Edition)
Autoren: Ulli Olvedi
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Rolle, wenn du die Kugel nicht wie beschrieben nach oben steigen siehst; sie wird von selbst langsam aufsteigen und da bleiben.
Wiederhole dies mehrere Male und löse die Visualisation dann auf wie zuvor: zuerst den Kanal, dann den Lotos und dann die Kugel, eins nach dem anderen. Reinige den Atem wieder dreimal und beende die Übung wie üblich. [203]  

Ausblick
    Qi Gong ist zwar chinesischen Ursprungs, doch die Gesetzmäßigkeiten des Qi, mit denen in dieser kontemplativen Disziplin gearbeitet wird, gelten für alle Menschen. Diese zugrunde liegende Universalität macht es möglich, die Disziplin und Lehre aus ihrem ethnischen Kontext zu lösen und den alten Inhalten ein neues, unseren westlichen kulturellen Gegebenheiten angepasstes Gewand zu geben. Das ist nichts völlig Neues. Die grundlegenden Inhalte des hinduistischen Yoga wurden zum Beispiel vor etwa 1000 Jahren nach Tibet transportiert und dort zusammen mit dem Buddhismus in eine andere Kultur integriert. Buddhistische Schulen verbanden sich mit verschiedenen asiatischen Kulturen und machen seit ein paar Jahrzehnten im Westen eine ähnliche äußere Veränderung durch. Es ist also durchaus möglich, kulturübergreifend neue Formen zu finden, ohne die ursprünglichen Inhalte zu verzerren oder gar zu zerstören. Dabei sind jedoch ein paar Vorsichtsmaßnahmen zu beachten.
    So erscheint es mir beispielsweise wichtig, dass auch im Westen – wie in der alten taoistischen und buddhistischen Tradition – eine gründliche Schulung unter autorisierter Anleitung die feste Regel ist. Traditionell pflegten Schüler die offizielle Autorisierung durch ihren Lehrmeister abzuwarten, bevor sie selbst eine Disziplin weitergaben. Auch wenn wir Westler geneigt sind, lockerer mit Traditionen umzugehen, sollten wir doch den Anteil an Vernunft und psychischer Hygiene, den sie beinhalten, respektieren. Lehrer kontemplativer und meditativer Disziplinen weisen sich ihrerseits als Schüler ihres jeweiligen Lehrmeisters aus, oft rückblickend auf eine Traditionslinie, die Jahrhunderte in die Vergangenheit zurückreicht. Diese Gepflogenheit hat mehrere gute Gründe: Sie verbürgt eine gute Ausbildung; die Lehre und Disziplin werden vor Verwilderung geschützt; neu ernannte Lehrer kultivieren gesunde Bescheidenheit, indem sie die Leistungen ihrer Meister anerkennen und eine dankbare Wertschätzung hegen – eine wichtige Voraussetzung, um im Prozess des Weiterlernens nicht zu stagnieren. Ein gesundes Gefühl für »natürliche Hierarchie« wird genährt – ein mittlerer Weg, der weder zu Missachtung von Respekt noch zu Verehrungssucht verführt.
    Eine weitere Voraussetzung sollte die Ganzheitlichkeit der Auffassung des Qi Gong sein – als eine kontemplative Disziplin, die das äußere Leben ebenso berührt wie das geistige. Ein inspirierendes Symbol für diese umfassende Sicht ist das Mandala, wie es der tibetische Lehrmeister Chögyam Trungpa beschreibt:
Das Mandala-Prinzip ist ein wichtiger Begriff in den tantrischen Lehren. Das äußere Mandala ist mit der Außenwelt verbunden, damit, wie wir uns mit der Gesellschaft, mit Politik, Organisationen, häuslichen Beziehungen und so weiter auseinandersetzen. Das innere Mandala ist mit unserem Körper verbunden und damit, wie wir mit ihm umgehen. Das geheime Mandala ist mit der Art und Weise verbunden, wie wir uns mit unseren Emotionen auseinandersetzen. Wir müssen alle drei Mandala-Prinzipien gleichzeitig in unserer Erfahrung vereinigen. Wir können sie nicht trennen; wir können sie nicht getrennt, zu verschiedenen Zeiten, praktizieren. Wir müssen es auf einmal tun. Auf diese Weise werden die Dinge viel wirklicher. [204]  
    Auch der moderne Qi-Gong-Meister Lu Haixing bezieht sich auf dieses Prinzip der Interaktion aller Ebenen unseres Lebens und warnt vor einer einseitigen Auffassung des Qi Gong:
Die Praxis des Qi Gong ist eng mit dem Alltagsleben verbunden. Wenn man nicht ununterbrochen das Tao kultiviert, die Tugend nährt und das Temperament kontrolliert, wenn man ungesunde Ziele verfolgt oder sich perversem Verhalten hingibt, wenn man leicht in Wut gerät und Opfer heftiger Begierden ist, wird sich das wohlwirkende Qi verwandeln, und die harmonische Natur geht verloren. Dadurch wird der Körper untauglich für die Praxis, und negative Wirkungen sind die Folge. [205]  
    Die »Kultivierung des Tao« ist zwar eine Formulierung, die sich speziell auf den taoistischen spirituellen Weg bezieht, aber man kann sie auch
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