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Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Titel: Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)
Autoren: Simon R. Green
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wieder in Bewegung zu setzen. Die langsamen, rhythmischen Hufschl ä ge dr ö hnten gef ä hrlich laut durch die Grabesstille. Es gab nur eine M ö glichkeit, die endlose Nacht zu ü berwinden: einen schnurgeraden, schmalen Pfad, der die Finsternis von einer Grenze zur anderen durchschnitt und so alt war, dass kein Mensch mehr wusste, wer ihn angelegt hatte und warum.
    Der Düsterwald existierte seit undenklichen Zeiten und behielt seine Geheimnisse f ü r sich. Rupert drehte unruhig den Kopf hin und her, eine Hand immer am Schwertknauf. Er musste an den D ä mon denken, den er im Schlingforst bek ä mpft hatte, und ein Schauer lief ihm ü ber den R ü cken. Aber das Eindringen in den Düsterwald war ein kalkuliertes Risiko, denn wenn jemand wusste, wo er einen Drachen finden konnte, dann die Nachthexe.
    Vorausgesetzt, sie war nach all den Jahren noch am Leben. Vor Antritt seiner Reise hatte Rupert zusammen mit dem Hofastrologen die Archive der Burg nach einer Landkarte durchst ö bert, die ihn zu einer Drachenh ö hle f ü hren k ö nnte. Sie hatten keine gefunden, was Rupert ungemein erleichterte, waren aber auf das offizielle Hofprotokoll gesto ß en, das Opa Eduards Begegnung mit der Nachthexe schilderte. Der erstaunlich kurze Bericht (erstaunlich insofern, als die j ü ngste Ballade zu diesem Thema aus nicht enden wollenden hundertsiebenunddrei ß ig Versen bestand) enthielt einen fl ü chtigen Querverweis auf einen Drachen und den Tipp, die verbannte Hexe sei m ö glicherweise immer noch in ihrer H ü tte im Düsterwald anzutreffen, nicht weit von der Grenze zum Schlingforst.
    „Nenn mir einen Grund, warum sie mir bei meiner Suche helfen sollte“, hatte Rupert zweifelnd gesagt. „Immer vorausgesetzt, ich bin so wahnsinnig, ein Weib aufzusuchen, das sein Leben lang erwiesenerma ß en nach dem Blut anderer Leuten trachtete.“
    „Allem Anschein nach war sie deinem Opa sehr zugetan“, hatte der Astrologe geheimnisvoll entgegnet.
    Rupert hatte den Astrologen argw ö hnisch gemustert und ihn bedr ä ngt, diese Aussage n ä her zu erl ä utern, aber er war ihm wie gewohnt ausgewichen. Rupert traute dem Astrologen etwa so weit, wie er ihn werfen konnte, aber da er sonst keinerlei Hinweis hatte, wie man an einen Drachen herankam …
    Knorrige, krumme B ä ume ragten bedrohlich aus der Schw ä rze, als Rupert tiefer in die endlose Nacht ritt. Die einzigen Laute weit und breit waren die rhythmischen Hufschl ä ge des Einhorns, und selbst sie wirkten durch das unerbittliche Dunkel irgendwie ged ä mpft. Mehr als einmal lie ß er das Einhorn plötzlich anhalten und sp ä hte angestrengt in die Finsternis, fest davon ü berzeugt, dass ganz in seiner N ä he etwas Schreckliches lauerte. Aber da war nichts au ß er dem Dunkel und der Stille. Er hatte kein Licht, und wenn er einen Ast von einem der abgestorbenen B ä ume abbrach, um ihn als Fackel zu ben ü tzen, zerbr ö selte ihm das morsche Holz unter den Fingern. Ohne den Wechsel von Tag und Nacht verlor er jedes Zeitgef ü hl und ritt einfach dahin, bis mit einem Mal die dicht gedr ä ngten B ä ume zu beiden Seiten zur ü ckwichen und Rupert dem Einhorn bedeutete stehenzubleiben. Vor ihnen lag eine kleine Lichtung , begrenzt vom Leuchten phosphoreszierender Schw ä mme, und in der Mitte erhob sich ein dunkler Umriss, der nichts anderes als die Hexenh ü tte sein konnte. Rupert sah zum Nachthimmel auf, aber er sah weder Mond noch Sterne, nur eine dunkle Leere, die sich endlos auszudehnen schien.
    „Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist?“, wisperte das Einhorn.
    „Nein“, sagte Rupert. „Aber es ist unsere beste Chance, einen Drachen zu finden.“
    „Ehrlich gesagt finde ich das auch nicht gerade eine tolle Idee“, brummte das Einhorn.
    Rupert lächelte und schwang sich aus dem Sattel. „Du bleibst hier, w ä hrend ich mir die H ü tte ansehe.“
    „Du kannst mich hier nicht alleinlassen“, beschwerte sich das Einhorn.
    „Soll ich dich mitnehmen und der Nachthexe vorstellen?“, fragte Rupert.
    Das Einhorn hatte mit einem Satz den Pfad verlassen und sich hinter dem n ä chsten Baum versteckt.
    „Ich komme, so schnell ich kann, zur ü ck“, versprach Rupert. „Lauf nicht weg!“
    „Das ist der ü berfl ü ssigste Ratschlag, den mir je jemand erteilt hat“, maulte das Einhorn.
    Rupert zog sein Schwert, holte tief Luft und trat vorsichtig auf die Lichtung. Seine Schritte klangen in der Stille schrecklich laut. Er begann zu rennen. Beim Gedanken an
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