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Das Licht der Hajeps (German Edition)

Das Licht der Hajeps (German Edition)

Titel: Das Licht der Hajeps (German Edition)
Autoren: Doska Palifin
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Mesá, mein Name!“ stellte er sich vor und streckte ihr freundlich die freie Hand entgegen. Margrit erstarrte, nicht nur, weil sie das plötzliche Licht blendete, sondern auch wegen des Namens. War das nicht auch Georges Nachname gewesen? Aber der Mann war nicht George. Sie blinzelte, versuchte ihre Augen ans Licht zu gewöhnen. Auch wenn er dem in Größe, Körperbau und all seinen Bewegungen ähnelte. Sein Gesicht war hager, schmaler, irgendwie auch die Form seiner Lippen anders, weicher und voller, die Nase nicht so aristokratisch, sondern eher breit und knubbelig, die Stirn schon etwas gelichtet … vermutlich war er ein ganzes Stück älter als George, also gar nicht so jung, wie sie zunächst gedacht hatte. Außerdem erschien er Margrit nicht ganz so groß und trug eine Brille mit Drahtbügel.
    „Ich bin Irmgard, Irmgard Müller!“ log Margrit, denn irgendwie misstraute sie ihm, sie wusste auch nicht warum. „Haben Sie zufällig einen Bruder, der George heißt?“ hörte sie sich schon fragen, ehe er ihre unverletzte Hand ergreifen konnte. Er stierte sie entgeistert und mit offenem Munde an. „Sie kennen George?“ dann hustete er. „Ich meine … ist er … ist er Ihnen begegnet?“
    Margrit schwieg und seine Augen bohrten sich regelrecht in ihre, als ob wahnsinnig viel von dieser Antwort abhinge. Sie war noch immer misstrauisch. Was spielte sich hier eigentlich ab?
    „Sie sind also Georges Bruder?“ fragte sie einfach wieder zurück, feindlich seinem stechenden Blick begegnend.
    „Nein!“ Der Blick ging endlich zu Boden. „George ist mein Cousin! Aber er ist bei uns aufgewachsen! Er war immer unser Nesthäkchen und stets eigenwillig. In letzter Zeit gingen unsere Meinungen sehr auseinander. Vielleicht lag das auch an Dagmar.“
    Er schaute sich nach der jungen Frau um, die jetzt ohne Hund wieder aus dem Schatten kam, fröhlich ein Liedchen vor sich hin summend. Sie schien Robert und Margrit zuzulächeln und verschwand dann im Haus, wo die Alte sie wieder mit einem heftigen Wortschwall empfing.
    „Er hat Dagmar sehr verehrt, so wie ich!“ fuhr Robert leise fort. „Ich siegte bei ihr! Das hat er nicht verkraftet. Dabei war er noch so jung. Zwölf Jahre jünger als sie. Ich kann das alles nicht begreifen!“ Er sah sie wieder fragend an. „Und? Ist er Ihnen begegnet?“
    Margrit nickte zögerlich.
    „Oh Gott, das ist wirklich ein Wunder!“ stieß er erleichtert aus. „Ach, Sie wissen ja, wie es in diesen schrecklichen Zeiten ist! Man kann nicht mehr damit rechnen, sich wiederzusehen! Der Tod schwingt immer schneller die Sense. Wir können ihn nicht aufhalten!“
    Der Mann sah so traurig aus, dass plötzlich Mitleid Margrits anfängliche Skepsis vertrieb. „S … so, schlimm …“, stotterte sie darum, „sollte man das alles nun doch nicht sehen. Ich meine … so ohne Hoffnung! ”
    „Das sind genau Georges Worte!“ rief er fassungslos. „Die reinste Seelenverwandtschaft! Und ich dachte immer, die Welt hätte nicht mehr ganz so viele Verrückte parat!“ Er spielte nervös an seinem schmalen Brillenbügel herum. „Denn auf was sollte man denn noch großartig hoffen?“
    „Ich weiß es nicht. Aber man sollte ruhig an das Gute glauben, selbst wenn es schwächer als das Böse zu sein scheint!“ versuchte Margrit ihn zu trösten.
    Er lachte in sich hinein. „Sie meinen also, da gibt es etwas Böses und etwas Gutes, was auf unserer alten Erde plötzlich herumspukt?“
    „Schon immer! Und das nicht nur auf der Erde! Wir Menschen müssen nur wissen, auf welcher Seite wir stehen, dann wird uns schon etwas einfallen!“
    „Sehr süß, diese Erklärung! Die Wahrheit aber ist, eine neue Spezies wird in ein paar Jahren die Menschen auf dieser Erde völlig ausgerottet haben. Uns“, er schluckte, „hat es dann mal gegeben! Ja ja, so ist es mit der Natur. Stärkere vertreiben Schwächere, das ist ganz natürlich! Das sind die brutalen Gesetze des Lebens!“
    „So sehe ich das nicht!“ konterte Margrit abermals, jedoch sehr viel leiser.
    „Mag sein, aber so ist es nun mal!” Er nahm die Brille ab und putzte die energisch mit einem Hemdzipfel. „Tja, nun ist mein Cousin ja weg und das wohl für immer!“
    Er dachte kurz nach, ehe er hinzusetzte: „Das letzte, was ich noch von ihm weiß, ist, dass er nach Würzburg wollte, um Hajeps zu beobachten!“ Er schob sich die frisch geputzte Brille wieder auf seine Nase und blinzelte Margrit grinsend zu. „Er meinte nämlich, dass uns das vielleicht
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