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Das Jahr der Kriesen

Das Jahr der Kriesen

Titel: Das Jahr der Kriesen
Autoren: Philip K. Dick
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Seine Stimme senkte sich um einen Ton, wurde drohend und tödlich. »Hören Sie zu, Sal Heim«, wiederholte er. »Wir kennen unser Geschäft: Mischen Sie sich nicht in unser Geschäft, und wir werden uns nicht in das Ihre mischen. Beginnend mit dem heutigen Abend werden unsere Fernsehansager in jeder Sendung zur Erde einen Reklame-Hinweis für Schwarz einfügen, direkt in der Mitte des großartigen Meister-d’oevres – Sie wissen schon, wo die Mädchen... nun, Sie wissen, was ich meine. Ja, ich meine diesen Teil. Und wir werden eine Kampagne daraus machen, das Publikum wirklich gewinnen. Wir werden Bill Schwarz’ Wiederwahl sicherstellen.« Er fügte hinzu: »Und wir werden die gründliche, totale Niederlage dieses farbigen Mackers sicherstellen.«
    Sal sagte nichts. Das große, mit Teppichen ausgestattete Büro war still.
    »Keine Reaktion von Ihnen, Sal? Werden Sie untätig dasitzen und zusehen?«
    »Ich bin hier heraufgekommen, um ein Mädchen zu besuchen, das ich mag«, erwiderte Sal. »Sparky Rivers, so heißt sie. Ich würde sie jetzt gerne sehen.« Er fühlte sich müde. »Sie ist anders als all die anderen... Wenigstens anders als all jene, die ich ausprobiert habe.« Er rieb sich die Stirn und murmelte: »Nein, ich bin jetzt zu müde. Ich habe mich anders entschlossen, ich gehe einfach.«
    »Wenn sie so gut ist, wie Sie sagen«, meinte der Kopf, »wird es von Ihnen keinerlei Energie erfordern.« Er lachte in Anerkennung seiner Schläue. »Schickt ein Mädel namens Sparky Rivers hier herunter«, wies er an, während er eine Taste auf seinem Schreibtisch drückte.
    Sal Heim nickte schwerfällig. Da war etwas dran. Und schließlich war dies der Grund, weshalb er hierhergekommen war, dieses uralte, anerkannte Heilmittel.
    »Sie arbeiten zu hart«, sagte der Kopf heftig. »Was ist los, Sal? Verlieren Sie? Offensichtlich brauchen Sie unsere Hilfe. Sehr dringend, in der Tat.«
    »Hilfe, Quatsch«, sagte Sal. »Was ich brauche, ist eine Ruhepause von sechs Wochen, und zwar nicht hier oben. Ich sollte ein ‘axi nach Afrika nehmen und Spinnen jagen oder was immer im Moment die große Mode ist.« Trotz all seiner Probleme hatte er den Anschluß nicht verloren.
    »Diese großen, grabenziehenden Spinnen sind jetzt out«, informierte ihn der Kopf. »Jetzt sind es wieder die Nachtmotten.« Walts rechter Arm zeigte auf die Wand, und Sal sah, hinter Glas, gewaltige, schillernde Kadaver, unter einer ultravioletten Lampe ausgestellt, die all ihre vielen Farben hervorholte. »Hab’ sie selbst gefangen«, erklärte der Kopf und tadelte sich dann selbst: »Nein, das hast du nicht; ich war’s. Du hast sie gesehen, aber ich habe sie schnell in das Tötungsgefäß gesteckt.«
    Sal Heim saß schweigend da und wartete auf Sparky Rivers, während sich die beiden Bewohner des Kopfes darüber stritten, welcher von ihnen die afrikanischen Motten mitgebracht hatte.
     
    Der kostspielige – und dunkelhäutige – Top-Privatdetektiv Tito Cravelli, der von N’York aus operierte, übergab der Frau, die ihm gegenübersaß, die Ergebnisse, die sein Altac-3-60-Computer aus den ihm zur Verfügung gestellten Daten abgeleitet hatte. Es war eine gute Maschine.
    »Vierzig Krankenhäuser«, sagte Tito. »Vierzig Transplantationen innerhalb des letzten Jahres. Statistisch ist es unwahrscheinlich, daß die Bank für Lebenswichtige Organe der UN so viele Organe in einer so begrenzten Zeit zur Verfügung hatte, aber es ist möglich. Mit anderen Worten: Wir haben nichts.«
    Mrs. Myra Sands zog nachdenklich ihren Rock glatt, steckte sich dann eine Zigarette an. »Wir werden willkürlich unter diesen vierzig auswählen. Ich möchte, daß Sie mindestens fünf oder sechs Fälle nachverfolgen. Wie lange werden Sie dafür brauchen?«
    Tito rechnete stumm. »Sagen wir: zwei Tage. Wenn ich hingehen und Leute aufsuchen muß. Natürlich kann ich einiges davon per Phon machen...« Er arbeitete gern mit dem Produkt der Vidphon-Gesellschaft Amerikas – das bedeutete, daß er in der Nähe des Altac 3-60 bleiben konnte. Und wenn irgend etwas herauskam, konnte er die Daten auf der Stelle eingeben, ohne Verzögerung eine Meinung bekommen. Er respektierte den 3-60. Er hatte ihn vor einem Jahr, als er ihn gekauft hatte, um eine ganze Menge zurückgeworfen. Und er hatte nicht vor, ihm zu gestatten, brachzuliegen, nicht, wenn er etwas dagegen tun konnte. Aber manchmal...
    Dies hier war eine schwierige Situation. Myra Sands war nicht von der Sorte, die Ungewißheit
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