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Das Ist Mein Blut

Titel: Das Ist Mein Blut
Autoren: Sigrun Arenz
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laufen. Selbst so musste sie trotz der griffigen Reifen äußerst vorsichtig fahren, weil die Straßenbegrenzungen kaum zu erkennen waren. Sie waren noch nicht weit gekommen, als ihr Handy abermals klingelte. Diesmal ist es sicher Rainer, dachte sie mit einer Mischung aus Erleichterung darüber, endlich seinen Bericht zu hören, und Ärger, weil er sich so viel Zeit gelassen hatte.
    »Soll ich rangehen?«, fragte Römer, doch Eva deutete auf den uniformierten Kollegen – Gollwitzer, erinnerte sie sich wieder an seinen Namen, und er reichte ihm das Gerät. Sie war der Meinung gewesen, dass der Pfarrer schließlich doch ein Außenstehender war und nicht mehr mitbekommen musste als nötig. Sie hatte nicht bedacht, dass der Kollege alles Wichtige ohnehin laut wiedergeben würde.
    »Huber von seinem Wagen aus«, erklärte Gollwitzer und hörte dann wieder zu. »Ja … Okay … Huber sagt, Heinrich Weiher hat das Haus vor einer Stunde verlassen.«
    »Was?«, rief Eva aus und verriss um ein Haar das Lenkrad. Der Wagen rumpelte durch ein wassergefülltes Schlagloch, ehe sie ihn wieder unter Kontrolle hatte.
    »Yup«, stimmte der Kollege trocken zu. »Moment …« Er lauschte, dann murmelte er mehr für sich: »Zefix, da wirste ja verrückt …«
    »Was?«, wollte Eva ungeduldig wissen.
    »Er ist zu Margarete Hofmanns Wohnung gefahren«, teilte er mit.
    »Verdammt, und der Kollege hat nichts unternommen?«
    Auf der Rückbank wiederholte der Beamte ihre Worte getreulich ins Telefon, hörte noch einmal schweigend zu und sagte dann: »Huber hatte Anweisung, nur zu beobachten. Außerdem sagt er, dass Weiher nur ganz kurz dort gewesen sei …«
    »Ganz sicher bei der Hofmann? Der Kahlert wohnt da auch.«
    »Huber ist ausgestiegen. Er kam nicht ins Gebäude, weil er nicht auffallen wollte, aber das Haus hat doch eine Glastür. Weiher hat bei der Hofmann geklingelt, ist aber nicht reingegangen, das hat er sehen können. Er hat wohl nur an der Tür mit ihr geredet, eine oder zwei Minuten, länger nicht, dann ist er wieder gegangen. Er ist zu sich gefahren und hat die Wohnung seither nicht wieder verlassen.«
    »Danke«, murmelte Eva.
    »Danke«, echote Gollwitzer ins Handy und legte auf.
    Eva brachte den Wagen am Straßenrand zum Stehen und legte den Kopf auf das Lenkrad. »Ich will nicht mehr«, erklärte sie erschöpft. »Dieser Scheißfall macht mich fertig.«
    Hinter ihr hupte jemand, dann zog ein dunkler Mercedes an ihnen vorbei und badete ihre Windschutzscheibe in schmutzigem Abwasser. Eva bedachte den Fahrer mit einem unfeinen Schimpfwort und richtete sich dann mit bitterer Miene auf. »Wieso? Wieso ergibt in diesem Fall nichts mehr einen Sinn? Wieso jetzt doch wieder der Weiher?« Für den Augenblick hatte sie einfach nicht mehr die Energie, weiterzumachen. Herwig Römer reichte ihr schweigend einen Schokoladenriegel. »Beruhigt die Nerven.«
    »Danke. Was ich brauche, sind Erklärungen. Oder ein Seil zum Aufhängen.« Sie nahm die Schokolade trotzdem. »Was nun?«, fragte sie kauend.
    »Ich rufe mal die Station an«, schlug der uniformierte Kollege vor. Römer schaltete das Autoradio ein, das bloß laut rauschte. Er drehte am Frequenzknopf, aber der Empfang war generell schlecht. »… heftige Regenfälle …«, waren die einzigen Worte, die Eva aufschnappte, ehe sie die Aufmerksamkeit auf das Handy richtete, das ihr der Beamte von der Rückbank reichte. »Schatz hier«, sagte sie knapp, als sich jemand meldete. »Etwas Neues?«
    Die weibliche Stimme am anderen Ende bat um einen Moment Geduld, dann erklärte sie. »Ja, wir haben einen Anruf an Margarete Hofmann von 0175 … Augenblick, ich sage Ihnen gleich, wer der Anrufer war …« Im Hintergrund war das tonlose Klappern einer Computertastatur zu vernehmen. Eva versuchte, nicht darüber zu spekulieren, wer die Hofmann angerufen hatte, da sämtliche ihrer Überlegungen an diesem Tage durch die Ereignisse über den Haufen geworfen worden waren. »Ja, hab’s gleich«, ließ sich die Mitarbeiterin am Computer vernehmen. »Mobiltelefon natürlich … die Frau hat übrigens nicht abgehoben … der Anruf kam von … oh …«
    »Was oh?«
    »Das war PK Rainer Sailer«, erwiderte die Stimme.
    »Was denkt sich der Typ?«, rief Eva entnervt. »Haben wir eine Ortung?«
    »Irgendwo am See«, lautete die Antwort.
    »Am See? Ich hatte ihn zu Kahlerts Surfschule geschickt, aber er hat sich bei mir nicht mehr gemeldet. Habt ihr in der Station irgendwas von ihm gehört?«
    »Ich glaube
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