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Das Gesetz der Balance - chinesisches Gesundheitswissen für ein langes Leben

Das Gesetz der Balance - chinesisches Gesundheitswissen für ein langes Leben

Titel: Das Gesetz der Balance - chinesisches Gesundheitswissen für ein langes Leben
Autoren: Gräfe und Unzer
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auch wenn sie Bakterien gekannt hätten, wären sie ihnen nicht wichtig gewesen.
    Denn die TCM hat sich immer gefragt, wie der Körper selbst mit einem bestimmten Infekt bzw. mit einer bestimmten Entzündung umgeht. Das heißt, es geht ihr nicht darum, wer das Immunsystem durcheinanderbringt, sondern darum, welche eigenen Möglichkeiten im Immunsystem selbst stecken – wie es sich also gegenüber bestimmten Erkrankungen behaupten kann.
    URSACHE ODER FOLGE?
    Im Vordergrund unseres westlichen Denkens steht die Differenzierung der schädigenden Erreger. Die chinesischen Ärzte leugnen nicht deren Existenz, aber die Erreger spielen für sie keine Rolle. Während wir in ihnen die Ursache für die Erkrankung sehen, betrachten die Chinesen ihr Vorhandensein bereits als die Folge einer missglückten Abwehrreaktion. Denn nicht jeder Kontakt mit einem gefährlichen Virus, Bakterium oder Pilz führt zu einem Infekt. Warum also kommt es manchmal zum Infekt und manchmal nicht? Die Antwort auf diese Frage hängt mit unserer körpereigenen Abwehr zu zusammen.
    AUSLÖSENDE FAKTOREN
    Die auf Naturbeobachtung beruhende TCM hat frühzeitig festgestellt, dass Klimaeinflüsse die Immunreaktionen des Menschen beeinflussen. So lässt sich leicht zeigen, dass unter Föhneinfluss Kopfschmerzen zunehmen, bei nasskaltem Wetter Schnupfengefahr droht oder bei schwülheißem Wetter Durchfallerkrankungen Konjunktur haben. Deshalb beschreibt die TCM ihre Infektmuster nach Klimareizen als Kälte-, Wind-, Gluthitze-, Trockenheit- oder Feuchtigkeitserkrankung, wohl wissend, dass das Klima zwar nicht die Ursache, aber immerhin der Auslöser einer Störung ist. Im frischen Stadium lassen sich die verschiedenen Muster relativ leicht unterscheiden.
    › Kälte führt zu Kopfschmerzen, schweißlosem Fieber, zu Schmerzen in Nacken oder Lendenwirbelsäule. Sinkt das Krankheitsgeschehen in tiefere Schichten, entstehen Blasenentzündungen, Gelenkschmerzen oder Durchfall. Die Zunge wird blass, der Belag bleibt weiß.
    › Wind führt zu (Stirn-)Kopfschmerzen, Halsschmerzen, Augentränen, Fließschnupfen. Bei Absinken in die Tiefe kommt es zu wandernden Gelenkschmerzen, Schwindel oder Sensibilitätsverlusten. Der Zungenbelag ist dünn und weiß.
    › Feuchtigkeit führt zu Müdigkeit, verstopfter Nase, übel riechendem Schweiß, im fortgeschrittenen Stadium zu Appetitlosigkeit, Juckreiz, Atemnot. Der Zungenbelag wird dick und gelblich.
    › Trockenheit führt zu Fieber mit Schwitzen, Halsschmerzen, trockener Haut, später zu Husten mit Auswurf, Ekzembildung. Der Zungenbelag ist gelb und trocken, der Zungenkörper gerötet.
    › Gluthitze zeigt sich in Fieber mit extremer Erschöpfung, bei Verschlimmerung in vermindertem Harnfluss, Benommenheit, Erbrechen und Durchfall. Der Zungenkörper wird dunkelrot, der Belag eher spärlich und gelb.
    Entsprechend den klimatischen Bedingungen überwiegen in Westeuropa die Klimareize Wind, Kälte und Feuchtigkeit. Aber auch Trockenheit, beispielsweise durch trockene Raumluft, und Gluthitze, etwa bei schwüleißem Sommerwetter, können hierzulande als Krankheitsauslöser wirken.
    Aus den oben aufgeführten fünf Bausteinen bilden sich die 500 im Shanghan lun beschriebenen Muster, mit denen der Organismus prinzipiell reagieren kann. Zuordnungen zu westlichen Erkrankungen sind nicht möglich.
    Denn der gleiche Virus kann bei verschiedenen Menschen unterschiedliche Muster hervorrufen. Die Verlaufsbeobachtungen innerhalb der Muster erlauben Aufschlüsse darüber, ob sich die Krankheit in Richtung Verschlimmerung oder Heilung entwickelt. Die Kenntnis dieser Muster ermöglicht uns nun einen Blick auf die Mechanismen unseres Verteidigungssystems.

    Wie die Abwehr funktioniert
    BEI EINEM UNBELASTETEN Menschen hat das Immunsystem eigentlich den absoluten Traumjob: Ein- oder zweimal im Jahr arbeitet es wenige Tage auf Hochtouren. Dazwischen hat es 50 Wochen Urlaub. Doch während dieser Urlaubszeit besteht eine gewisse Rufbereitschaft. Denn das Immunsystem weiß nicht im Voraus, wann es wieder gefordert sein wird. Ist es dann so weit, muss es unmittelbar anspringen. Minuten entscheiden darüber, wie gravierend sich ein Infekt auswirkt.
    Infekte tangieren zunächst die Oberfläche des Körpers, also die Haut und die Schleimhäute. Aufgabe des Immunsystems ist, dafür zu sorgen, dass keine tieferen Schichten betroffen werden. Ein Eindringen der Entzündung in die Bronchien, die inneren Organe, die Muskulatur oder das Knochensystem soll
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