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Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere

Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere

Titel: Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere
Autoren: Peter F. Hamilton
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war.
    Während sie ihren Weg den Great Major Canal entlang Richtung High Pool fortsetzten, richtete Paula ihren Blick über das unkrautgesättigte Wasser hinweg auf die unverkennbare Culverit-Zikkurat. In dem Moment endlich konnte sie Justines Schwermut nachempfinden, darüber, wie leer die Stadt war. Schon dieser Besuch Makkathrans begeisterte sie, doch es in der Glanzzeit des Waterwalkers zu sehen, zu erleben, wie sich Intrigen entfalteten und Menschen begegneten, das kannte sie nur aus den Träumen - es musste einfach herrlich gewesen sein.
    Eine Brücke über den Market Canal, an die sie sich nicht erinnerte, führte sie nach Eyrie. Als Paula zu den krummen und schiefen Türmen aufblickte, konnte sie hinter der Kristallkuppel die gewaltige Anzahl von Raiel-Schiffen erkennen, die sich schützend um ihren uralten Kameraden scharten.
    »Was geschieht als Nächstes?«, fragte sie.
    »Das werden wir gemeinsam entscheiden«, entgegnete Qatux. »Die Veränderung wird uns hart angehen, vermute ich. Die Leere hat uns so lange Sinn und Zweck gegeben, dass sie ein fester Bestandteil dessen ist, was wir wurden.«
    »Ihr wisst, dass ihr im Commonwealth immer willkommen seid.«
    »Eure Freundlichkeit ehrt euch. Nichtsdestotrotz haben wir gegenüber den übrigen Spezies, die im High Angel und all unseren anderen Archenschiffen leben, eine Verantwortung.«
    »Werdet ihr sie nach Hause bringen?«
    »Möglicherweise. Aber einige von ihnen haben keine Heimatwelten mehr, auf die sie zurückkehren könnten. Es wurde bereits der Vorschlag gemacht, dass wir unser ursprüngliches Vorhaben wieder aufnehmen und uns in unbekannten Galaxien ausbreiten, um neu anzufangen.«
    »Und du, Qatux, was ist mit dir? Haben die Raiel noch eine Heimatwelt?«
    »Ja. Aber es ist keine, die auch nur einer von uns wiedererkennen würde. Seit der Zeit, da wir der Leere den Krieg erklärten, haben sich zwei andere intelligente Spezies auf ihr entwickelt. Es wird keine Heimkehr für uns geben.«
    »Vielleicht ist es so das Beste. Ich habe auch einmal heimzukehren versucht. Aber ich hatte mich, während ich fort gewesen war, zu sehr verändert. So geht es uns allen.«
    Schließlich standen sie vor der Kirche der Herrin. Auf den Stufen, die zum Eingangsportal hinaufführten, zögerte Qatux.
    »Du musst das nicht tun«, sagte Paula mitfühlend.
    »Doch, ich muss.«
    Im Innern der Kirche herrschte Stille. Durch das transparente Hauptdach fiel Licht herein, erleuchtete die Mitte und tauchte die Nebennischen in Schatten. Direkt am Saum des silberdunstigen Scheins stand resolut wie eh und je die weißmarmorne Statue der Herrin. Paula schaute auf zu dem würdevollen, perfekt ausgearbeiteten Gesicht, und ihre Mundwinkel hoben sich zu einem anerkennenden Lächeln. »Sie wirkt hier so anders«, sagte sie. »Allerdings bin ich ihr auch nur einmal begegnet. Wir haben uns gleich, als wir auf Far Away ankamen, getrennt.«
    »Ich erinnere mich«, sagte Qatux. »Es war der Tag, an dem ich sie zum ersten Mal traf.«
    »Ich war damals dagegen.«
    »Und trotzdem hab' ich sie geliebt. Sie war so schillernd, so makellos, so durchdrungen von Leben. Sie lehrte mich, wieder zu fühlen. Ich verdanke ihr alles.«
    »Wie ist sie wohl hierhergekommen?«
    »Sie ist natürlich relifed worden, nachdem Cat sie umgebracht hatte. Ich lieferte damals die Erinnerungen für ihren neuen Körper, denn ich hatte ja an allem teilgehabt, was sie bis zuletzt wahrgenommen hatte. Das war auch der Grund, warum wir uns trennten. Es gab nichts mehr für uns zu erfahren.«
    »Also hat sie sich an Bord eines Brandt-Kolonieschiffs begeben, um ein neues Leben anzufangen. So mancher Brandt war nach dem Starflyer-Krieg vom Commonwealth enttäuscht, angeblich soll fast ein Fünftel der Führungsriege der Dynastie damals mitgeflogen sein. Sie haben sie an Bord bestimmt mit offenen Armen empfangen. Sie muss schrecklich allein gewesen sein, das arme Ding.«
    »Es war das Beste so. Dann muss Makkathran sie gehört haben, als ihr Schiff um den Wall herumgeflogen ist - irgendwie. Und sie fälschlicherweise für einen Raiel gehalten haben, denn unsere beiden Bewusstseine hatten so vieles miteinander geteilt. Also hat Makkathran nach ihr gerufen.«
    »Und die Leere erledigte den Rest. So wie immer.«
    »Ja.« Qatux streckte einen Tentakel aus und streichelte die Wange der Statue. »Leb wohl, meine Geliebte.« Dann wandte er sich ab und verließ die Kirche.
    Paula konnte dem Drang nicht widerstehen, einen letzten
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