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Das Casting (German Edition)

Das Casting (German Edition)

Titel: Das Casting (German Edition)
Autoren: Verena Rank
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dabei arbeiten sie höchstens fünf bis sechs Stunden! Kommen sie am Samstag, den 23. Juli um 18:00 Uhr vorbei und machen sie sich ganz unverbindlich ein Bild von ihrer zukünftigen Arbeit!
     
    Darunter stand die Adresse.
     
    Es kann nur am Schock und meiner daraus hervorgehenden Unzurechnungsfähigkeit gelegen haben, dass ich einen Tag später um die besagte Uhrzeit im Warteraum einer Firma Namens Hot Dream Productions saß . Mit mir waren noch zwei Dutzend andere Männer da. Scheiße, ich musste völlig verrückt geworden sein ! Ich spielte die ganze Zeit mit dem Gedanken, zu gehen, doch dann stellte ich mir vor, wie sie Mama in ein anderes Heim verlegten, wo sie bestimmt nicht so gut versorgt wurde. Ansehen konnte ich mir das Casting ja mal . Wenn ich nach der Aussage meiner Freunde ging, sah ich ganz passabel aus und besaß eine athletische Figur. Also erfüllte ich schon einmal die wichtigsten Kriterien. Natürlich würde ich niemals einen Pornofilm drehen, aber Soft- Erotik war doch etwas anderes als Porno, oder? Außerdem handelte es sich hier lediglich um ein Fotoshooting . Während ich überlegte, wuchs meine Unsicherheit.
    Ich blieb sitzen und blickte unauffällig in die Runde. Da fiel er mir auf, denn er wirkte mindestens so fehl am Platz, wie ich selbst es vermutlich tat.
    Er war etwa in meinem Alter, seine Attraktivität zog mich sofort an. Sein dunkles Haar berührte den Kragen seines Shirts und fiel ihm teilweise in die Stirn. Eisblaue Augen fokussierten rastlos den Raum. Der Kerl besaß breite Schultern und eine schmale Taille, was man bei seinem weißen , figurbetonten  T-Shirt gut erkennen konnte. Er machte einen nervösen Eindruck, wippte unablässig mit dem rechten Bein und kaute immer wieder an seinen Fingernägeln. Als sich unsere Blicke begegneten, hatte ich das Gefühl, er würde genauso zweifeln wie ich. Wir lächelten uns ermutigend zu.
    Er war ein krasser Kontrast zu dem bulligen Mann neben ihm, der vor Selbstbewusstsein geradezu strotzte. Immer wieder fuhr sich dieser Schwarzenegger-Verschnitt durch die Frisur und musterte sämtliche Männer im Raum. Er zwinkerte mir zu und fuhr sich lasziv über die Lippen. Igitt!
    Ich senkte rasch den Blick und fixierte meine weißen Nikes. In dem Moment öffnete sich eine Tür und ein Typ mit schwarzen, fettigen Haaren erschien im Türrahmen. Er rieb sich die Hände und blickte in die Runde.
    „Guten Tag, meine Erren!“, begrüßte er uns mit starkem französischem Akzent. „Herzlisch willkommen bei Hot Dream Productions . Isch bin Jean-Claude und werde ier gleisch eine Vorauswahl treffen. Die Ause rwählten mögen mir bitte folgen! “
     
    Eine Viertelstunde später befand ich mich mit etwa zehn anderen Typen in einem Raum, der aussah, wie ein riesiges Wohnzimmer. Sofas in verschiedenen Farben und Formen standen herum, auf kleinen Tischchen befanden sich geschmacklose Requisiten, wie zum Beispiel eine Kerze in Form einer Ananas. Ein halbes Dutzend Studioleuchten war hier aufgestellt, wir mussten aufpassen, dass wir nicht über die vielen Kabel stolperten. Ich machte mir fast in die Hosen vor Angst und überlegte ein weiteres Mal, ob ich einfach verschwinden sollte. Mittlerweile konnte ich nicht mehr nachempfinden, wie ich auf diese saudumme Idee gekommen war . Was hatte ich erwartet? Der attraktive Kerl von vorhin war auch da. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie beruhigte mich seine Anwesenheit. Immer wieder suchten wir Blickkontakt und ich wurde das Gefühl nicht los, dass er dieselben Fluch t gedanken hegte wie ich.
     
    „Isch mös chte, dass sich jeder von e usch einen Partner sucht und mit diesem eine wilde Knutscherei beginnt. Macht es eusch ruhig auf den Sofas bequem. Und legt eusch ins Zeug, isch möchte etwas sehen“, wies uns Jean-Claude geschäftig an und verschränkte die Arme vor der Brust. „Fummeln und ausziehen ausdrücklisch erlaubt“, setzte er grinsend hinzu. Mir wurde schlecht. „Wer mis ch überzeugt at, kommt in die zweite Runde.“
    Okay, spätestens hier wurde mir endgültig klar, dass ich fehl am Platz war. Mit einem wildfremden Kerl rumknutschen? Ich war bestimmt nicht prüde, aber das war mir alles zu primitiv und ich hatte Angst davor, was in der zweiten Runde folgen würde. Von wegen Fotoshooting! Ich ärgerte mich über meine Naivität.
    Im nächsten Moment, so schnell konnte ich gar nicht schauen, packte mich jemand am Handgelenk und gleich darauf lag ich in den Armen dieses schleimigen
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