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Darkover 02 - Herrin der Stuerme

Darkover 02 - Herrin der Stuerme

Titel: Darkover 02 - Herrin der Stuerme
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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durch die erschreckende und zunehmende Bewußtheit des Sturms zu ihr zu laufen, sich zu vergewissern, daß mit ihr alles in Ordnung war. Aber ein Junge von zehn Jahren konnte nicht wie ein kleines Kind zu seiner Mutter rennen, um auf ihrem Schoß zu sitzen. Außerdem war Aliciane, die sich wenige Tage vor ihrer Niederkunft befand, schwerfällig und unbeholfen geworden. Es würde unmöglich sein, sie jetzt mit seinen Ängsten und Sorgen zu behelligen.
Besonnen nahm er den Falken wieder auf und trug ihn die Treppenstufen hinab. In einer Luft, von Blitzen und diesem merkwürdigen und unerhörten Sturm erfüllt, konnte er ihn nicht frei fliegen lassen. Der Himmel war blau (es sah nach einem guten Tag für Falken aus), aber Donal konnte die schweren und drängenden magnetischen Ströme in der Luft und das mächtige Knistern der Elektrizität fühlen.
Ist es meiner Mutter Angst, die die Luft mit Blitzen füllt, so wie es bisweilen der Zorn meines Großvaters tat? Plötzlich wurde er von seiner eigenen Angst überwältigt. Er wußte wie jedermann, daß Frauen manchmal während einer Geburt starben. Er hatte sich Mühe gegeben, nicht daran zu denken, aber jetzt, von der Angst um seine Mutter überwältigt, konnte er das Knistern seiner eigenen Angst im Blitzschlag fühlen. Noch nie hatte Donal sich so jung und hilflos gefühlt. Er wünschte sich sehnlichst an den ärmlichen Hof von Rockraven zurück. Selbst die in Lumpen gekleidete und unbeachtete Existenz als armer Cousin in der Festung irgendeines Verwandten wäre ihm jetzt recht gewesen. Zitternd brachte er den Falken zu den Käfigen zurück. Den Tadel des Falkners akzeptierte er mit solcher Ergebenheit, daß der alte Mann glaubte, der Junge müsse krank sein.
    Weit weg, in den Räumen der Frauen, hörte Aliciane das unablässige Grollen des Donners; undeutlicher als Donal spürte sie das Merkwürdige an diesem Sturm. Und sie fürchtete sich.
Die Rockravens waren aus dem intensiven Zuchtprogramm für die Laran-Gaben ausgesondert worden. Wie die meisten ihrer Generation hielt Aliciane dieses Zuchtprogramm für eine abscheuliche Tyrannei. In diesen Tagen würde kein freies Bergvolk erdulden, daß man Menschen im Hinblick auf wünschenswerte Eigenschaften wie Vieh heranzüchtete.
Und doch hatte sie ihr Leben in zwanglosen Gesprächen über tödliche Gene, rezessive Merkmale und Blutlinien, die das erwünschte Laran in sich trugen, verbracht. Wie konnte eine Frau ein Kind ohne Angst gebären? Aber hier war sie nun in Erwartung der Geburt eines Kindes, das Aldarans Erbe werden konnte, und im Bewußtsein, daß sein Grund, sie zu wählen, weder ihrer Schönheit – wenngleich sie ohne Eitelkeit wußte, daß sie es ihrem Aussehen verdankte, daß sein Blick auf sie gefallen war – noch der vorzüglichen Stimme, die sie zu Lady Deonaras bevorzugter Balladensängerin gemacht hatte, zuzuschreiben war. Aldaran wußte, daß sie einen kräftigen, mit Laran begabten Sohn geboren, damit ihre Fruchtbarkeit unter Beweis gestellt hatte und die Geburt eines Kindes überleben konnte.
Oder besser: Ich habe sie einmal überlebt. Aber beweist das mehr, als daß ich Glück hatte?
Als reagiere es auf ihre Angst, strampelte das ungeborene Kind heftig. Aliciane ließ eine Hand über die Saiten der Rryl, einer kleinen Harfe, die sie im Schoß hielt, gleiten und hielt das Instrument mit der anderen fest. Sie spürte die beruhigende Wirkung der Schwingungen. Als sie zu spielen begann, spürte sie Unruhe unter den Frauen, die zu ihrem Beistand anwesend waren. Lady Deonara liebte ihre Sängerin aufrichtig und hatte in diesen letzten Tagen ihre geschicktesten Ammen und Kammerzofen geschickt. Mikhail, Lord Aldaran, kam in ihr Zimmer. Er war ein großer Mann in der Blüte seines Lebens, wenn auch sein Haar vor der Zeit ergraut und er weit älter war als Aliciane, die erst im letzten Frühjahr ihren vierundzwanzigsten Geburtstag gefeiert hatte. Sein Schritt klang schwer in diesem ruhigen Raum, er hörte sich eher nach dem Tritt genagelter Schuhe auf dem Schlachtfeld an.
»Spielst du zu deinem eigenen Vergnügen, Aliciane? Ich hatte geglaubt, eine Musikantin gewänne ihre größte Freude aus dem Applaus, und doch finde ich dich hier, für dich und deine Frauen spielend«, sagte er lächelnd und zog einen zierlichen Stuhl heran, um sich neben sie zu setzen. »Wie steht es um dich, mein kostbarer Schatz?« »Ich fühle mich wohl, aber auch müde«, sagte sie lächelnd. »Es ist ein unruhiges Kind, und ich
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