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Damon Knights Collection 4

Damon Knights Collection 4

Titel: Damon Knights Collection 4
Autoren: Damon Knight
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seiner Koje eingeschlafen war. An seinem Handgelenk, das sich an seinen zerzausten Kopf schmiegte, glomm immer noch die zusammengeschrumpfte Sonne.
    Balank betrachtete eine Weile den Waldhüter forschend. Die Kritik des Mannes an den Maschinen störte ihn. Natürlich kritisierten die Leute dauernd die Maschinen, aber immerhin hing die Menschheit in zunehmendem Maße von ihnen ab, und die meiste Kritik war oberflächlich. Cyfal schien an der ganzen Rolle der Maschinen zu zweifeln.
    Es war äußerst schwierig zu entscheiden, wieviel Wahrheit darin lag. Zum Beispiel die Werwölfe. Sie waren von jeher die Feinde des Menschen, und vermutlich verfolgten die Maschinen sie deshalb so unerbittlich – zum Wohle des Menschen. Und besaßen sie wirklich magische Kräfte? – Das hieß Kräfte, die über die des Menschen hinausgingen, die es ihnen ermöglichten zu überleben und zu gedeihen, wie es der Mensch nicht konnte, obwohl ihn alle Kräfte der Städte unterstützten. Der Dunkle Bruder: so nannten sie den Werwolf, weil er wie die Schattenseite des Menschen war. Aber er war kein Mensch – worin er sich genau unterschied, vermochte freilich keiner zu sagen, nur daß er überlebte, wo der Mensch es nicht konnte.
    Immer noch stirnrunzelnd ging Balank zur Tür und schaute hinaus. Der Mond stieg höher und warf ein bleiches scheckiges Licht durch die Bäume der Lichtung und auf den Roboterwagen. Balank wurde an jenen fernen Tag erinnert, an dem auch die Sonne nicht wärmer scheinen würde.
    Der Roboterwagen war auf Sendung geschaltet, und Balank fragte sich, mit wem er wohl in Verbindung stand. Wahrscheinlich mit dem Hauptquartier, das er um neue Anweisungen bat und dem er Bericht erstattete.
    »Ich lasse mich eine Stunde auffrischen«, sagte er. »Ist dir das recht?«
    »Nur zu. Ich halte solange Wache«, sagte die Sprechleitung des Roboterwagens.
    Balank ging wieder in die Hütte, setzte sich an den Tisch und klammerte den Auffrischer um seine Stirn. Er sank sofort in Bewußtlosigkeit, eine Bewußtlosigkeit, die ihn für die nächsten zweiundsiebzig Stunden mit genügend Schlaf und Traum auflud. Am Ende der eingestellten Stunde erwachte er und nahm irritiert wahr, daß in seinem Kopf Verwirrung herrschte.
    Ehe er den Kopf vom Tisch hob, kam ihm der Gedanke: Wir haben überhaupt keine Menschen in dieser eisigen Zukunft gesehen.
    Er richtete sich auf. Selbstverständlich war es nur eine zufällige Auslassung in einem kurzen Programm gewesen. Menschen waren nicht so wichtig wie Maschinen, und das galt in noch stärkerem Maße für die ferne Zeit. Aber in keinem Ausschnitt der Berichterstattung waren Menschen gezeigt worden, nicht einmal in den gigantischen Städten. Die Maschinen hatten sich zur Zeit der historischen Emanzipation verpflichtet, die menschliche Rasse immer zu schützen.
    Also ich rede Stuß, sagte sich Balank. Cyfals subversive Bemerkungen hatten seinen Kopf unheilvoll belastet. Instinktiv schaute er zum Wildhüter hinüber.
    Cyfal lag tot in seiner Schlafkoje. Verrenkt. Der Kopf baumelte über den Rand der Matratze, die Kehle war herausgerissen. Blut quoll noch aus der Wunde, tröpfelte träge von einer Schulter auf den Boden.
    Balank raffte sich zusammen und trat zu ihm. Cyfals eine Hand umklammerte ein Stück graues Fell.
    Der Werwolf hatte zugeschlagen! Balank griff sich entsetzt an die Kehle. Offenbar war er rechtzeitig erwacht, um sein eigenes Leben zu retten, und das Wesen war geflohen.
    Lange Zeit stand er da und starrte voll Mitleid und Grauen auf den toten Mann herab, ehe er das Stück Fell aus seinem Griff löste. Er musterte es mit Abscheu. Es war weicher, als er es sich bei einem Wolfspelz vorgestellt hatte. Er drehte die Haare auf seiner Handfläche um. Ein Stück Haut war mit den Haaren ausgerissen worden. Er betrachtete es genauer.
    Ein Buchstabe war in die Haut eingeprägt.
    Zwar nur schwach, aber schließlich entzifferte er ein »S« am Rande der Haut. Nein, es mußte eine Quetschung sein, ein Fleck, alles andere als ein eingeprägter Buchstabe. Denn das hieße, daß es synthetisch und als Beweisstück zurückgelassen war, um Balank irrezuführen …
    Er rannte zur Tür, packte unterwegs sein Lasergewehr und stürzte nach draußen. Er sah, wie der Roboterwagen über die Lichtung auf ihn zukam.
    »Wo bist du gewesen?« rief er.
    »Auf Patrouille. Ich habe etwas zwischen den Bäumen gehört und einen flüchtigen Blick von einem großen grauen Wolf erhascht, aber es ist mir nicht gelungen, ihn zu
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