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Damon Knights Collection 4

Damon Knights Collection 4

Titel: Damon Knights Collection 4
Autoren: Damon Knight
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dem abgeschirmten Guckfenster. »Hallo, Andrew.«
    Das Nylonnetz flimmerte weiß zwischen ihren Gesichtern, es blendete zu sehr, als daß man hätte wirklich hindurchschauen können. Dann wurde die Tür geöffnet, und Andrew trat ein, seine Hand zum Gruß ausgestreckt. Aber Paul hatte sich schon umgewandt, um ihn hineinzuführen.
    Es war kühl und düster, und die langen Reihen von Versuchsröhrchen und Glasgehäusen glitzerten matt; zwei große Glasschränke waren inwendig so mit Feuchtigkeit beschlagen, daß ihr Inhalt nicht zu erkennen war. Ein langer Experimentiertisch erstreckte sich quer durch das ganze Gebäude; daran waren Abflußrohre angeschlossen, und Haltegestelle, Brenner, Zentrifugen und anderes Gerät, das er nicht kannte, standen darauf. Abseits in einer Ecke befand sich, eingezwängt zwischen zwei riesigen Aktenschränken, ein alter grauer Schreibtisch aus Metall.
    »Setz dich«, sagte Paul, sich selbst hinter dem Schreibtisch niederlassend. »Es tut mir leid, wir sind hier ziemlich primitiv eingerichtet. Nimm die Kiste da.«
    Andrew setzte sich und fühlte sich unbehaglich. Es war Jahre her, daß seine Sitzpartie sich mit solchen Notbehelfen hatte abfinden müssen.
    »Na«, sagte Paul, »es ist ja eine ganze Weile her.«
    Jetzt endlich in der Lage, Paul deutlich zu sehen, preßte Andrew die Kiefer zusammen. Es schien wirklich wahr zu sein, was ihm da seine Agenten an unglaublichen Gerüchten zugetragen hatten. Paul hatte sich überhaupt nicht verändert. Das dünne, dunkle Haar, fortwährend an der Kippe zur Glatze, war dasselbe. Das runde Kindergesicht hatte weder Falten noch Runzeln. Der bohnenstängendürre Körper war noch immer straff und hager. Andrews Hand schlüpfte verstohlen unter das Jackett. Der Schneider in London hatte vor zwei Monaten wieder einmal seine Anzüge erweitert.
    »Ja, eine ganze Weile«, sagte Andrew. »Was machst du denn hier so weit draußen?«
    »Billiges Grundstück. Billiges Labor. Ich habe hier ein Mädchen im Labor und einen Mann draußen in den Ställen für die Schwerarbeit. Leute aus der Umgebung. Ich hatte ja nie viel Geld an der Hand, wie du weißt.«
    War das eine Spitze gegen ihn? Andrew tastete nach seinem Zigarrenetui, zog es hervor, und als Paul den Kopf schüttelte, fingerte er eine für sich selbst heraus.
    Paul beobachtete ihn beim Anzünden. »Wie ich sehe, sind deine Hände ja wieder recht ordentlich hergestellt. Ich hätte nicht gedacht, daß du sie je wieder benutzen könntest.«
    Andrew streckte sie ihm hin, so daß er sie anschauen konnte. Die Handteller und Finger bis hinauf zu den Spitzen waren mit Narbengewebe überzogen, hart und weiß. Das war das eine Andenken an den letzten Tag ihrer Partnerschaft. Narben an seinen Händen und Glück bei seinen Unternehmungen.
    »Ein ganzes Becherglas voll Säure«, sagte Paul. »Es ist erstaunlich, daß du überhaupt noch Hände hast.«
    »Ich war an diesem Tag gedankenverloren.«
    »Aber es hat dir auch ganz gut gepaßt, nicht wahr. Es verhalf deiner Abreise zu solch logischer Dringlichkeit.«
    »Ich konnte von da an nicht mehr mit den Händen arbeiten«, sagte Andrew. Er krümmte seine Hände, steif, schwerfällig.
    »Glücklicherweise hast du sie zum Arbeiten auch nicht mehr gebraucht«, sagte Paul und lächelte dünn. »Sag mir doch, wie hast du es angestellt, mich zu finden?«
    »Ich habe drei Jahre gebraucht.«
    »Du scheinst was ziemlich Schlimmes zu wollen.«
    »Du weißt, was ich will«, sagte Andrew.
    Paul schwieg und starrte auf die Schreibtischplatte. Andrew beobachtete ihn haargenau. Was ging in seinem Gehirn vor? War es Genugtuung, daß er erleben konnte, wie er schließlich von Andrew aufgesucht worden war? Oder war es vielleicht Vorsicht, nach dem, was vor langer Zeit geschehen?
    »Schau her«, sagte Andrew unverblümt. »Ich habe kein Geschick, Leute herumzukriegen. Die Möglichkeit, Macht auszuüben, wird dich locken, vermute ich. Du wirst dich daran gewöhnen, Anweisungen zu geben.«
    »Du hast eine ganze Menge Macht, nicht wahr?«
    »Ja. Nun, ich bedaure jetzt, daß fünfunddreißig Jahre vergangen sind, seit wir zusammenarbeiteten. Aber ich versuche nicht, mich zu entschuldigen. Du und ich, wir waren eine verschiedene Sorte Mensch. Du warst auf Wissen aus. Du hast es erlangt. Ich war auf Macht aus. Ich habe sie erlangt. Du wirst selbst wissen, daß du, um zu erreichen, was du wolltest, auf etliche Dinge im Leben verzichten mußtest. Ich kann mir vorstellen, daß du deine ethischen
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